Anomaly 2 (PS4)

Spielenswerte Strategietitel sind auch auf aktuellen Konsolen weiterhin rar gesät. Die späte Umsetzung des seit 2013 bereits für PC und Mobilgeräte erhältlichen „Anomaly 2“ ist eine angenehme Ausnahme, auch wenn sie viel zu schnell durchgespielt ist. Für kurzweilige Einsätze kann es trotzdem an den Bildschirm fesseln.

 

Der letzte Aufstand

 

„Anomaly 2“ setzt mit seiner Geschichte da an, wo der Vorgänger „Anomaly: Warzone Earth“ endet. In naher Zukunft vollziehen Roboter-Aliens offensichtlich erfolgreich ihren Invasionsfeldzug gegen die Bewohner der Erde. Doch es funkt noch eine letzte Hoffnung namens Projekt Schockwelle auf, eine vom größten Wissenschaftler des Planeten entwickelte Waffe. Im spielbaren Prolog gelingt einer versprengten Gruppe vor ihrer Auslöschung noch die Datenübertragung, ehe den Spieler als Lieutenant Lynx samt Konvoi Yukon im Jahr 2034 ein Notrufsignal aus New York erreicht. Und somit rückt die vorher aussichtslose Rettung der Menschheit wieder in greifbare Nähe.

 

Die Erzählung gestaltet sich äußerst bemüht und ist letztendlich nichts weiter als ein Mittel zum Zweck, die 14 Missionen der Einzelspielerkampagne mit ihrer geringen Spielzeit von höchstens fünf bis sechs Stunden zusammenzuhalten. Sämtliche Charaktere bleiben in ihren Rollen ziemlich blass und austauschbar, auch unter den außerirdischen Aggressoren sticht keine Figur heraus. Trotz dieser Oberflächlichkeit sind Szenario und insbesondere die gerenderte Introsequenz stimmig gelungen.

 

Angriff ist die beste Verteidigung

 

Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Tower-Defense-Spielen wird hier der Spieß umgedreht und der Weg der kontrollierten Offensive eingeschlagen. Auf der Globuskarte werden zuerst Mission sowie der gewünschte Schwierigkeitsgrad ausgewählt und schon findet sich der Spieler aus der Vogelperspektive als Kommandant eines überschaubaren Konvois, bestehend aus lediglich sechs verschiedenen Einheitentypen, auf dem Schlachtfeld wieder. Der Trupp kann sich jedoch nicht frei bewegen, sondern lässt sich vielmehr mit einer jederzeit aufrufbaren Übersichtskarte durch die feindlichen Stellungen lotsen. Neben ihren drei Hauptattributen Schaden, Panzerung und Reichweite besitzen sie noch die praktische Eigenschaft der Transformation.

 

Beispielsweise richtet die liebevoll Vorschlaghammer getaufte Einheit beträchtlichen Schaden über weite Distanzen an, kann aber durch fehlende Flexibilität der Schussrichtung nur geradeaus abfeuern. Bei Scharmützeln aus nächster Nähe ist sie deshalb prinzipiell nutzlos, lässt sich jedoch durch den Commander per Kreistaste in den Nahkampfhammer umwandeln, so dass wir im Handumdrehen eine wuchtige Nahkampfwaffe besitzen. Ein Hauptaugenmerk sollte auch immer wieder auf der Formationsreihenfolge des Konvois liegen, um auf den dynamischen Missionsverlauf mit ständig verschärften Situationen taktisch sinnvoll reagieren zu können. Grundsätzlich geht es aber eigentlich immer darum, vom Anfangspunkt bis zum vorgegebenen Zielpunkt vorzupreschen. Hin und wieder gibt es noch unfreiwillige Zwischenstopps oder Umwege, wirklich überraschende Momente bleiben jedoch aus.

 

Während sich bewaffnete Maschinen ihren Weg bahnen, bleibt der Kommandant nicht untätig, sondern versorgt den Konvoi währenddessen mit seinen Fähigkeiten wie Reparaturen, Gegner mit EMP außer Gefecht zu setzen, mit geschickt platzierten Ködern kurzzeitig abzulenken oder mit AIM den eigenen Schaden zu stärken. Sehr gut gelungen ist dabei die Steuerung, denn der Commander wird direkt mit dem linken Analog-Stick gesteuert und die übersichtlichen Menüs lassen sich mit einem simplen Knopfdruck öffnen. So erscheint mit der Dreiecktaste die taktische Karte und mit der Vierecktaste die Einheitenverwaltung. An dieser Stelle lassen sich Maschinen aufrüsten, kaufen oder verkaufen. Dazu wird das in der Spielumgebung großzügig verteilte Element Carusaurum benötigt, welches als Währung fungiert. Mit den hilfreichen Tipps sollten auch Neulinge mit dem Spielkonzept klarkommen, auch wenn der Anspruch nach der ersten Spielhälfte spürbar ansteigt. Als unglücklich erweist sich das Kontrollpunktesystem mit stellenweise undurchdachten automatischen Speicherpunkten: Nach dem Verlust aller Einheiten setzt das Geschehen mitten in einem hart umkämpften Feuergefecht wieder ein, so dass hier unweigerlich Hektik aufkommt.

 

Angreifen oder verteidigen

 

Im Mehrspielermodus können Spieler zwischen Menschen oder Aliens wählen und damit auch zwischen Offensive oder Defensive. Während die eine Seite also eine möglichst schlagfertige Truppe zusammenstellt, muss die andere Seite Stellungen aufbauen und die Angriffe der Gegenseite abwehren. Das funktioniert deutlich schneller als noch im Einzelspielermodus, jedoch macht auch hier der geringe Umfang schnell einen Strich durch die Rechnung. Mit gerade mal fünf Karten kommt einfach keine Langzeitmotivation auf.

 

Apokalyptische Kulisse

Optisch hinterlässt „Anomaly 2“ auf den ersten Blick einen wirklich sehenswerten Eindruck und präsentiert sich auf der PlayStation 4 mit einer Auflösung von 1080p. Zerstörte Straßenzüge mit Ruinen bekannter Sehenswürdigkeiten einer untergegangenen Zivilisation vermitteln sehr treffend, dass hier eine verheerende Alien-Invasion stattgefunden hat. Alle Texturen sind detailliert, wuchtige Explosionen erhellen den Bildschirm, und die Animationen wirken geschmeidig. Trotz der atmosphärischen Stimmung leidet das Szenario aber an der grafischen Abwechslungsarmut und an stellenweise spürbaren Ruckeleinlagen, insbesondere bei den Zwischensequenzen in der Spielgrafik. Die Soundkulisse spielt eine untergeordnete Rolle. Englische Sprachausgabe, Musikuntermalung und Umgebungsgeräusche sind solide.

 

Offizieller Trailer


Fazit

Wer nach Strategietiteln auf der neuen Konsolengeneration lechzt, bekommt mit „Anomaly 2“ einen spielenswerten Geheimtipp präsentiert, der das Tower-Defense-Prinzip umkehrt und stattdessen auf kontrollierte Offensive setzt. Taktische Tiefe ist vorhanden, und die Einsätze sind für kurzweilige Sessions durchaus empfehlenswert. Auf Dauer mangelt es wegen des geringen Umfangs – sowohl für Einzelspieler als auch für Mehrspieler – aber an der Langzeitmotivation. (Christian Schmitz)


Kommentare:
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2014-10-10 14:03:26... - nolove

gg


Anomaly 2

Anomaly 2 (PS4) - Screenshots DLH.Net Review
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