Global Ops: Commando Libya (bitComposer) geschrieben von Alexander Eschner
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Manchmal werden Spiele aktueller, als man es je erwartet hätte. Die Entwickler von "Global Ops: Commando Libya" wurden von der Wirklichkeit eingeholt. Zwar stehen nicht die Aufstände der libyschen Bevölkerung im Mittelpunkt, aber das Land Libyen selbst. Ob die Ereignisse im realen Leben dem Titel unter die Arme greifen, bleibt fraglich. Dennoch ist es mehr als interessant, an einem echten Brennpunkt der Welt digital eingreifen zu dürfen. Bombenstimmung Die fiktive Geschichte des Titels handelt von dem Verlust einer thermonuklearen Bombe, die seit 21. Januar 1968, nach einem Flugzeugabsturz, verschollen ist. Am besagten Datum flog ein B-52G-Bomber mit insgesamt vier thermonuklearen Bomben an Bord über das Eismeer der "North Star Bay" nahe der "Thule Airbase". Aus nicht bekannten Umständen stürzte der Bomber ab. Suchtrupps, die zu der Unglücksstelle eilten, konnten das Wrack lokalisieren. In dem Trümmerhaufen finden die Suchenden aber lediglich drei der einstigen vier Bomben. Selbst nach mehrfachem Auskundschaften bleibt die letzte todbringende Waffe verschollen. Die Jahre ziehen ins Land ohne auch nur eine einzige Spur über den Verbleib des nuklearen Sprengkörpers. Bis zum heutigen Tag. Die CIA bekommt Informationen darüber, dass ein berüchtigter Waffenhändler und Mafiaboss namens Yebievdenko über ein neues Schmuckstück verfügt. Hierbei handelt es sich um die verschollene thermonukleare Bombe. Sie soll, Gerüchten zufolge, an den libyschen Machthaber verkauft werden. Die USA befürchten einen Terroranschlag als Rache für das Eingreifen in den Libyenkonflikt. Nun liegt es in der Hand des Spielers, über Erfolg und Misserfolg zu entscheiden. Als Mitglied einer Spezialeinheit wird er auf eine Mission geschickt, die die Übergabe verhindern und die Waffe wieder in amerikanischen Besitz bringen soll. Spuren führen den Protagonisten von Grönland über Nordafrika bis nach Libyen. Code Red Der erste Einsatzort des Spielers sind die Eiswüsten von Grönland. Hier wird ein Schiff zum Transport des Sprengkörpers vorbereitet. Das Ziel ist klar: Die Bombe darf ihr auserkorenes Ziel niemals erreichen. Das erste Level dient gleichzeitig als Tutorial, in dem der Spieler alle wichtigen Kniffe und Manöver lernt. Dabei fällt gleich das hervorragende Deckungssystem ins Auge. Der Spieler kann hinter jeder nur erdenklichen Barriere, sei es eine massive Steinmauer oder ein einfacher Schreibtisch, in Deckung gehen. Wurden diese Tatsachen erst einmal verinnerlicht, darf den Bösewichten so richtig an den Kragen gegangen werden. Ausgerüstet mit einem Sturm- und schweren Maschinengewehr begibt sich der Spieler zu einer Siedlung nahe dem Hafen. Dort wimmelt es bereits von Feinden. Die gut ausgerüsteten und mit weißer Uniform getarnten Wachen sind das erste Hindernis, das überwunden werden will. Aufgrund des herrschenden Schneesturms sind die Widersacher zum Teil schwer zu erkennen. Dennoch bleibt nichts anderes übrig, als in die Siedlung einzudringen. Kaum hat der Spieler die Grenzen des Ortes erreicht, wird er fürstlich mit Gewehrsalven begrüßt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, das Gelernte in die Tat umzusetzen. Der Spieler sollte schnell Deckung suchen. Hat der Protagonist einen geeigneten Ort entdeckt, kann der nächste Schritt geplant werden. Die übrigen, vom Computer gesteuerten, Teammitglieder suchen sich automatisch Deckung. Haben sie diese erreicht, eröffnen sie sofort das Feuer auf die Kontrahenten. Nun darf der Spieler entscheiden, ob er blind aus der Deckung feuert, es mit gezielten Salven versucht oder weiter vorrückt. Im Übrigen könnte Sperrfeuer den Kameraden helfen, selbst voranzuschreiten. Dabei kommen sie völlig ohne Befehle des Spielers zurecht. In zähen Gefechten um jeden Zentimeter werden die Angreifer bezwungen und die Mission kann fortfahren. Es sei erwähnt, dass jede vom Gegner fallen gelassene Waffe aufgehoben und benutzt werden kann. Doch das Inventar ist begrenzt. Der Spieler kann zwei Gewehre, eine Pistole und Handgranaten mit sich führen. Somit muss hin und wieder nachgedacht werden, ob sich ein Waffenwechsel