Gauntlet: Invade the Darkness (PC)

Als im Jahr 1985 das Action-Rollenspiel „Gauntlet“ sein Videospieldebüt als Spielhallenautomat gab und durch ein nie dagewesenes Vier-Spieler-Gameplay samt Sprachausgabe faszinierte, hat die Serie bis heute mit diversen Ablegern wie „Gauntlet Legends“ oder „Gauntlet: Dark Legacy“ nichts von ihrem Charme eingebüßt. Nun möchte die schwedische Entwicklerschmiede Arrowhead („Magicka“, „The Showdown Effect“) mit ihrem Spiel vor allem den Geist des Originals neu entfachen und es einer neuen Generation von Spielern schmackhaft machen. Ob dieses Unterfangen gelungen ist, werdet ihr in unserem Test erfahren.

 

Vier Helden sollt ihr sein

 

Eines vorneweg:Gauntlet“-Puristen dürfen aufatmen. Die Serie bleibt auch im Jahr 2014 ihrem Spielprinzip treu und ist als simples Action-Hack-and-Slay angelegt. Während alteingesessene „Gauntlet“-Recken sich also sofort heimisch fühlen werden, gelingt auch Neulingen der Einstieg ins Spiel recht schnell. Zu Beginn wird eure Truppe, die aus den vier spezifischen Klassen Bogenschütze (Questor), Walküre (Thyra), Krieger (Thor) und Magier (Merlin) besteht, mit einer Plattform in tiefere Gefilde gefahren. Während der Fahrt werdet ihr mit der Spielweise eines jeden Charakters vertraut gemacht. Diese Steuerung erinnert an selige Automatenzeiten und ist auf einfache Tastatur-Eingaben ohne Vorkenntnisse ausgelegt. Mit den Maustasten werden Primär- und Sekundärangriffe ausgeführt, mit der Leertaste und Shift leitet man Spezialattacken ein. Nachdem ihr angreifende Zombiehorden mit den richtigen Attacken einer jeden Figur besiegt habt, wählt ihr im Anschluss den Charakter, der am besten zu euch passt.

 

Für Spieler, die sich an vorderster Stelle ins Getümmel stürzen wollen, ist Krieger Thor sicher die geeignete Wahl. Er sprintet wie ein Bulle in die Menge, verteilt mit seiner Streitaxt deftige Schwinger, spaltet den Gegner in zwei Teile oder macht sein unmittelbares Umfeld mit einer Wirbelwind-Attacke einen Kopf kürzer. Die Walküre Thyra spielt sich ähnlich offensiv wie Thor, legt aber ihren Fokus mehr auf Verteidigung und Schnelligkeit. Neben einer normalen Schwert-Attacke startet sie mit einem Speer zum Blitzangriff oder wirft ihren mächtigen Schild als tödlichen Bumerang in die gegnerischen Massen. Mit diesem Schild kann sie außerdem feindliche Angriffe abwehren.

 

Den Spielern, die mehr Wert auf Distanzkämpfe legen, sei lieber zu Questor oder Merlin geraten. Der Elf Questor deckt seine Gegner in hohem Tempo mit einem regelrechten Pfeilregen ein und verursacht durch seine Bomben großflächige Einschläge. Um feindlichen Schlägen auszuweichen, kann er sich außerdem durch eine geschickte Rolle aus dem Staub machen. Für Freunde der Magie steht Zauberer Merlin bereit, der von allen Charakteren die komplexeste Steuerung bereithält. Mit seinen Fertigkeitstasten können wir eine Kombination von unterschiedlichen Elementarzaubern bewirken und Eisstürme, Feuerbälle und Blitzladungen auf den Feind schleudern.

Die Fertigkeiten der Charaktere können im Laufe des Spiels zusätzliche Upgrades erfahren. Diese führen beispielsweise dazu, dass Questor seine Bomben wie Pfeile verschießen oder die Walküre mit ihrem Schild gegnerische Feuerbälle zurückschleudern kann.

