15 Days (dtp entertainment) geschrieben von Sebastian Amberger
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"15 Days" handelt von einer Gruppe Kunstdieben, die als moderne Robin Hoods agieren. Ganz im Sinne des historischen Vorbilds nehmen sie von den Reichen und verteilen es unter den Armen, indem die meisten Erlöse der Aufträge in Hilfsprojekte in Afrika gesteckt werden. Dennoch handelt es sich um illegale Aktivitäten, was den "Helden" die Arbeit nicht unbedingt vereinfacht. Parallel zur Geschichte der Gauner versucht Jack Stern, ein Ermittler der International Police, einen Mordfall aufzuklären. Keine der beiden Parteien ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass sich Ihre Wege kreuzen und ein spannendes Abenteuer beginnt. Story Cathryn Hope ist die Chefin der dreiköpfigen Bande, die sich einen Beitrag zur Verbesserung der Welt als Ziel gesetzt hat. Sie hat zwar ein abgeschlossenes Kunststudium, war aber schon immer in mehr oder weniger kriminelle Geschäfte verwickelt. Zusammen mit ihren Mitstreitern Bernard Dewaele und Mike Mensforth, mit denen sie ein Loft im Herzen von London bewohnt, führt sie die Einbrüche durch. Alles beginnt an Cathryns Geburtstag: Als Geschenk haben ihre beiden Mitbewohner einige Ziffern vom Big Ben gestohlen. Der Raubzug selbst wird bereits im Intro dargestellt und gibt einen ersten Einblick in die Atmosphäre des Spiels. Im Laufe des Tages erhalten sie dann einen harmlos klingenden Auftrag. Sie sollen ein Porträt von Winston Churchill - eine Leihgabe des britischen Premierministers Brown - aus dem Museum stehlen. Die Freunde beginnen zu stutzen, als der anonyme Auftraggeber für dieses verhältnismäßig wertlose Bild fünf Millionen britische Pfund anbietet, doch in Anbetracht der guten Taten, die Sie mit dem Geld vollbringen können, nehmen sie letztendlich an. Unterstützt wird das Trio von Robert McBride, einem Maler, der vor jedem Fischzug eine exakte Kopie des Bildes anfertigt, um den Raub bestmöglich zu verschleiern. Zeitgleich wird in Washington DC der frisch geschiedene, trinkfreudige Ermittler Jack Stern mit der Untersuchung des Mordes am britischen Außenminister Henston beauftragt. Im Zuge seiner Ermittlungen in London trifft er zufällig auf Bernard und Cathryn, die gerade dabei sind, das Museum auszukundschaften, doch Jack lässt sich mit einer an den Haaren herbeigezogenen Geschichte schnell abwimmeln. Dieser erste Kontakt soll aber nicht der letzte gewesen sein, denn der Einbruch weckt ebenfalls das Interesse des Ermittlers. Das Trio selbst befindet sich bereits in Paris, um den nächsten, noch lukrativeren Auftrag durchzuführen, als der britische Premierminister Brown unter ebenso mysteriösen Umständen verstirbt wie zuvor Henston. Ab diesem Zeitpunkt müssen beide Parteien feststellen, dass hinter der Geschichte deutlich mehr steckt, als zu Beginn angenommen Charaktere Im Laufe des Spiels übernimmt man die Kontrolle über jede einzelne der vier erwähnten Figuren. Zusätzlich betreten weitere zwanzig Personen in größeren oder kleineren Nebenrollen das Geschehen, um die weitere Handlung zu beeinflussen. Sehr auffällig ist die Tatsache, dass neben den drei Freunden jede der auftretenden Personen eine eigene Geschichte zu erzählen hat, wodurch das Spiel deutlich an Atmosphäre gewinnt. Neben den Sorgen und Problemen der Protagonisten mit sich selbst und untereinander wird man mehr als einmal mit den Schicksalen der anderen Menschen konfrontiert, was teilweise erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Abenteuers hat. Jede Figur hat ihren eigenen Charakter, der gerade in den Gesprächen deutlich herausgearbeitet wird und eine weitere Stärke des Spiels darstellt. Sehr schön gelungen ist den Entwicklern der Spagat zwischen dem Aufzeigen der politischen Triebfeder des Trios, ohne ermahnend den Zeigefinger zu erheben. Der Spieler bekommt einen guten