lohnt. Die Gefechte mit Gegnern finden nicht nur ausschließlich im Freien statt. Oft genug kommt es zu erbitterten Häuserkämpfen, in denen das Deckungssystem erst so richtig zur Blüte kommt. Zum Teil können diese Scharmützel mehrere Minuten in Anspruch nehmen. Doch neben dem dynamischen Vorrücken zu Fuß können stationäre Geschütze und sogar Fahrzeuge, wie beispielsweise Panzer, verwendet werden. Der einzige Wermutstropfen des Spiels ist der lineare Verlauf, der kaum Platz für Erkundungen bietet. Zwar ist das bei einem Action-Titel nichts Neues, aber mehr Freiheit wäre wünschenswert. Dafür sind die Einsatzorte und Mission durchaus unterschiedlich und abwechslungsreich. Blickwinkel "Global Ops: Commando Libya" sieht dank der Unreal-3-Technologie verdammt gut aus. Diese konnte man bereits bei der Spielreihe "Gears of War" von "Epic Games" bewundern. Alle Texturen sind scharf, selbst auf größere Entfernungen. Die verwendeten Animationen für Fahrzeuge oder Figuren wirken glaubhaft und flüssig. Das Spiel weist keine groben grafischen Schnitzer auf. Erstaunlicherweise sind bis auf ein oder zwei Clipping-Fehler keine weiteren Anomalien aufgefallen. Ebenfalls sehr schön anzusehen sind die Wettereffekte. Im Schneesturm herrschen zum Teil nur wenige Meter Sicht. Klart dieser etwas auf, kann der Spieler sogar erkennen, dass die Schneeflocken aus verschiedenen Richtungen verweht werden. Ein Faktor, der das ganze Szenario unterstützt, ist die dynamische Platzierung der Kameraperspektive. Sobald der Spieler zu rennen beginnt, schwenkt die Kamera ein Stück nach unten und verfolgt den Protagonisten wackelnd. So entsteht der Eindruck, dass die Aufnahmen von einem begleitenden Kameramann gedreht werden. Diese Effekte wirken wirklich realitätsnah. Nennenswert ist auch die gut funktionierende physikalische Berechnung. Alles fällt, rutscht und fährt so, wie es soll. Klangvoll Der Titel ist mit reichlich stimmungsvoller und überzeugender Musik gespickt. Es finden sich sowohl dynamische, fast schon aggressive als auch ruhige und entspannende Musikstücke wieder. Jedes einzelne ist so platziert, dass die Wirkung nicht verfehlt wird. Auch bei den Geräuschen gibt es nichts zu beanstanden. Die Gegner sprechen sogar die jeweilige Landessprache. Der Klang der Umgebung passt hervorragend zu der gerade herrschenden Situation. So ertönt das typische Knistern des Schnees, sobald der Spieler über diesen läuft, jeder einzelne Luftzug ist zu hören. Auch die Geräusche, die von Waffen und Fahrzeugen ausgehen, können überzeugen. Global Player Glücklicherweise gibt es bei diesem Titel auch einen gut bestückten Mehrspieler-Modus. Neben den klassischen Spielmodi "Deathmatch" und "Team-Deathmatch", kann der Spieler sein Geschick auch im Spielmodus "Domination" auf die Probe stellen. Die "Deathmatch"-Varianten machen richtig Spaß, was liegt daran, dass stupides Drauflosgehen meistens zum Scheitern verurteilt ist. Der Spieler sollte definitiv das Deckungssystem nutzen, sonst hat er schlichtweg verloren. Aufgrund des etappenweisen Vorrückens von Stellung zu Stellung kommen taktisch orientierte Spieler definitiv besser vom Fleck. Gerade bei der Team-Variante sollten alle an einem Strang ziehen. Ohne taktische Manöver, wie beispielsweise Flankieren, würde sich jede Gefechtssituation zu einem Sitzkrieg entwickeln. Bei "Domination" geht es darum, einen Punkt einzunehmen und zu halten. Auch hier ist gutes Teamwork gefragt. Ohne gute Positionierung des ganzen Teams hat man selten die Chance zu gewinnen. Der Mehrspieler-Modus bringt eine hohe Langzeitmotivation und sollte von jedem Spieler einmal ausprobiert werden. Jedem Zocker ist klar, dass es sich bei "Global Ops: Commando Libya" um ein Spiel und kein politisches Statement handelt, eine Wertediskussion stellt sich somit nicht. Mit "Global Ops: Commando Libya" kommt ein Titel auf den Markt, der für viele Third-Person-Action-Spieler einen Blick wert ist. Neben der durchaus gelungenen Geschichte kann das Spiel besonders mit dem Mehrspieler-Modus überzeugen. Alles in allem ist Spectral Games ein guter Titel gelungen, der die Aufmerksamkeit der Spielergemeinde verdient hat. (22.09.2011)
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