Red Faction: Battlegrounds (PS3) (THQ) geschrieben von Bernd Wolffgramm
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Am 31. Mai 2011 erscheint mit "Red Faction: Armageddon" der nächste Triple-A-Titel aus der "Red Faction"-Serie, die schon so einige Metamorphosen erfahren hat. Waren das Original aus dam Jahr 2001 und der zweite Teil ein Jahr später noch reinrassige Ego-Shooter für den PC, so ist der letzte Ableger "Red Faction: Guerrilla" ein Multiplattform-Spiel und wird als Third-Person-Shooter gespielt; das im nächsten Monat erscheinende "Armageddon" wird auch in diesem Genre angesiedelt sein. Das nun über den PlayStationStore und bei Xbox Live Arcade herunterladbare "Battlegrounds" könnte man als Brückenspiel bezeichnen, aber es hat mit den anderen Action-Games der "Red Faction"-Reihe nichts zu tun. Am ehesten könnte man es wohl als "Micro Machines"-Ableger mit Ballern bezeichnen. Da das Spiel nicht kostenfrei ist, lohnt es sich, einen Blick darauf zu riskieren, ob es die geforderten knapp 8 wert oder nur ein reines Werbespiel für "Armageddon" ist. Macht kaputt, was euch kaputt macht Obwohl dieser Musiktitel der Band "Ton Steine Scherben" aus den 1970er-Jahren wohl den meisten PS3-Besitzern kein Begriff sein wird, so beschreibt er doch perfekt, was das Geheimnis aller Spiele der "Red Faction"-Reihe ist: Kleinholz! Die eingesetzte Geo-Mod-Engine ist bereits seit dem ersten Spiel die Grundlage aller Zerstörung. Bis zum Erscheinen der Abenteuer des Minenarbeiters Parker war die Umgebung in den Levels jedes Ego-Shooters fest vorgegeben: Wo einmal eine Wand war, war immer eine Wand. Die Geo-Mod-Engine machte es nun möglich, die Umwelt nach eigenem Gutdünken umzugestalten. Endlich konnte man eigene Eingänge schaffen ... natürlich mit Gewalt. Jedes neue "Red Faction" fügte weitere Zerstörungsmöglichkeiten hinzu, im letzten Spiel wurden dann ganze Gebäude das Opfer der Wut des Helden. "Battlegrounds" bleibt dieser Tradition treu, auch wenn es überhaupt nichts mit einem Action-Shooter zu tun hat. Im Grunde ist "Battlegrounds" ein Rennspiel, in dem man im Kreis herumfährt. Da dies allein langweilig wäre und gar nichts mit den anderen "Red Faction"-Teilen zu tun hätte, wurde der klassische Zerstörungsgedanke auch diesem Spiel hinzugefügt. Die Fahrzeuge, mit denen man sich auf den Kurs begibt, sind die Kriegsvehikel, die man bereits aus "Guerilla" kennt, aufgestockt durch einige neue Panzer, Raketenwerfer und Mechs. Insgesamt acht verschiedene Kriegsmaschinen können benutzt werden, allerdings hat man im Singleplayer-Modus keine Auswahl. Stattdessen wird dem Spieler das zu benutzende Gefährt für jeden Level vorgeschrieben, nur im Mehrspielermodus stehen alle Karren zur Verfügung. Was ist also der Inhalt des Spiels? Gute Frage: In "Battlegrounds" geht es darum, etwas in sehr schneller Zeit zu zerstören oder selbst nicht vernichtet zu werden. In diesem Fall ist es das Ziel, das letztendlich Unvermeidliche so lange wie möglich hinauszuzögern. Diese Spiele kann man im Bereich "Ausbildungseinsätze" so heißt der Singleplayer-Modus auf verschiedenen Karten und mit unterschiedlich starken Gegnern absolvieren. Die vier möglichen Aufgaben sind: "Bringe die Flaggen so schnell wie möglich zu den Zielpositionen", "Vernichte alle explodierenden Minen", "Du wirst ständig angegriffen versuche, so lange wie möglich, zu überleben" und "Vernichte alle Gegner so schnell wie möglich". Im Bereich der "Ausbildungseinsätze" muss man diese Ziele auf den vorgegebenen Karten je viermal erfüllen, damit man den Maximalrang Level 16 erreicht. Bei jeder dieser Runden läuft eine Stoppuhr mit, die hinterher ausweist, ob der Spieler seine Mission erfolgreich bestanden hat, oder ob der Kompanie-Chef Grund zum Meckern hat. Ist der Kadett nicht erfolgreich gewesen, wird er "zur Schnecke" gemacht und gleichzeitig aufgefordert, es noch einmal