 

Auf der Suche nach dem Brathähnchen

 

Habt ihr euch für einen passenden Charakter entschieden, werdet ihr auch schon ins kalte Wasser beziehungsweise in den ersten von insgesamt 36 Dungeons geworfen. So etwas wie eine Story dürft ihr nicht erwarten. Wer „Gauntlet“ kennt, der weiß, dass der Fokus ganz klar auf das Metzeln von Monstern ausgerichtet ist. Die meiste Zeit rennt ihr aus der Vogelperspektive durch düstere, verwinkelte Gänge und bahnt euch einen Weg durch Heerscharen von Gegnern, bestehend aus Zombies, Orks und Dämonen. Auf eurem Pfad weicht ihr tödlichen Fallen aus oder löst kleinere Rätseleinlagen, die zumeist  mit einer Schlüsselsuche verbunden sind, um durch das nächste Tor weiter Richtung Ausgang zu gelangen. Nebenher demoliert ihr Kisten und Töpfe, plündert die großzügig verteilten Goldvorräte und sprengt mit Explosivfässern den einen oder anderen Geheimraum hinter einer rissigen Mauer frei. Am Ende eines Kapitels müssen Bosskämpfe ausgetragen werden, die nicht nur das übliche Haudraufprinzip abverlangen, sondern ebenso ein gewisses Maß an taktischer Finesse.

 

Der virtuelle Tod ist eurem Helden während seiner Reise ein ständiger Begleiter. Die KI der Feinde ist zwar im Einzelfall nicht besonders fordernd, in der Masse dagegen kann es schnell mal brenzlig werden. Damit eure Lebensenergie nicht erlischt, solltet ihr stetig Ausschau nach großen wie kleinen Brathähnchen halten, die euch nach dem Verzehr wieder fit machen. Um dem Tod weiterhin von der Schippe zu springen, ist Prügeln angesagt: Je mehr Gegner ihr tötet, desto fülliger wird euer roter Balken am rechten Bildschirmrand. Habt ihr den Balken bis zum Anschlag gefüllt, erhaltet ihr eine Münze, die euch nach eurem Ableben den Wiedereintritt in den Dungeon ermöglicht.

 

Neben der gängigen Meuchelkost treten vereinzelte Rollenspiel-Elemente zutage, denn mit dem gesammelten Gold aus den Dungeons könnt ihr nicht nur weitere Rüstungsgegenstände wie Helme oder bessere Waffen kaufen, sondern zusätzlich Relikte erwerben. Relikte (darunter Eisring und Chaos-Amulett) können vor allem im Kampf gegen stärkere Gegner für gute Unterstützung sorgen. Mit ihnen lassen sich feindliche Höllenkreaturen vereisen, großflächig in Brand setzen oder mit Hilfe eines Wirbelsturms durch die Luft schleudern. Da allerdings maximal zwei Relikte getragen werden können, sind sie in den Missionen nur bedingt einsetzbar.

 

Mehrspieler bevorzugt

 

Die „Gauntlet“-Serie war schon immer für ihren schrägen Humor bekannt. Das Spiel nimmt sich selbst nicht ernst und macht sich durch teils herrlich absurde Bildschirmtexte und zynische Kommentare der Hauptfiguren über das eigene Genre lustig. Das Spiel erschafft durch den bissigen Humor in Wechselwirkung mit den allesamt recht düster gestalteten Dungeons und stimmigen Hintergrundmelodien einen ganz eigenen Stil. Die Schauplätze – neblige Tempel, finstere Höhlenabschnitte oder mit feuriger Lava getränkte Katakomben – sind abwechslungsreich gestaltet, fallen allerdings zu schlauchartig aus und laden nur selten zu weitreichenden Erkundungstouren ein. Neben der Eliminierung von Gegnerwellen geht es meist darum, Goldschätze, einen Schlüssel oder ein Brathähnchen in näherer Umgebung abzustauben, um anschließend in den nächsten Abschnitt weiterzuziehen. Die vermeintliche Abenteuerlust von Spielern, stundenlange Höhlenexpeditionen zu unternehmen, wird also erheblich eingeschränkt.

