Dawn of Magic

Dawn of Magic

(Deep Silver)

geschrieben von Jana Voth

 

 
Entwickler: SkyFallen Entertainment
Publisher: Deep Silver
Genre: RPG
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Dawn of Magic
Preis: 39,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

"Die neue Ära des Hack'n'Slay", so rühmt sich "Dawn of Magic" auf der Verpackung, und um schon einmal soviel vorwegzunehmen: Wenn man eines in diesem Spiel macht, dann zerhacken und abschlachten. Inwiefern das Spiel dabei eine neue Ära einläutet, sei mal dahin gestellt. Man sehe es lieber als Einzelnes und mit dem leicht bitteren Nachgeschmack, der sich zurzeit durch das heiß diskutierte Thema "Killerspiele" aufwirft.

Story oder "Modo hat die Erde satt."

In der Story gibt es zwei Welten, die sich im Großen und Ganzen mit Diesseits (die Erde) und Jenseits ("Das Absolute") vergleichen lassen. Wenn man das Jenseits erreicht, fallen normalerweise alle weltlichen Verlange und Gelüste vom Menschen ab. Was bleibt, ist Harmonie. Bei Modo hat das nicht ganz geklappt. Auch im Jenseits strebte er weiter nach Macht und sollte nun bestraft werden. Also schickte man ihn erneut zur Erde, eingesperrt in den Körper eines Kindes, mit all seinen Erinnerungen, aber ohne die Möglichkeit, seine Macht (in Form von Magie) ausüben zu können. Nach hundert Jahren sollte er dann eines natürlichen Todes sterben.

Nun, wenn es so einfach gewesen wäre, wäre es ja langweilig. Modo fand einen Weg, seine Macht auch im Diesseits zu nutzen, dafür braucht er aber eine Reihe von Gegenständen. Nun liegt es am Spieler; wählt er den guten Pfad, so kämpft er gegen Modos Handlanger, die ihm diese Gegenstände beschaffen. Wählt er den bösen Pfad, ist er einer dieser Handlanger und darf sich daran machen, die Gegenstände zu beschaffen. Wählt er den Pfad des "Neutralen", kämpft er sowohl gegen Gut als auch gegen Böse, ohne direktes Ziel. Sollte Modo alle Gegenstände erhalten, wird er die Erde zerstören, um nie mehr auf solch banale Weise bestraft werden zu können.

Gameplay

Das Spiel bietet ein Tutorial, einen Multiplayer und den normalen Singleplayermodus. Mitgeliefert wird ein augenscheinlich angenehm umfangreiches Handbuch, das vermuten lassen könnte, dass nach ordentlicher Lektüre des Buches das Tutorial nicht mehr notwendig wäre, aber weit gefehlt - die beiden ergänzen sich im Inhalt. Es empfiehlt sich also zwingend (vor allem für Neulinge in diesem Metier), das Tutorial zu spielen. Und selbst danach kann es im Spiel geschehen, dass man mit einem Mal ratlos den Monitor anstarrt. So taucht während größerer Schlachten ab und an ein großes Schwert auf der linken Bildschirmseite auf, auf dem ein Countdown abläuft. Die einzige Möglichkeit, dessen Bedeutung zu erfahren, ist beim Ladebildschirm. Hier werden immer Tipps und Hinweise eingeblendet. Dummerweise ist der Text zu diesem Tipp recht lang und wenn man nun das "Pech" hat, einen schnellen Computer zu besitzen, darf man schön weiterraten, was es mit dem Teil auf sich hat.

Nun, wählt man den Singleplayermodus, gelangt man zuerst zu einer Übersicht, in der sich ein neuer Charakter erstellen lässt. Es stehen lediglich vier zur Auswahl, von denen jeder ein wenig anders ist als die anderen. Der eine startet mit mehr Hitpoints, der nächste lernt die Zaubersprüche schneller usw. Wir hätten da einen übereifrigen aber schwächlichen Zauberschüler, eine "seltsame" Zigeunerin, einen "fetten" Mönch und eine (nicht minder stabil gebaute) Bäckersfrau. Hat man einen Charakter ausgewählt, kann man ihm einen Namen geben, muss bestimmen, ob er gut, neutral oder böse ist und bestimmt, ob er sterblich oder unsterblich ist. Die Entscheidung über die Gesinnung übt sich maßgeblich auf den späteren Verlauf des Spiels aus. Zum "Reinfinden" in das Spiel empfiehlt sich auf jeden Fall, einen guten, unsterblichen Charakter zu wählen. Zur Veranschaulichung: Bereits kurz nach Beginn des Spiels muss man eine Prüfung ablegen. Ein guter Charakter muss nun innerhalb einer bestimmten Zeit zehn Feuertermiten erledigen. Ein neutraler Charakter muss zehn Skorpione schneller erlegen, als einige NPCs, die dies gleichzeitig versuchen - ohne, dass den NPCs etwas passiert (auch aus Versehen). Ein böser Charakter muss zehn Steppenwölfe erlegen, während ihn einige NPCs jagen und auch hier darf den NPCs nichts zustoßen.

