„A Golden Wake“ ist das erste kommerzielle Spiel von Grundislav Games, das seit dem 9. Oktober 2014 via Steam erhältlich ist. Im Spiel heißt es hinein in die Zeitkapsel und zurück in die 1920er-Jahre.
Prohibition , Bau-Boom und Korruption
„A Golden Wake“ erzählt eine Geschichte von Reichtum, Korruption und der Immobilienbranche in den 1920er-Jahren in Miami. Alles beginnt damit, dass in den USA die Prohibition Einzug hält. In Miami wird diese weitgehend ignoriert und so wandern tausende Amerikaner in die Stadt in Florida ein. Dadurch wird der Bau-Boom ausgelöst, von dem auch die Hauptfigur des Spiels, Alfie Banks, profitieren möchte, weshalb er als junger Makler von New York nach Miami zieht.
Hier lernt er George E. Merrick kennen, für den er erste Besorgungen erledigen muss. Nachdem er sich Merricks Vertrauen erarbeitet hat, wird er von ihm als Makler eingestellt und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Insgesamt beleuchtet „A Golden Wake“ etwa 20 Jahre Lebensgeschichte der Charaktere, was natürlich nur deshalb funktioniert, weil es regelmäßige Zeitsprünge gibt. Dies kann teilweise aber verwirrend sein und stört gelegentlich den Spielfluss. Allerdings hat es gleichzeitig den Vorteil, dass man im nächsten Kapitel sieht, was man im vorherigen geschaffen hat und sich die Umgebungen dadurch recht deutlich verändern. Natürlich ist das aber auch ein Ansporn für Interessierte, diese nicht gezeigten Events im Internet nachzulesen.
Geschichtsunterricht mal anders
Wer sich ein wenig mit der Geschichte von Miami auskennt, wird sicher bereits beim Lesen des Namens George E. Merrick aufgehorcht haben. Besonders schön an der Story ist nämlich, dass sich die komplette Geschichte an den realen Geschehnissen aus Miamis Vergangenheit hält und somit auch existierende Gebiete und historische Personen auftreten. Am Ende des Spiels gibt es sogar einen Fotovergleich zwischen den Spielfiguren und den real existierenden Personen, und man begreift, wie groß die Ähnlichkeit tatsächlich ist und wie viel Liebe bei der Entwicklung in das Spiel investiert wurde. Für Geschichtsfans gibt es dann auch noch einmal eine schriftliche Zusammenfassung der Biografien der wirklich interessant dargestellten Charaktere.
Auf jeden Fall hat man am Ende des Spiels, also nach etwa fünf bis sechs Stunden, das Gefühl, dass man tatsächlich etwas gelernt und nicht einfach nur ein Videospiel durchgezockt hat. Der Wiederspielwert wird dadurch erhöht, dass man das Spiel noch mit einem Entwicklerkommentar durchzocken und auf die Jagd nach weiteren Steam-Errungenschaften gehen kann. Beim ersten Durchlauf wird man sicherlich nicht alle 18 direkt freischalten.
Die Rätsel eines Maklers
Gesteuert wird Alfie Banks auf sehr minimalistische Weise. Einzig die Computermaus kommt zum Einsatz, wobei ein Betätigen der linken Maustaste eine Interaktion hervorruft und der Rechtsklick das gewünschte Objekt untersucht. Das Inventar ruft man auf, indem der Cursor an den oberen Bildschirmrand bewegt wird. Dort kann man dann eines der Objekte auswählen und mit der Umgebung interagieren oder das Menü aufrufen. Schön ist hierbei, dass es eine eigenständige Speicherfunktion gibt und so an jeder Stelle des Spiels gespeichert werden kann.
Die Rätsel von „A Golden Wake“ sind nicht besonders schwierig zu lösen, und besonders innovative Kniffeleien gibt es auch nicht. Dass die Rätsel recht einfach gestrickt sind, ist im Spiel aber nicht unbedingt ein Nachteil, denn ein Hilfesystem sucht man vergeblich. Bei einigen kniffligeren Rätsel gibt es zwar die Möglichkeit, Tipps zu erhalten und so das Ganze zu lösen, bei anderen Knobeleien fehlen diese Optionen allerdings.
Immerhin sind die Minispiele an sich abwechslungsreich gehalten und passen super in das Gesamtkonzept. Es gibt beispielsweise ein Rätsel, bei dem potenzielle Käufer zum richtigen Haus verholfen werden muss, indem ihre Wünsche mit den Beschreibungen von Häusern kombiniert werden. Dann erscheint wenig später ein kleines Wimmelbild, bei dem genannte Begriffe in einem Bild gefunden werden müssen und so Mängel in einem Haus aufgezeigt werden. Oder auch Handlungsketten, die ihr nachvollziehen müsst, um eine weitere Aktion durchführen zu können. Den Zugang zu einem geheimen Wandschrank bekommt ihr beispielsweise nur, wenn ihr ein Rätsel an einem Bücherregal löst. Natürlich müsst ihr aber auch Gespräche mit anderen Charakteren führen, um ihnen Hinweise zu entlocken.
Verpixelte Schönheit mit Jazz-Kulisse
Die Grafik von „A Golden Wake“ wurde im Retrostil entwickelt, was anfangs vielleicht im Hinblick auf Grafikgewalten aus anderen Spielen gewöhnungsbedürftig wirkt. Schließlich geht es da meist nur um „noch schöner und besser als die Konkurrenz“, doch hier passt gerade die verpixelte Retro-Optik hervorragend in das Konzept und versprüht nach anfänglicher Skepsis ihren Charme. Die Hintergründe sind mit vielen Details gefüllt, die zwar nicht alle zur Geschichte beitragen, aber weiterführende Informationen rund um die Ära des Spiels enthalten.
Die musikalische Untermalung kann ebenfalls punkten, denn es gibt Jazz-Musik und einen typischen 1920er-Jahre-Sound. Es passt rundum einfach alles zusammen. Dazu gibt es dann noch emotionsvolle Synchronsprecher, die die Charaktere noch mehr zum Leben erwecken. Ein K.-o.-Punkt könnten allerdings die fehlende deutsche Synchronisierung und die nicht vorhandenen deutschen Untertitel sein. Um das Spiel wirklich richtig zu verstehen und alle Informationen begreifen zu können, müssen mindestens Grundkenntnisse in englischer Sprache vorhanden sein.
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