Freedom Force vs. The 3rd Reich

Freedom Force vs. The 3rd Reich

(dtp)

Geschrieben von Daniel Lander

 

Drei Jahre nach dem ersten Auftritt der Freedom Force darf man in Freedom Force vs. The 3rd Reich erneut Patriot City im Speziellen und die gesamte zivilisierte Welt im Allgemeinen vor den Schergen des Bösen beschützen. Und wieder geht das Ganze nicht ohne einige Schmunzler und Lachanfälle vonstatten.

Das Drehbuch

Die Story beginnt ungefähr ein Jahr nach den Geschehnissen des ersten Teils, in denen die Freedom Force mit vereinten Kräften die Super-Bösewichter Nuclear Winter, Time Master und Lord Dominion besiegen konnte. Die verschiedenen Superhelden, die dank Energie X, der Geheimwaffe von Lord Dominion, ihre verschiedenen Superkräfte bekamen, haben sich mittlerweile in ihren wohl verdienten Urlaub begeben. Plötzlich erreicht ein Hilferuf der kubanischen Regierung die CIA und diese bittet ihrerseits die Freedom Force um Hilfe. Die gute, aber nicht bahnbrechende Story bietet, wie jede gute Comic-Geschichte, Wendungen und Überraschungen. Man lernt neue Verbündete und Feinde kennen. Und manche Kämpfer wechseln sogar von der einen zur anderen Seite, um gegen ihre einstigen Verbündeten zu kämpfen.

For Freedom!

Kenner des ersten Teils fühlen sich in Freedom Force vs. The 3rd Reich sofort heimisch. An der Bedienung wurde nur unwesentlich etwas geändert. Erneut wählt man aus den bis zu 20 verschiedenen Helden vier für den nächsten Einsatz aus, wobei einige aufgrund der Story auf alle Fälle mit müssen oder garantiert zu Hause bleiben dürfen. Dabei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass sich die vier Charaktere gut ergänzen und nicht gegenseitig behindern.

Einmal im Einsatzgebiet, kann man alle vier entweder durch einen direkten Klick auf den Helden selbst, auf das entsprechende Charakterporträt in der linken unteren Ecke oder über die jeweiligen Zahlen von eins bis vier anwählen. Direkt an den Porträts erkennt man außerdem auch die Lebensenergie, die verfügbare Energie X, die für die stärkeren Superkräfte benötigt wird, die verbleibenden Heldenmedaillen, mit denen der Held geheilt oder wiederbelebt werden kann und zusätzlich noch alle Statusveränderungen, unter denen der entsprechende Held gerade leidet. Die Energie X-Leiste ist, anders als im Vorgänger, in drei Abschnitte unterteilt. Die Superkräfte verbrauchen dann, je nach Stärke, verschieden viele dieser Unterteilungen. Mit der Zeit regeneriert sich dann die Leiste wieder und die guten Angriffe sind wieder verfügbar. So muss man nicht mehr überlegen, ob die Menge jetzt für den Angriff ausreicht, was beim Vorgänger noch der Fall war, sondern sieht auf einen Blick, wie viel Energie gerade zur Verfügung steht.

Jeder Held hat natürlich einige dieser Kräfte im Repertoire. Erreichbar sind diese im Gefecht durch einen simplen Rechtsklick auf das Ziel. Je nachdem, was unter dem Mauszeiger kreucht oder fleucht und wie viel Energie noch vorhanden ist, können die Fähigkeiten per Linksklick angewählt werden. Einige Anzeigen verdeutlichen dabei, wie viel Energie verbraucht wird, welcher Klasse die Fähigkeit angehört und ob der Gegner eventuell sogar verwundbar durch diese Art von Angriff ist. Angriffe, die keine Energie verbrauchen, werden dabei immer wieder angewendet, bis der Gegner tot oder man selbst bewusstlos ist. Sterben können die Charaktere nämlich nicht. Allerhöchstens bewusstlos werden, was aber entweder durch die Verwendung einer Heldenmedaille oder zum Ende der Mission geheilt wird. Falls allerdings alle Helden das Zeitliche segnen, ist die Mission gescheitert und man darf entweder von vorne oder vom Ort einer Speicherung anfangen. Speichern kann man während der in Echtzeit ablaufenden Missionen immer und unbegrenzt. Auch die praktische Pausenfunktion, die das Spiel anhält, sobald man eine Fertigkeit auswählt oder die Leertaste drückt, hilft beim Überlegen.