Ein paar Worte zum Unterschied zwischen sterblich und unsterblich: Bei einem sterblichen Charakter ist das Spiel zu Ende, sobald man stirbt. Aber nicht wie bei anderen Spielen, bei denen man danach an einem früheren Speicherpunkt weitermachen kann, nein. Das Spiel ist ganz und gar zu Ende und muss von vorne begonnen werden. Mit einem unsterblichen Charakter haben die im ganzen Spiel verteilten Speicherpunkte einen echten Nutzen. Stirbt man, bleiben einige Gegenstände (vor allem Gold) am Ort zurück, man verliert einige Erfahrungspunkte und wird zum letztbesuchten Speicherpunkt zurück teleportiert. Hier dürfte bereits relativ klar werden, dass das Spiel nicht "einfach" ist. Es gibt bei "Dawn of Magic" auch die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad einzustellen, aber beim ersten Spielen ist er automatisch auf der niedrigsten Stufe ("Angst im Dunkeln"). Erst, wenn man das Spiel in dieser Stufe einmal durchgespielt hat, kann man die nächste Schwierigkeitsstufe wählen ("Sir Robin"). Nachdem man das Spiel in dieser Stufe weitere zwei Male beendet hat, darf man dann auch die letzte Stufe anwählen ("Kann Kung-Fu").

Ein wenig zur Steuerung: Manövriert wird per Point&Click, geschlagen (z. B. mit einem Schwert) wird per Linksklick, Zauber werden per Rechtsklick aktiviert. Die Kamera lässt sich per Mausrad und gegebenenfalls mittlerer Maustaste drehen, sowie rein- und rauszoomen. Sie passt sich nicht von selbst der Blickrichtung des Charakters an. Mithilfe der Tastatur lassen sich die Namen der Gegenstände und NPCs (Freund wie Feind, die Schriftfarbe verrät den Status) im nahen Umfeld anzeigen, was vor allem in unübersichtlichen Waldgebieten sehr nützlich ist, um den Überblick nicht zu verlieren. Sowohl per Hotkey als auch per Symbol auf dem Bildschirm lassen sich verschiedene Statusanzeigen und Menüs aufrufen. Und hier kommen die tiefsten Tiefen dieses Spiels hervor, die sich doch stark vom restlichen Geschlachte in "Dawn of Magic" abheben.

Da war die Magie ...

Es gibt zwölf Magieschulen (z. B. Feuer, Licht, Knochen, Fluch, ...) mit jeweils acht Zaubern. Man kann immer maximal zwei Zauber gleichzeitig einsetzen. Manche können nur aktiv wirken (z. B. Feuerball), andere nur passiv (z. B. Feuerbeherrschung) und wieder andere beides. Die Wirkungen zweier gleichzeitig gesprochener Zauber addieren sich (Feuerball bewirkt durch Feuerbeherrschung noch mehr Schaden beim Gegner). Um die Zauber zu erlernen und sie weiter auszubilden, benötigt man Schriftrollen und Magiepunkte. Das erste kann man bei Gegnern finden oder Händlern abkaufen, das zweite erhält man vor allem bei einem Level-Up. Je nachdem, welche Zauber man erlernt und in wieweit man in die eine oder andere Magieschule eindringt, wartet noch eine kleine Überraschung auf den Spieler. Der anfangs so langweilige Körper der Spielfigur verändert sich. Spezialisierung auf Feuer bewirkt beispielsweise nach und nach die Verwandlung in ein käferartiges Ungetüm. Allerdings heben sich die Magieschulen gegenseitig auf. Erreicht man erst zwei Stufen der Feuermagie und direkt danach zwei Stufen der Luftmagie, verändert sich im Endeffekt gar nichts.

... Und da war das Schwert

Normale Handwaffen gibt es in allen Variationen - vom Dolch bis zum "Stab der Erde" ist alles vertreten. Genauso gibt es auch "normale" Rüstung. Je nach Art des Gegenstands kann man Runen in ihn einlassen oder besondere Materialien einarbeiten. Beides verändert die Eigenschaften des Gegenstands und ist durch den Spieler selbst durchführbar aber auch - gegen Bezahlung - durch NPCs. Außerdem verschleißen die Gegenstände mit der Zeit, lassen sich aber auch reparieren. Runen einlassen, Materialien einarbeiten, Reparieren, Beherrschung der Rüstung sowie der Waffen und ein paar Dinge mehr - das sind alles steigerbare Eigenschaften in diesem Spiel und zum Steigern benötigt man Fähigkeitspunkte, die bei jedem neuen Level erlangt werden.

