FIM Speedway Grand Prix 3 (Rondomedia) geschrieben von Witali Blum
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Falls die Leser dieses Reviews ebenso wie der Verfasser nur laienhafte Kenntnisse des Rennsports besitzen, können sie vermutlich mit dem Kürzel "FIM" nicht viel anfangen. Interessanterweise kommt es aus dem Französischen und lautet voll ausgeschrieben "Fédération Internationale de Motocyclisme". Der Name steht für den größten Motorradweltverband, dem laut Wikipedia neunzig nationale Verbände angehören. Wenn ein Computerspiel "FIM Speedway Grand Prix 3" heißt, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Motorradrennen auf verschiedenen Strecken den Inhalt bestimmen. Auf die Plätze ... In "FIM Speedway Grand Prix 3" bestreitet man in der Gestalt eines berühmten Rennfahrers wie zum Beispiel Andreas Johnson Wettrennen gegen andere Stars aus der Motorradrennszene. Genretypisch muss man möglichst schnell die Ziellinie überqueren, ohne dabei von den drei Kontrahenten überholt zu werden. Was am Anfang simpel klingt, erweist sich als eine schwierige Aufgabe, denn der rutschige Bodenbelag, die scharfen Kurven sowie die Maschinen der Gegner bringen einen ungeübten Fahrer leicht zu Fall. Glücklicherweise hat man vor jedem offiziellen Wettstreit die Möglichkeit, den Parcours in einem Training zu testen und so die eigenen Siegchancen zu erhöhen. Außerdem ist nicht jedes Rennen automatisch verloren, wenn man unfreiwillig die eigene Maschine über den Lenker verlässt, denn ein Schiedsrichter entscheidet mehr oder weniger willkürlich , ob ein Mitfahrer den Unfall verschuldet hat und deswegen disqualifiziert wird. Immerhin erhält man dann bei insgesamt vier Rennfahrern die Bronzemedaille und darf den "Grand Prix" mit einigen Bewertungspunkten fortsetzen. Fertig ... Sehr früh begreift man, dass Bremsen und Lenken ein zu schnelles Motorrad in diesem Spiel nicht davon abhalten können, in die Streckenbegrenzung und Werbetafeln zu brettern. Man steht also vor der Wahl, vor den Kurven die Geschwindigkeit zu verringern und dabei womöglich die Abgase der anderen Mitfahrer zu schlucken, oder eine Technik anzuwenden, die besonders für die rutschigen "Speedways" geeignet ist das "Driften". Anstatt zu bremsen, legt man also das Motorrad stark auf die Seite und gibt in mehreren Schüben Gas, so dass die Maschine quer in die Kurve hineinrutscht und schließlich gleich weiter geradeaus beschleunigen kann. Nach etwas Übung stellen die Computergegner auf den elf, vom Aussehen her fast identischen, Strecken überhaupt keine Herausforderung mehr dar. Lediglich der Schiedsrichter kann dem Spieler in die Quere kommen, wenn er ihn im Falle, dass zum Beispiel ein Kontrahent ohne irgendeinen erfindlichen Grund hinfällt oder auf die grüne Rasenfläche der Rennstrecke abgedrängt wird, als scheinbaren Verursacher disqualifiziert. Da spielt es oft keine Rolle, dass man ungefähr zehn Meter vor dem Unfall die Spitze anführte. Die Entscheidungen erscheinen deswegen oft willkürlich. Darüber hinaus kann man während laufender Meisterschaften die zweirädrigen Vehikel tunen und bei Beschädigung natürlich auch mit Ersatzteilen reparieren, denn nur ein intaktes Fahrzeug lässt sich einigermaßen sicher über die aalglatten "Speedways" führen. Abgesehen vom Einzelspielermodus erlaubt das Rennspiel auch eine Partie über das Internet, bei der maximal vier Fahrer gegeneinander antreten. Die Möglichkeit, mit Freunden zu spielen, ist bitter nötig, da nach kurzer Zeit die computergesteuerten Fahrer immer