Die Ziele der insgesamt 22 Missionen sind dabei abwechslungsreicher als noch im Vorgänger. Manchmal gilt es, einfach ein paar Gegner niederzustrecken, ein anderes Mal soll man unter Zeitdruck verschiedene Gebäude beschützen oder gleichzeitig an diversen Orten mehrere Widersacher töten. Von denen gibt es, je nach Ort der Handlung, unterschiedlich viele. Von einfachen Gangstern mit Knüppeln oder Pistolen über Yetis bis hin zu Nazi-Soldaten und natürlich den Supergegnern, die alle eine bestimmte Strategie erfordern. Simples Draufhauen führt nur selten zum Erfolg. Auch muss man gut auf seine Schützlinge aufpassen, da sie, anders als in den vielen Comic-Publikationen, keineswegs so viel aushalten. Gut, dass in den Levels verstreut Kanister mit Energie X liegen, die entweder die Lebensenergie oder Energie auffüllen, einen Erfahrungsgewinn oder einen Prestigezuwachs bieten.

Erfahrung und Prestige werden mit der Zeit immer wichtiger. Nach jedem Einsatz bekommt man für die erreichten primären und sekundären Ziele unterschiedlich viel Prestige, jeder besiegte Gegner und jeder eingesammelte Prestigekanister gibt Boni und, falls Zivilisten oder Zivilgebäude zu Schaden gekommen sind, werden auch Mali angerechnet. Mit dem angesammelten Prestige kann man sich dann aus den aus dem Urlaub zurückkommenden Superhelden, die nicht zwangsläufig wegen der Story zum Team stoßen, verschiedene auswählen, die man dann beim nächsten Einsatz mitnehmen kann. Dabei gibt es billigere und teurere, je nachdem, wie mächtig sie sind. Wenn ein Held eine bestimmte Erfahrungsmarke erreicht hat, steigt er ein Level auf. Leider sieht man weder, wie viel Erfahrung jeder Charakter hat, noch wie viel er noch bis zum Level-Up braucht und auch nicht, wie viel die einzelnen Gegner, Missionen und Erfahrungskanister geben. So weiß man nie, ob der nächste Auftrag vielleicht eine Verbesserung der eigenen Fertigkeit bietet oder nicht. Denn nur die Helden, die bei der Mission dabei sind, bekommen einen großen Anteil daran. Diejenigen, die zu Hause bleiben, erhalten sehr viel weniger Erfahrung. So jedenfalls behauptet es das Handbuch. Wegen der fehlenden Anzeige kann man das schlecht nachprüfen. So bleibt ein Gefühl der Bevormundung, welcher Held als nächstes besser wird und welcher noch warten muss.

Wenn dann endlich das Level-Up da ist, kann man insgesamt 600 Charakterpunkte zum Verbessern des Helden ausgeben. Man kann wählen, ob der Held eine neue Eigenschaft wie höhere Resistenz gegen Säure oder Flugfähigkeit bekommt, oder ob eine der Fertigkeiten ausgebaut wird, oder ob sogar eine gänzlich Neue erworben wird. Dabei ist die Liste der Fertigkeiten bei jedem Helden unterschiedlich. Nicht jeder kann fliegen, einige sind von Natur aus resistenter gegen das eine oder andere Element und so weiter. Leider kann man die Attribute wie Stärke oder Geschwindigkeit nicht steigern, um Nachteile auszugleichen oder Vorteile auszubauen. Dennoch hat man eine relativ große Freiheit, was man denn als nächstes steigern will, falls denn die Charakterpunkte reichen, die oft gerade für zwei oder drei Steigerungen genügen.