Einblick in die Beweggründe der Gauner und wird zum Nachdenken animiert. Gameplay Auffällig ist, dass "15 Days" kein richtiges Menü besitzt. Vom Autostart der CD aus hat man die Wahl ein neues Spiel zu starten bzw. ein vorhandenes fortzusetzen oder die Internetauftritte der Entwickler und Publisher aufzurufen. Im Spiel selbst gibt es nur die Möglichkeit, Spielstände zu sichern und zu laden oder rudimentäre Einstellungen wie die Lautstärke zu ändern. Zum Wechseln der grafischen Einstellung muss das Spiel jedes Mal beendet und die Grafikoptionen vom Autostart aus aufgerufen werden, was gerade beim Experimentieren mit den Einstellungen bei schwächeren Rechnern auf Dauer nerven kann. Es gibt keine Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad zu variieren, wobei dies aufgrund der sehr geringen Rätseldichte keinen wirklichen Nachteil darstellt. Während des Spielens ist dauerhaft ein rundes Kartensymbol sichtbar, welches dem Spieler ermöglichen soll, bereits besuchte Schauplätze erneut zu erkunden. Aufgrund der linearen Führung durch die Geschichte ist es jedoch oftmals nicht möglich, sich frei zwischen den einzelnen Gebieten zu bewegen, beziehungsweise wenn man es schafft, einen in diesem Moment nicht vorgesehen Ort zu erreichen, führt dies des Öfteren zu Systemabstürzen. Am Kartensymbol lässt sich nach rechts das Inventar einblenden, das praktischerweise regelmäßig geleert wird und somit nicht unnötig viele Gegenstände beinhaltet. Nach oben kann man eine Systemleiste ausklappen, die die Funktionen speichern, laden und den Aufruf des Spielmenüs ermöglicht. Bedienung Die Bedienung ist komfortabel gestaltet, beim Anklicken der einzelnen Hotspots oder der Gegenstände im Inventar bildet sich um diese herum eine Auswahl der verschiedenen möglichen Aktionen. Diese reichen vom einfachen Untersuchen über das Aufnehmen bis hin zu spezifischen Aktionen, wie zum Beispiel dem Anrufen einzelner Personen mit dem Handy. Ungeduldige Spieler können den Charakter mithilfe eines Doppelklicks zum gewünschten Ort/Gegenstand rennen lassen, um den ohnehin geringen Eigenanteil im Spiel weiter zu verkürzen. Die Hotspots, mit denen keine Interaktion mehr möglich ist, beziehungsweise die erst im späteren Spielverlauf relevant werden, lassen sich nicht anwählen, wodurch eine gewisse Übersichtlichkeit auf den einzelnen Karten gewährleistet wird. Weiterhin wird hiermit verhindert, dass man zufällig Gegenstände aufnimmt, die man erst in deutlich späteren Spielabschnitten benötigt und diese unnötigerweise mit sich herumschleppt. Wenn man einmal nicht weiterkommt, ist es ratsam sämtliche erreichbaren Plätze erneut aufzusuchen, um gegebenenfalls frisch aktivierte Hotspots zu finden. Die meisten Dialoge in "15 Days" bieten dem Spieler neben dem Gesprächsabbruch nur eine Auswahlmöglichkeit. Hierdurch ist die Führung des Gesprächs fix vorgegeben und bietet keine Chance auf Variation. Dies bietet zwar den Vorteil, dass alle elementaren Informationen angesprochen werden, aber man hat leider keine Möglichkeit, einzelne Informationen erneut zu erhalten. Wurde ein Thema einmal angesprochen und man hat nicht aufgepasst, kann man nur hoffen, dass man nichts Essenzielles verpasst hat. Weiterhin ist es zeitweise irritierend, dass man die Personen erneut ansprechen kann, aber nur der Abbruch des Gesprächs zur Verfügung steht. Das Führen von Gesprächen wirkt stark linear und es wird der Eindruck erweckt, dass die Themenanwahl nur den Zweck verfolgt, den Spieler zum Aufpassen zu animieren. Rätsel Die Rätsel stellen in "15 Days" das große Manko dar. Zwischen den reichlich vorhandenen Videoszenen stellen sich dem Spieler unterschiedlichste, aber dennoch kurz gehaltene, Aufgaben. Mal muss man sich von Punkt A nach Punkt B begeben, um die nächste Szene auszulösen, mal sollen einzelne Gegenstände verwendet oder ein Minigame gespielt werden. Es entsteht sehr