zu probieren. Je nachdem, wie schnell oder ausdauernd er seinen Auftrag erledigt hat, bekommt er einen bronzenen, silbernen oder goldenen Stern, dessen Aussehen an ein Rangabzeichen erinnert. Ziel ist natürlich, für jeden Einsatz mit einem goldenen Stern belohnt zu werden. Immer, wenn der Spieler vier Einsätze erfolgreich beendet hat, werden die nächsten Missionen freigeschaltet, die dann wieder in beliebiger Reihe absolviert werden müssen. Die Zeitvorgaben für einen Stern insbesondere für einen goldenen sind teilweise recht knackig, das heißt, erst nach mehrmaligem Spielen wird man ein bronzenes Abzeichen erstreiten, für die höchste Belobigung muss man schon etwas trainieren. Aber auch das ist kein Hindernis, da die einzelnen Runden mit zwei bis sechs Minuten eher für einen kurzzeitigen Spielspaß gedacht sind. Der Spieler begibt sich also viermal auf verschiedenen Karten auf die gleiche Mission, beginnend mit dem Umhertragen von Flaggen. Hier gibt es noch keine Feinde, es gilt also nur, über den Level zu heizen und die Fahnen an eine Zielposition zu bringen. Dies trainiert vor allem den Umgang mit den Vehikeln, die sich aber bis auf den Mech im Handling nicht sehr unterscheiden. Natürlich hat man das Gefühl, dass ein Panzer irgendwie schwerer ist als ein Buggy, im Grunde versucht man aber mit allen Fahrzeugen schnell durch die Kurven zu driften. Allein beim Kampfroboter gibt es dieses Schleudern nicht, er hält auch in der Kurve die Spur, bleibt dann allerdings auch manchmal an Ecken hängen. Befinden sich Feinde auf dem Areal, so muss der Fahrer nicht nur die ihm gestellten Aufgaben schnell erledigen, sondern er sollte auch versuchen, nicht zu sterben. Alle Vehikel auch die des Spielers verfügen über eine Schadensanzeige, die angibt, wie viele Treffer das Fahrzeug noch aushalten kann, bis es explodiert. Erleidet der Spieler dieses Schicksal, dann wird er nach wenigen Sekunden am Ausgangspunkt wiederhergestellt, allerdings vergehen so einige Sekunden, bis er wieder mitmischen kann. Das kann die Zeit sein, die ihm in der Endabrechnung zur Erreichung einer Auszeichnung fehlen. Befindet sich der Spieler in einem Überlebensspiel, dann ist sein Tod auch gleichzeitig das Ende der Runde und die Zeit auf der Stoppuhr entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. In allen Modi werden ab und zu Power-Ups eingespielt, die der Kämpfer am Lenkrad durch Darüberfahren aufsammeln kann. Besonders begehrt sind dabei natürlich die vollkommene Wiederherstellung des Schutzschilds und eine temporäre undurchdringbare Panzerung. Aber auch Minen verschiedenster Art können aufgesammelt und den Verfolgern vor die Motorhaube geworfen werden. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Steuerung, man besitzt nur zwei Features, man kann nur auf zwei Dinge Einfluss nehmen, aber das sind natürlich auch die beiden wichtigsten: Fahren und Schießen. Wie bei fast allen "PlayStation 3"-Spielen werden Fahrtrichtung und -geschwindigkeit mit dem linken Analogstick gesteuert, das klappt auch ganz gut. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Schießen: Bei allen Fahrzeugen im Spiel, egal ob bei Buggy, Panzer oder Raketenwerfer, ist das Geschütz mit einer drehbaren Plattform auf dem Vehikel angebracht worden. Das bedeutet, dass man die Zielrichtung der Waffe unabhängig von der Fahrtrichtung der Kriegsmaschine ausrichten kann. Das ist quasi die Blickrichtung der Waffe und sie wird mit dem rechten Analogstick bedient. Sobald man das Rohr der Waffe ausgerichtet und den Bruchteil einer Sekunde den Stick in die gleiche Richtung gedrückt hat, beginnt das Geschütz zu schießen, das heißt, es gibt eigentlich keinen Feuerknopf. Das hat zur Folge, dass man ziemlich unkontrolliert in der Gegend herumballert, zumindest am Anfang. Beide Features, also Fahren und Schießen, unter Kontrolle zu bringen, bedarf deshalb einiger