L.A. Rush

L.A. Rush (PC)

(Midway)

geschrieben von Axel Kleps

 

Lifestyle und Autorennen?

Seit den berühmten Anfängen von Test Drive, Need for Speed und anderen Arcade-Racern wurden diese Spiele immer wieder neu aufgelegt, umfangreicher gestaltet, perfekter gestylt oder vermischten sich mit anderen Genres, woraus dann Titel wie die Grand Theft Auto-Serie entstanden und den Spielern glänzende Augen und ein breites Grinsen verpassten. Einer der neuesten Vertreter dieser Rennspiele ist L.A. Rush, mit dem Midway versucht, einen gehörigen Anteil vom Kuchen zu ergattern. Sei es ihnen gegönnt, aber wird diese schwierige Aufgabe auch gemeistert?

Klauen und klauen lassen...

Unser Alter Ego mit dem beschaulichen Namen Trikz Lane ist nach jahrelangen Geschäften und illegalen Rennen mittlerweile zum Megastar in der Tuningszene geworden und erfreut sich großer Beliebtheit unter den Fans, Geschäftsleuten und Mädels und dementsprechend fällt auch sein Fuhrpark und die doch recht feudale Unterkunft aus. Vor dem Start der ultimativen Rennen möchte sich der gute Mensch noch einmal vierzehn Tage erholen und nach der Rückkehr aus dem wohlverdienten Urlaub findet er ein komplett leer geräumtes Anwesen und einen Fuhrpark vor, der dessen Namen eigentlich spottet. Alle Autos sind weg, bis auf eines: ein blauer und hässlicher Nissan ´95 240SX. Und dort setzt die Geschichte an. Mittels Rennen mit Konkurrenten, Wiederbeschaffungstouren und brutalen Rammorgien mit äußerst rücksichtslosen Mitbürgern muss unser Held nun sein Eigentum und jede Menge Geld zurückholen, um die Fahrzeuge bei der mittlerweile weltberühmten Tuningfirma West Coast Customs zu pimpen, sprich aufmotzen zu lassen. Im späteren Spielverlauf ist das auch nötig, denn die Gegner werden nicht leichter. Also wird ein Rennen nach dem anderen gestartet, gewonnen, Kohle kassiert, Auto frisiert und im Großen und Ganzen war es das. Zumindest sollte man das meinen …

Lust oder Frust am Steuer?

Nun, der positivste Eindruck ist das Optionenmenü, bei dem der Spieler sämtliche Einstellungen vornehmen kann, die sich das Gamer-Herz so wünscht. Die Steuerung des Fahrzeugs kann per Tastendruck, Joystick oder gar Lenkrad erfolgen, wobei die Belegung frei einstellbar ist. Einige Funktionen wie Karte, Nitro usw. müssen allerdings dann auch beim gewählten Steuergerät mit untergebracht werden. So sind also viele Knöpfe gefragt oder man muss sich mit der Tastatur zufrieden geben. Das Rennen selbst bietet nichts neues, eher fühlt man sich von der Technik und dem Gameplay her in die guten alten Zeiten der Playstation 1 zurückversetzt. Das Fahrzeug ist leicht zu steuern, allerdings hat man das Gefühl, in einem Bob auf vier Rädern zu sitzen. Das ist kein Rollen, sondern eher Gleiten, was lustigerweise auch bei den Zwischensequenzen bestätigt wird, denn die Autos schweben teilweise in etwa fünf bis acht Zentimetern Höhe in Richtung Startlinie. Es ist denkbar, dass Midway das Spiel mit etwas Humor aufpeppen wollte, aber das ist wohl eher auf etwas suboptimale Programmierkunst zurückzuführen. Richtungswechsel sind eigentlich recht präzise auszuführen, allerdings ist die Spanne vom kontrollierbaren Slide zum gnadenlosen Herausfliegen aus Kurven doch recht knapp gehalten, so dass irgendwie kein richtiges Rennfeeling aufkommen möchte.

Große Namen = gute Grafik?