schnell der Eindruck, weniger ein Adventure als vielmehr einen interaktiven Film zu spielen. Beim Lösen der Aufgaben ist es wichtig, in den einzelnen Dialogen gut aufzupassen oder sogar einzelne Stichworte mitzuschreiben, weil es leider keine Möglichkeit gibt, nachzulesen, was genau eigentlich erwartet wird. Am schwierigsten wird es, wenn man einzelne Personen oder Geschehnisse im Internet nachschlagen muss, um die Story weiter voranzutreiben. Hier fehlt eine Hilfestellung, die gerade bei größeren Spielpausen Unterstützung bietet, wieder schnell in die Geschehnisse zu finden. Ganz anders verhält es sich bei den Minigames, die sich wunderbar in die Geschichte einfügen und auch erfahrene Spieler zum Nachdenken animieren. So muss unter anderem die korrekte Wellenlänge in einem selbst gebauten Sender eingestellt werden, oder man soll die Lichtschranken im Museum so umkonfigurieren, dass die Meisterdiebin unentdeckt hindurchschlüpfen kann. Sollte man einmal nicht auf die Lösung kommen, unterstützt die integrierte Hilfefunktion den Spieler, indem er nach dem Ablauf von zwei Minuten das Minigame automatisch gewinnt. Grafik Die grafische Umsetzung ist den Entwicklern größtenteils gelungen, zeigt aber stellenweise leichte Schwächen. Die Charaktere sind allesamt detailreich gestaltet, aber gerade die Gesichter wirken in den Nahaufnahmen leblos und eher wie eine Maske. Kleine Gegenstände wie Gläser wirken stellenweise ebenfalls karg und unecht, was aber nicht der Regel entspricht. Dagegen verschmelzen die Hintergründe mithilfe ihres Detailreichtums optimal mit ihrer darzustellenden Umgebung und ziehen den Spieler mitten in das Geschehen, egal ob man sich in London, Paris oder auf den karibischen Inseln aufhält. Vor dem ersten Start sollte man jedoch die Grafikeinstellungen prüfen, da die automatische Anpassung der Effektqualität an die Systemleistung deutlich zu niedrig ist und problemlos höher angesetzt werden kann. Sprache/Sound Die Sprachausgabe ist in "15 Days" liebevoll umgesetzt. Die Stimmen passen zu den einzelnen Personen wie auf den Leib geschneidert und gerade das Stimmbild spiegelt sehr gut die momentane emotionale Lage des Sprechers wieder. Die deutsche Synchronisation ist gut umgesetzt und obwohl der Untertitel bei allen Gesprächen mit eingeblendet wird, lässt sich die Geschichte, ohne mitzulesen, sehr gut verfolgen. Gegenüber der hervorragenden Umsetzung der Sprachausgabe sticht der Soundtrack nicht großartig in den Vordergrund, was aber durch die sich entwickelnde Geschichte zur Nebensache wird. Es handelt sich um gut passende Begleitmusik, die die Atmosphäre der einzelnen Schauplätze weiter unterstreicht. "15 Days" ist ein interessantes Spielerlebnis, das vor allem durch seine fesselnde Geschichte besticht, man wird von der entstehenden Stimmung geradezu mitgerissen und freut sich über jede Wendung in den Geschehnissen. Der Ansatz, dass man nicht einen strahlenden Helden spielt, sondern in die Rolle der "bösen" Diebe und des nicht ganz vorschriftentreuen Ermittlers schlüpft, erhöht den Spaßfaktor umso mehr. Einzig die geringe Rätseldichte und deren niedrig angesetzter Schwierigkeitsgrad, sind stark untypisch für ein Adventure. Spieler, die Wert auf knackige Rätsel legen, sollten sich den Kauf dieses Spiels gut überlegen, um nicht enttäuscht zu werden, aber gerade Einsteiger im Adventure-Genre und alle, denen eine interessante und authentische Geschichte mit liebevoller Umsetzung wichtig ist, können hier beherzt zugreifen. Ca. 15 Stunden Spielspaß sind garantiert. (16.12.2009) Minimale - Windows XP - 1,6 Ghz Intel Pentium 4 (oder vergleichbarer) Prozessor - 512 GB RAM bei Windows XP, 1 GB RAM bei Windows Vista - Grafikkarte: 128 MB RAM und Shader 2.0 - DVD-Laufwerk - 4 GB freier Festplattenspeicher - DirectX 9 kompatible Soundkarte - Tastatur, Maus
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