Übung. Multiplayer Die Multiplayer-Modi in "Red Faction: Battlegrounds" können sowohl lokal als auch online gespielt werden. Man hat die Auswahl zwischen zwei Deathmatch-, einem Domination- und zwei Flaggen-Modi. Die beiden Modi Deathmatch und Team-Deathmatch sowie der Domination-Modus "König des Hügels" arten dabei regelmäßig in ein wildes Geballer ohne größeren Sinn und Verstand aus, beim Transportieren von Flaggen muss man schon mehr überlegen, wie man vorgeht. Auch im Mehrspielerbereich gibt es vier verschiedene Karten, dazu den Hügel, den es in einem Modus zu verteidigen gilt. Letztlich sind alle Mehrspieler-Missionen aber ein genauso wildes Geschieße wie die Singleplayer-Aufgaben. Natürlich bekommt man für erfolgreiches Spielen wieder Belobigungen und es gilt auch hier, diverse Rangstufen zu erklimmen. Wie sieht es aus? Bunt. Also für ein Download-Spiel für 7,99 wird wahrscheinlich niemand ein brillant ausgearbeitetes Feuerwerk an Animationen und Umgebungsgrafiken erwarten. Da das ganze Spiel sehr actionlastig ist, wurde versucht, die ständige Bewegung auf dem Bildschirm durch eine riesige Anzahl von Explosionen zu unterstützen. In guter alter "Red Faction"-Manier wurden die Fahrkurse mit allem Möglichen zugestellt, das bei Treffern aus den Kanonen des Fahrzeugs des Spielers und auch der KI explodiert. Zwar lässt sich die Strecke so nicht umgestalten, aber die Überreste der explodierten Tanks, Fässer und Panzer liegen überall herum und behindern das Weiterkommen. Die Explosionen sehen sehr eindrucksvoll aus, vor allem dann, wenn man eine der Sonderminen auslöst, die alle Fahrzeuge in der näheren Umgebung in einen instabilen Wirbel ziehen oder eine Druckwelle auslösen, die sich dann fast über den gesamten Bildschirm ausbreitet und leichten "Augenkrebs" auslöst. Die Strecken selbst wurden irgendwie den Regionen aus "Red Faction: Guerrilla" angepasst, aber es sind fast nur die Gebietsnamen, die an den letzten "Red Faction"-Ableger erinnern. Hat man "Guerrilla" auch gespielt, so wird man sich ab und zu fragen, was denn der aktuelle Level wohl mit dem Gebiet auf dem Mars zu tun haben wird. Letztlich ist das auch egal, denn mit einem "Red Faction" hat "Battlegrounds" wirklich nur den Namen und die Explosionen gemeinsam. Völlig ignoriert hat der Hersteller des Spiels jegliche Sprache und Musik, das ist aber auch nicht schlimm, denn schließlich sind Explosionen die Musik des Kriegs. Battlegrounds vs. Armageddon Was hat sich THQ also dabei gedacht, ein Autoballerspiel für die PlayStation 3 unter der "Red Faction"-Flagge auf den Markt zu bringen? Gar keine Frage, "Battlegrounds" soll schon mal in Erinnerung rufen, dass "Armageddon" bald erscheinen wird. Nun hat aber dieses Spiel ziemlich wenig mit den Ego- oder Third-Person-Shootern der Vergangenheit zu tun und deswegen fällt es auch schwer, bei "Battlegrounds" von einem Brückenspiel zu reden. Für viele Fans der Rebellion auf dem Mars bietet sich das Spiel als zugegeben ziemlich kurzweiliger Zeitvertreib nur deswegen an, weil man hier schon im Vorfeld Bonus-Inhalte für "Armageddon" freischalten kann. Ohne jetzt schon abschätzen zu können, wie wichtig diese Items für das Hauptspiel werden, können in "Battlegrounds" bei erfolgreichem Absolvieren ein besonderes Gewehr und 2.000 Einheiten Barschrott (das ist die Währung in "Red Faction"-Spielen) freigespielt werden. Sollte der Spieler diese Unlockables anstreben, dann muss sein Charakter im Spiel den Level 10 bzw. Level 20 erreichen. Da man in den "Ausbildungseinsätzen" nur auf Level 16 gelangen kann, sind also auch einige erfolgreiche Einsätze im Multiplayer-Modus notwenig. Natürlich gibt es im Spiel auch die klassischen PlayStation-Trophäen, die allerdings ohne große Schwierigkeiten gewonnen werden können. Ihre Zahl ist mit zwölf auch vergleichsweise gering.
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