Ein Blick in die Geschichtsbücher offenbart es: Das letzte Spiel der „Micro-Machines“-Reihe wurde vor mehr als zehn Jahren veröffentlicht. Die Rennspielspezialisten von Codemasters haben dieses Versäumnis erkannt und schicken „Toybox Turbos“ auf die Piste.
Micro Machines 2014
Am Spielprinzip hat sich seit der Erstveröffentlichung von „Micro Machines“ im Jahr 1991 nicht viel geändert. Auch in „Toybox Turbos“ drehen vier Spielzeugfahrzeuge im Minitaturformat ihre Runden auf witzigen Strecken. Die Schauplätze sind gespickt mit Goldmünzen sowie Hindernissen, die teilweise sogar dynamischer Natur sind, beispielsweise kullernde Billardkugeln oder die tuckernde Spielzeugeisenbahn. In klassischen Rennen, Zeitfahren, Überholmanövern, Ausscheidungsduellen, Fluchtfahrten vor einer herannahenden Flutwelle oder Countdown-Fahrten mit Zeitlimit geht es um möglichst gute Platzierungen. Dafür winken spendable Belohnungen, die in den Fuhrpark investiert werden.
Die Garagen umfassen insgesamt 35 fahrbare Untersätze aus verschiedenen Kategorien. Beispielsweise handelt es sich bei den Nutzfahrzeugen im Einzelnen um Abschlepp-, Müll-, Eis- und Milchwagen, Schneepflug sowie Sattelzug. Außerdem gibt es noch verschiedene Vehikel zum Thema Personenverkehr, Offroad, Bau sowie Einsatz- und Rennwagen. Diese können farbig angepasst werden und unterscheiden sich in Geschwindigkeit, Handling und Gewicht voneinander. Leider können offensichtlich nur Fahrzeuge der gleichen Kategorie gegeneinander antreten. So kommt es also nie zu reizvollen Duellen zwischen Polizei, Schneepflug, Rennwagen oder Bus. Doch was wäre ein „Micro Machines“ im Geiste ohne das spaßige Waffensystem, um den Kontrahenten das Leben schwer zu machen, sie auszubremsen oder von der Strecke zu befördern. Unter anderem sind an verschiedenen Stellen Geschenkpakete verteilt, die Minen, Maschinengewehre, EMP, Hammer oder Magnete beinhalten.
Für Einzelspieler wird also theoretisch viel geboten. Sieben Pokalwettbewerbe mit jeweils sechs Herausforderungen ergeben nicht weniger als satte 42 Events. Das hört sich nach einem soliden Umfang für stundenlangen Rennspaß an. Doch leider sind diese Veranstaltungen jeweils innerhalb weniger Minuten zu meistern, was eine magere Gesamtspielzeit ergibt. Trotzdem macht der Solomodus kurzzeitig Spaß und dient in erster Linie als Aufwärmphase für die Mehrspielerpartien.
Spaß zu viert
Das Herzstück ist und bleibt der Mehrspielermodus, der bei keiner Party fehlen darf. Zwar werden hier im Prinzip der gleiche Umfang samt Möglichkeiten des Einzelspielermodus geboten, jedoch machen die Scharmützel gegen menschliche Gegner ungleich mehr Spaß. Für bis zu vier Spieler gleichzeitig gilt es, in lokalen Matches an einem Bildschirm oder online die Runden zu absolvieren. Gewinnern werden Punkte gutgeschrieben, während sie den Verlierern abgezogen werden. Doch Vorsicht: Der Führende hat durch den vergleichsweise kleinen Bildausschnitt immer den Nachteil, dass er den Streckenverlauf im Gegensatz zum nachfolgenden Fahrerfeld nicht so gut einsehen kann. Als vermeintlich Ausgeschiedener hat man noch die Möglichkeit, sich mit einem gut gezielten Luftschlag zu rächen.
Leichter Rost angesetzt
„Toybox Turbos“ hat also viel Nostalgie im Tank. Für das Top-down-Rennspiel stehen drei Perspektiven zur Auswahl, nämlich die bevorzugte dynamische Standardansicht sowie zwei isometrische Perspektiven, die weniger Überblick bieten. Die Steuerung geht dabei kinderleicht von der Hand, auch wenn sie sich etwas präziser anfühlen könnte und insbesondere in Kurvenlage schwammig wirkt. Mit den Schultertasten des Gamepads wird beschleunigt oder gebremst beziehungsweise der Rückwärtsgang eingelegt. Der linke Analogstick oder das Steuerkreuz ist für die Lenkungen verantwortlich, die X-Taste dient zur Nutzung der Waffensysteme oder als Hupe. Jederzeit kann das Geschehen pausiert werden.
An einigen Stellen hat das kurzweilige Spiel Rost angesetzt und Schwachpunkte der „Micro-Machines“-Reihe übernommen. So sind die Rücksetzpunkte stellenweise sehr unglücklich gesetzt und es kommt nicht selten vor, dass irgendjemand unmittelbar vor einem Hindernis weiterfahren muss. Beispielsweise konnte im Einzelspielermodus das Duell gegen einen Sattelzug gewonnen werden, weil er ständig vor der beweglichen Billardkugel zurückgesetzt wurde und konsequenterweise immer wieder von eben jener überrollt wurde. Ohnehin werden die von der KI gesteuerten Gegner scheinbar magisch von Widerständen angezogen.
Witzige Präsentation
Optisch zeigt sich „Toybox Turbos“ als kunterbunter Spielplatz mit vielen einfallsreichen Streckendesigns. Es macht einfach Laune, mit den kleinen Vehikeln flüssig über die abwechslungsreichen Schauplätze wie Küchenspüle, Frühstückstisch, Herdplatte, Murmelbahn oder Billardtisch zu rasen. Untermalt wird das Szenario von witziger Musik, bei der unweigerlich gute Stimmung aufkommt. Trotzdem wäre die Integration eigener Wiedergabelisten wünschenswert gewesen.