Die Story ist in fünf Akte geteilt, wobei jeder mit einem Bossgegner endet. Jeder Akt hat eine riesige Karte, die in viele kleine Karten unterteilt ist, zu denen man reisen kann. Neben der Hauptquest gibt es auch massig Nebenquests, die aber nicht gerade vor Ideenreichtum sprühen; Gegenstände holen, Monster töten, Gegenstände abliefern und ähnliches. Halt das Übliche. Eine einfache Variante, sich die großen Schlachten etwas einfacher zu machen, ist Geduld und Vorsicht. Manche Gegner lassen sich beim langsamen Anschleichen von hinten nach und nach niederschießen, ohne überhaupt zu reagieren. Wieder andere Gegner neigen dazu, nicht den Spieler, sondern ihre umstehenden Kumpanen zu attackieren, wenn sich der Spieler nähert, aber noch nicht in Sichtweite ist. Also einfach abwarten und zuschauen, wie sich die Anzahl der NPCs mal eben halbiert.

Grafik

So vielversprechend das Cover der Spielhülle ist, so enttäuschend ist die Ingame-Grafik, zumindest wenn man genau hinschaut. Es fällt schnell auf, dass das Spiel auf die Spezialeffekte bei den Zaubern setzt. Und so mancher Zauber ist auch eine wahre Augenweide, aber sie sind alles andere als zweckmäßig. Man bedenke, dass nicht nur der Spieler selbst, sondern auch die meisten der NPCs Magie anwenden. Hin und wieder lässt es sich auch nicht verhindern, dass man mehrere magieanwendende Gegner auf einmal vor sich hat. Dann haben manche Zauber auch noch die Angewohnheit, noch zu wirken, selbst wenn der Urheber des Zaubers schon einige Sekunden tot ist. Nun finde man mal in dem Gewirr aus Lichtblitzen, Elementarzaubern und Lichtkegeln heraus, worauf man zielen soll. Dass die Gegner in Waldgebieten mit Absicht so gestaltet und platziert sind, dass man hin und wieder doch noch überrascht werden kann, ist klar und fördert die Spannung, aber das Gewirr von Magie fördert vor allem die Frustration.

Die meiste Zeit des Spiels verbringt man monstertötend, wobei man nur wenig Augenmerk auf die Gestaltung eben dieser legt, aber tut man es doch, wird man reichlich enttäuscht sein. Auf dem Cover, auf Zeichnungen, die beim Laden eingeblendet werden, und im Art-Booklet sieht man ausgefeilte und interessante Charaktere - im Spiel ist davon nicht mehr viel zu erkennen. Es ist klar, dass zugunsten der Systemanforderungen und der Entwicklungskosten oft einiges an den ursprünglichen Entwürfen vereinfacht werden muss, aber es ist schon deprimierend, wenn da ein Endgegner zu einer einzigen grünen Wulst verkümmert. Absolut nicht zu verachten sind allerdings die Zwischensequenzen, die vielleicht noch etwas verpixelt, aber deutlich ansprechender als die Ingame-Grafik sind - auch beim genauen Hingucken. Hier auch noch eine kleine Anmerkung zur Altersfreigabe. Wie auch immer man ein Monster oder sonstige Gegner tötet, es "hagelt" immer Eingeweide.

Sound

Die gesamte Spielzeit wird mit stimmungsvoller Hintergrundmusik versüßt. In Gebieten, in denen auch normale Dörfer oder Städte sind, passt sich die Musik an, je nachdem, ob gerade ein Gegner angreift oder nicht. In den Dungeons selbst ist die Musik durchgehend spannungsgeladen und hat durchaus Gänsehautpotenzial. Das übliche Kampfgeschrei bei den Schlachten und Dorfgeflüster in den Straßen fehlen natürlich auch nicht. Wichtigere Dialogabschnitte sind extra vertont (allerdings nur auf Englisch mit deutschen Untertiteln) und selten auch durch besondere kleine Filmsequenzen begleitet.

"Dawn of Magic" ist ein durchaus anspruchsvolles Spiel, das taktisches Denken gegenüber der "Hau Drauf!"-Technik belohnt. Anfänger dürften spätestens beim zweiten Akt ins Straucheln kommen und gezwungen sein, aktiv zu leveln. Grafisch lässt es zu wünschen übrig, was bei der über lange Strecken anhaltenden Spannung aber nicht zwingend ein Störfaktor ist. Für das Geld bekommt man vor allem große Karten und eine langwierige (wenn auch recht inhaltlose) Story geboten; leider sind die Quests selbst oft ziemlich eintönig.

(21.05.2007)

- Windows XP/2000/Vista

- Athlon XP+ 1800 bzw. Pentium 4,1GHz

- 512MB RAM

- DirectX-kompatible Soundkarte

- 2 GB freier Festplattenspeicher

- DirectX-9-kompatible Grafikkarte mit 64MB RAM (GeForce3, Radeon 8500 oder besser)

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