| Mein Gestüt - Ein Leben für die Pferde (dtp young entertainment) geschrieben von Jan-Erik Steinkrüger
| ||||||||||||||||||
Computerspiele für Mädchen sind selten. Solche, die auch noch Inhalte und Spielspaß bieten, sogar richtige Raritäten. "Mein Gestüt - Ein Leben für die Pferde", das auch für die Wii erhältlich ist, mag zwar klischeehaft bleiben - erinnert es doch in Ästhetik und Zielsetzung sehr stark an Pferdezeitschriften für Mädchen zwischen acht und vierzehn Jahren -, bietet jedoch glaubwürdige Einblicke in den Alltag eines Pferdehofes und hält durch abwechslungsreiche Aufgaben den (laut Zielgruppe eher weiblichen) Spieler auch mittelfristig bei Laune. Mein eigener kleiner Reiterhof Der Zustand des alten Gestüts an der Mühle ist bedenklich. Die Reithalle ist unbrauchbar, im Stall zieht es und für Besucher ist das Gästehaus unzumutbar. Doch das ist nun vorbei, denn jetzt kommst du und bringst deine ärgsten Konkurrenten an den Rand der Verzweiflung. Durch Fohlentraining, Pferdezucht und -pflege sowie Gästezimmervermietung und gewonnene Reitturniere kommt das nötige Kleingeld in die Kasse, um den Hof im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Ohne Fleiß kein Preis Wie in anderen, thematisch eher klassischen Aufbau- und Wirtschaftssimulationen gilt es, Stück für Stück durch das Erspielen des notwendigen Geldes und Gewinnen kleinerer Zwischenaufgaben das Gelände - in diesem Fall das Gestüt - aufzuwerten, beziehungsweise zu renovieren. Gleichzeitig muss aber auch das Tagesgeschäft am Laufen gehalten werden. Bei "Mein Gestüt - Ein Leben für die Pferde" besteht die alltägliche Routine aus Stall ausmisten, Pferde pflegen, füttern und trainieren und der Kontrolle der Gesundheit der Pferde. Man bewegt sich dafür mit Hilfe der Maus und der Leertaste auf dem Gestüt. Generell ist bei der Steuerung eine besonders nahe Anlehnung an die Wii erkennbar, was sich durch die parallele Veröffentlichung für PC und Wii erklären lässt. Die Pferdepflege ist in Form von Minispielen gestaltet, die mit Hilfe der Maus ausgeführt werden. Es gilt zunächst, mit Bürste oder Wasserschlauch das Pferd zu putzen. Dabei hilft das Bürsten, Vertrauen zum Pferd aufzubauen, während im Gegenzug das Abduschen weniger Zeit in Anspruch nimmt. Zusätzlich müssen die Hufe in einem weiteren Minispiel von Steinen befreit werden. Besonders saubere Pferde und Hufe werden mit goldenen Hufeisen belohnt, die neue Aufgaben frei schalten und im späteren Verlauf mehr Gäste auf den Hof locken. "Ohne Moos ist nichts los." Die Pferde brauchen teures Futter und Medizin; neue Gebäude und Pferde müssen auch gekauft werden. Außerdem will sich ein wahrer Pferdenarr eine schicke Reiterkluft und einen schönen Sattel leisten können. Also gilt es, auch die nötigen Einnahmequellen zu sichern. Die Gästebetreuung ist erst gegen Mitte des Spieles möglich und bringt auch eher geringe Erträge. Lukrativer dagegen sind das Trainieren von Fohlen, Pferdemassagen und die Zucht neuer Pferde nach den Vorgaben eines Kunden. Die dafür benötigten Gebäude müssen allerdings erst renoviert werden. Alle drei Dienstleistungen sind wiederum in Form von mausgesteuerten Minispielen gestaltet, bei denen der Schwierigkeitsgrad regelmäßig variiert. Entsprechend der Schwierigkeit berechnet sich der Arbeitslohn. Durch das Lesen von Fachbüchern kann man die Einnahmen noch steigern. Nun wäre es kein Pferdespiel, wenn der Spieler sich nicht auch selbst in den Sattel begeben könnte. Rund um den Hof liegen Landschaften, die es auf dem Rücken eines Pferdes zu entdecken gilt. Im Ausrittgelände verteilt stehen goldene Hufeisen zum Sammeln von Bonuspunkten, die man in zusätzliche Pferde und Reitbekleidung investieren kann. Zusätzlich finden Reitturniere in den Geländen statt, bei denen sich Geld und Ansehen verdienen lassen. Aber dafür muss ein Pferd gesund und gekräftigt sein, dem Reiter vertrauen und Erfahrung sammeln. Also heißt es im Vorfeld eines Turniers: üben, üben, üben. Pferdezeitschriften lassen Grüßen Insgesamt ist den Entwicklern von sproing eine ausgewogene grafische Umsetzung gelungen, bei der die einzelnen Aspekte - Menschen, Pferde, Gebäude und Landschaften - zueinander passen. Zielgruppenorientiert erinnert die Gestaltung mit ihrer eher weichen Farbgebung und ihrer Darstellung, die zwar realistisch, aber von negativen Assoziationen frei gehalten wird, an Pferdezeitschriften, die bei manchen Mädchen vor der Pubertät sehr beliebt sind. Es ist nun mal die glückliche Welt eines Gestüts, die vermittelt werden soll. Besonders gut gelungen ist die Umsetzung der Landschaften und Pferde. Country und Süßholz Wenngleich seichte Aufzugmusik mit einem Einschlag Countrymusik in der Realität selten anzutreffen ist, passt diese Kombination sehr gut in die Welt von Pferden und glücklichen Reitern abseits vom Trubel einer globalisierten Welt. Welches Mädchen denkt bei der Weite der Landschaft auf dem Rücken eines Pferdes nicht an eben solch einen Klang - irgendwo zwischen Tiefeifel und ein wenig amerikanischer Wildnis. Bedauerlich ist allerdings, dass nur eine Melodie durch das gesamte Spiel begleitet. Die Sprecherstimmen sind, wie auch die Geräusche der Pferde, ebenfalls lieblich bis süßholzrasplerisch, aber zum Gesamtkonzept des Spiels passend. Es handelt sich bei "Mein Gestüt - Ein Leben für die Pferde" um ein Spiel für Menschen, die Pferde lieben und für kurze Zeit erleben wollen, wie es ist, einen eigenen Reiterhof zu bewirtschaften. Wer etwas anderes erwartet oder nur Spott für Pferdenarren aufbringen kann, sollte lieber seine Finger von dem Spiel lassen. Unter den gegebenen Voraussetzungen ist es aber ein gelungenes Aufbauspiel mit niedlichen und abwechslungsreichen Miniaufgaben und einer der Zielgruppe angemessenen grafischen und musikalischen Umsetzung. Wäre ich zwölf, ein Mädchen und würde auf Pferde stehen, käme "Mein Gestüt - Ein Leben für die Pferde" meiner Sehnsucht nach einem eigenen Hof sehr nahe und brächte mir gleichzeitig etwas über den Alltag mit Pferden bei. In diesem Sinne: hüh hott! (08.04.2008)
| ||||||||||||||||||