 

Die Vogelperspektive bietet eine gute Übersicht über das durch unterschiedliche Farben markierte Heldenteam. Die Identifikation des eigenen Charakters dagegen fällt durch die weit entfernte Kamera in den teilweise hektisch ablaufenden Kämpfen nicht immer leicht.                              

 

Die grafische Präsentation macht einen soliden Eindruck. Zwar kann sie in Sachen Detailverliebtheit und Texturqualität gegen aktuelle Referenztitel keinen Blumentopf gewinnen, doch läuft das Geschehen dafür sehr flüssig ab. Selbst wenn der gesamte Bildschirm von geflügelten Dämonenkriegern, die von euren Helden mit leuchtenden Feuerbällen, grellen Bombenexplosionen und blutigen Speer-Angriffen zurück in die Hölle geschickt werden, überflutet wird, gerät die Framerate nicht ins Stocken. Auch während einer Mehrspielerrunde könnt ihr euch auf butterweiches Gameplay auf konstantem Niveau freuen, ob online oder lokal.

 

Apropos Mehrspielermodus: Der ist bei „Gauntlet“ durch seine besondere Eigendynamik schon seit jeher das eigentliche Herzstück und sollte dementsprechend dem Einzelspielermodus vorgezogen werden, der schnell an Unterhaltungswert verliert. Erst wenn sich mehrere Spieler zusammenfinden, um gemeinsam unheilvolle Gebiete zu durchstreifen und den anderen das Brathähnchen oder die Goldvorräte vor der Nase wegzuschnappen, beginnt der eigentliche Spielspaß. So könnt ihr entweder mit Freunden (lokal oder im Sprachchat) in die Schlacht ziehen oder im Online-Modus eine Schnelle Partie starten, um einem Team aus vier Spielern beizutreten. Leider ist es nicht möglich, dass Spieler während einer laufenden Runde einsteigen können. Für ein solch arcadelastiges Spiel wie „Gauntlet“ ist dieser Umstand nicht nachvollziehbar. Zieht ihr also zu Beginn mit lediglich drei Recken in die Schlacht, müsst ihr erst den Ausgang erreichen, ehe sich ein vierter Spieler zuschalten kann.


Fazit

Wer mit „Gauntlet“ ein komplexes RPG inklusive Attributpunkten, Charakterstufen und massig Items erwartet, der ist hier an der falschen Adresse. Ein paar Relikte hier, ein paar neue Ausrüstungsgegenstände da, dazu die vier unterschiedlichen Kampfstile der Helden – das ist alles, was man an Charakterentwicklung erwarten darf. Die Entwickler sind in dieser Hinsicht dem Ursprung der Serie treu geblieben. Das Spiel ist genau das, was es sein möchte, nämlich ein kurzweiliges und unkompliziertes Hack-and-Slay-Abenteuer, das das altbekannte Spielprinzip mit neuen grafischen Finessen und einem gelungenen, wenn auch nicht ganz ausgereiften Online-Modus mixt. Hier findet man weder bombastische Inszenierungen, noch gerenderte Videos oder Zwischensequenzen in Überlänge. Stattdessen geht es mit schnellen und direkten Kämpfen sofort zur Sache. Durch die simple Steuerung finden Profis wie Einsteiger problemlos ins Spiel.

Das schlichte Gameplay, die linearen Levels und der sich stetig wiederholende Kampf gegen eine Überzahl von Gegnern werden Solisten jedoch nicht lange fesseln können. Das Spiel nimmt erst dann an Fahrt auf, wenn man es mit guten Freunden oder mit anderen Spielern über die Lobby im Internet zockt. Deshalb dürfen alle Retrofans, aber auch Freunde der leichten, aber spaßigen Mehrspielerkost bei „Gauntlet“ für knapp 20 Euro getrost zugreifen. (Daniel Kohlstadt)


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Gauntlet: Invade the Darkness (PC) - Screenshots DLH.Net Review
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