gegen den geübten Spieler verlieren vor allem, wenn man das richtige Timing zum Losfahren an der Startlinie gefunden hat. Viel zu schnell sind die insgesamt elf Meisterschaften mit Goldtrophäen abgeschlossen. Von "herausragender KI", wie es auf der Spielverpackung heißt, kann keine Rede sein. Los! Die Steuerung von "FIM Speedway Grand Prix 3" ist etwas gewöhnungsbedürftig, da sich nicht nur die Fahrmanöver auf Motorrädern stark von vierrädrigen Fahrzeugen unterscheiden, sondern auch jeder Parcours einen eigenen Belag besitzt, auf dem die Maschinen mehr oder weniger schlittern. Obwohl die Kontrolle via Gamepad oder Joystick möglich ist, erreichte man im Test mit der Tastatur die besten persönlichen Zeiten. Dabei dienen die "WSAD"-Tasten zum Lenken, Beschleunigen und Bremsen. Wichtig ist natürlich auch der Leerlauf, den man mit "M" aktiviert und wieder ausschaltet. Damit kann nämlich das Motorrad schon vor dem Start die beste Drehzahl erreichen, ohne die Startlinie durch einen Frühstart zu berühren. Fotofinish Leider ist die Grafik des Spiels nicht auf dem neuesten Stand. So erscheinen zwar die Fahrer mit ihren Motorrädern detailliert und können sogar nach einem Rennen in der Wiederholung aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, dafür aber wirkt alles andere spartanisch und klobig. Es ist merkwürdig, dass die Entwickler im Handbuch immer wieder betonen, "FIM Speedway Grand Prix 3" enthalte die offiziellen Rennstrecken und Lizenzen zu den Städten wie zum Beispiel Prag, Göteborg oder Cardiff, obgleich jeder Parcours bis auf die Werbetafeln absolut identisch ist. Damit nicht genug: Das Spiel vermittelt den Eindruck, die großen Preise des Motorradweltverbandes werden erstritten, indem man kleine Fußballstadien umrundet und dabei nur Linkskurven zu meistern hat. Sehr zweifelhaft ist auch die angepriesene "realistische Physik", bei der der Bodenbelag mit dem Aussehen von Asphalt noch rutschiger ist als zum Beispiel Matsch. Vielleicht meinte man aber damit auch einfach die Tatsache, wie schön die Fahrer mit Hilfe der "Ragdoll"-Physik vom Motorrad fliegen können. Nationalhymne Die Hintergrundgeräusche der Motorräder sind etwas übertrieben, da selbst bei einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde die Maschine so knattert, als ob dem Spieler der Motor gleich um die Ohren fliegt. Wenig Abwechslung bieten auch die gelegentlichen Jubelrufe der Pixelmännchen auf den Zuschauertribünen. Außerdem verzichtete man auf die deutsche Synchronisation der Rennkommentatoren, so dass die eigenen Leistungen nur im Englischen herauszuhören sind. Lediglich der rockige Soundtrack verleiht "FIM Speedway Grand Prix 3" den Flair eines Bikertreffs. Zusammenfassend kann man über "FIM Speedway Grand Prix 3" sagen, dass selbst der niedrige Kaufpreis von knapp vierzehn Euro den Kauf dieses Spiels nicht rechtfertigt. Was auf der Verpackung zur tollen Motorradrennsimulation hochgejubelt wird, entpuppt sich schnell als eine Enttäuschung. Selbst die schwächelnde Grafik wäre noch zu verzeihen, wenn man sich nur mit den Rennstrecken etwas mehr Mühe gegeben hätte. So aber verliert das Spiel bereits nach zehn Minuten seinen Reiz, da man immer wieder die gleichen Kurven mit unterschiedlichem Bodenbelag fährt. Allerdings könnte man sich vorstellen, dass Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren viel Spaß an dem Spiel hätten, da es für sie schon eine Herausforderung wäre, die Steuerung zu meistern. (14.10.2008)
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