Das Label Midway ist ja nun seit Jahren hinlänglich bekannt und einige gute Spiele haben innerhalb dieses Zeitraums die Game-Schmiede verlassen. Im Rahmen des Crossmarketings werden nun auch andere Namen wie West Coast Customs oder berühmte Rockbands genutzt, um dem Käufer möglichst gute Gründe zu liefern, das Produkt quer über die Ladentheke in Empfang zu nehmen, natürlich im Gegenzug in Form der Hinterlegung von Zahlungsmitteln, sonst hätte der ganze Aufwand ja keinen Sinn. Allerdings kann man für sein sauer verdientes Geld auch etwas erwarten. Der grafische Aufwand von L.A. Rush ist von recht dürftig bis sehr gut gelungen einzuordnen. Die Fahrzeuge, übrigens allesamt US-Produkte (Nissan baut beispielsweise auch Fahrzeuge nur für den amerikanischen Markt … in Amerika wohlgemerkt!) und sind von einfach und fehlerbehaftet bis detailverliebt und schnuckelig anzusehen dargestellt und bieten so einen Kessel Buntes im Bereich Autos. Die Stadt selbst geht ebenfalls diesen Weg, von nett texturierten Hütten bis hin zu feudalen Palästen, die wirklich schön sind und dem Auge schmeicheln. Wenn dann aber der Garten, sprich Büsche und Bäume, einfache Bitmaps sind, die sich wie von Geisterhand beflügelt immer mitdrehen, wenn der Protagonist um sie herumfährt, dann hört der Spaß auf. Ebenfalls sind auch die Videosequenzen von dieser Mischungskrankheit befallen. Die "Human Models", sprich Menschenmodelle, sind auf dem technischen Stand aus dem Jahre 2001, aber die Fahrzeuge und Gebäude sind teils exzellent in Szene gesetzt worden. Wie heißt es doch? Nicht schön, aber selten. Sehr schick sind allerdings Totalschäden bzw. die Horrorcrashs an sich. Tausende Einzelteile fliegen quer durch die Luft, die Fenster bersten, sämtliche Beleuchtung löst sich mehr oder minder in Wohlgefallen auf und alles sieht eigentlich spektakulär aus. Wenn da nur nicht die normalen Unfälle wären. Aktiver Lackaustausch mit Bäumen oder Laternen, Fahrzeugen oder Leitplanken wird von einem recht unbedeutenden Geräusch begleitet, etwas Undefinierbares verschwindet aus dem Sichtbereich (kleine Fahrzeugteile oder so etwas …) und das war es schon. Schade! Mit etwas mehr Konsequenz hätte Midway mehr erreichen können.

Musik in meinen Ohren …

Ein wahrer Lichtblick oder besser gesagt ein Schuss ins Ohr ist die musikalische Begleitung. Viele Bands steuerten ihre geistigen Ergüsse aus den Bereichen Rap, Hip Hop und Hardrock hinzu und es ist sogar eine Einstellung möglich, welche Musikrichtung man beim Spielen hören möchte. Need for Speed hat es vorgemacht, L.A. Rush macht genau da weiter. Sehr lobenswert, meine Herrschaften. Allerdings währt die Freude nur kurz, denn die Soundeffekte sind genau das Gegenteil: unecht und langweilig. Der Kommentator hingegen ist wiederum gut gelungen, wobei der deutsche Spieler sich mit englischer Sprachausgabe, aber deutschen Untertiteln zufrieden geben muss, was sich aber heutzutage als nicht weiter tragisch erweist. Musikfans kommen ergo auf ihre Kosten, Motorsoundfetischisten werden allerdings etwas enttäuscht.

Licht und Schatten wechseln sich bei L.A. Rush fortwährend ab. Eine erfrischende Story, die leider nicht dementsprechend verwirklicht wurde. Die Grafik wechselt von altbacken bis hin zu sehr gelungen, wobei solche Geschichten wie die Bitmapbäume und Sträucher in einem Spiel der heutigen Zeit nichts zu suchen haben, da solch ein Fauxpas eher in die Kiste für Anfängerfehler gehört. Auch am Sound scheiden sich die Geister, da der Motorsound schwachbrüstig klingt, die Hintergrundmusik aber auf sehr hohem Niveau das Spielerohr umschmeichelt. Das Gameplay ist nicht mehr zeitgemäß, da es eher an alte Playstationtitel wie Gran Tourismo 1 erinnert, ohne dessen Qualität zu erreichen. Ein Fehlschlag ist allerdings der Multiplayermodus, der nur im Splitscreen dargestellt wird und überhaupt keinen Spielspaß bietet. Midway hätte viel aus dem Projekt machen können, aber so kommt der Gedanke auf, dass die Fertigstellung schnell erfolgen sollte, weil momentan Namen und Zugpferde wie dem schon genannten West Coast Customs den Käufer zum Erwerb verlocken sollen. Allerdings sollte man nicht nur nach der Mode gehen, denn im Endeffekt wird man mit Qualität immer weiter kommen als mit Werbespielchen. Das gilt auch für die Programmierung, denn die Hardwareanforderungen auf der Verpackung entsprechen nicht der tatsächlich benötigten Hardware und ohne einen High Performance-Rechner ruckelt das Spiel teilweise vor sich hin. Leider wurden diese Leitsätze nicht beachtet und so verkommt ein potenzieller Hitkandidat zu einem netten Spiel, was sich leider nicht vom Mittelfeld abhebt.

(23.03.2006)

- Windows 98/ME/2000/XP

- Intel Pentium 3 oder Athlon mit 1,0 GHz

- 512 MB RAM

- DirectX 9.0c kompatible Grafikkarte mit 64 MB

- Soundkarte

- 1,5 GB unkomprimierter Festplattenspeicher

Entwickler: Midway Amusement Games
Publisher: Midway
Genre: Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: L.A. Rush
Preis: ab 34,95,- €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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