"Ouch" und "Kaboom"

Grafisch hat sich seit dem ersten Teil nur wenig getan. Die Texturen sind etwas schärfer geworden und insgesamt sieht alles etwas besser aus, aber dennoch hat man das Gefühl, ein riesengroßes Addon zu spielen. Dabei ist die Grafik keineswegs schlecht. Vor allem die verschiedenen Superkräfte sehen verdammt gut aus. Da fliegen Feuerbälle durch die Luft, Gegner werden eingefroren oder explosive Fässer reißen kleine Löcher in die Landschaft. Auch die Umgebung weiß zu gefallen. Viele kleine Details wie Wäscheleinen, wehende Gräser und Vögel vermitteln den Eindruck einer lebendigen Welt. Der Vorteil dieses geringen Fortschritts in der Grafik ist allerdings, dass auch viele Freunde des ersten Teils Freedom Force vs. The 3rd Reich spielen können, da eben kein High-End-Rechner vorausgesetzt wird.

Soundtechnisch hingegen ist das Spiel bestens ausgestattet. Die Charaktere bestätigen jede Anweisung mit einem kurzen Ausruf in Englisch. Trotz Untertiteln ist man besser dran, wenn man durchschnittliche bis gute Englischkenntnisse hat, da manchmal der Witz in einigen Dialogen durch die Übersetzung verloren ging. Auch sonst dröhnt ständig etwas aus den Lautsprechern. Fast alles macht irgendwie Lärm, ob es jetzt die Fähigkeiten, explodierende Fässer oder ein Schrei der Gegner sind. Auch die Musik, die versucht, sich dem aktuellen Geschehen anzupassen, ist stimmig und gelungen.

Kleinigkeiten, die das Herz erfreuen...

Lobenswert ist, dass man nicht nur einen eigenen Helden mit einem integrierten Editor erschaffen kann. Nein, man kann ihn oder sie sogar in der Kampagne verwenden und nicht nur im Multiplayer. Dabei muss man natürlich abwägen, ob man den eigenen Superhelden lieber früh zur Verfügung haben will oder ob er stark und dementsprechend teuer werden soll. Im Multiplayer-Modus kann man zwischen normalem Deathmatch, Last-Man-Standing und noch einigen anderen Spielvarianten wählen, wahlweise auch im Team. Damit nicht ein Spieler einen übergroßen Vorteil erhält, wenn er einen quasi unbesiegbaren Helden ins Feld führt, sind die Multiplayer-Versionen der normalen Helden etwas abgeschwächt und selbst erschaffene Kämpfer dürfen einen bestimmten Prestigewert nicht übersteigen.

 

Entwickler: Irrational Games
Publisher: dtp
Genre: Taktik-Echtzeit-Rollenspiel
Releasedate: 22.04.2005
Homepage: Freedom Force
Preis: 39,95 €
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

   :
Insgesamt ist Freedom Force vs. The 3rd Reich eine willkommene Abwechslung von dem Strategie-Einheitsbrei und geht dabei auch mit einer gehörigen Portion Humor an die teilweise doch sehr knackigen Missionen. Die Charaktere wachsen dem Spieler mit der Zeit richtig ans Herz und auch ich habe mich mehrmals dabei erwischt, eine Mission zu wiederholen, um auch die letzten Prestigepunkte einzusammeln. Wer sich also von der nicht mehr ganz zeitgemäßen Grafik nicht abschrecken lässt, kann ein sehr spaßiges und anspruchsvolles Strategiespiel erwarten, dem die wenigen sonstigen kleinen Schwächen wenig anhaben. (23.05.2005)


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