Im Jahr 2003 startete der Entwickler Infinity Ward mit der Call-of-Duty- Serie nicht nur einen Angriff auf die Konkurrenz aus dem Hause Dreamworks Interactivee, sondern legte damals den Grundstein für eine Spielserie, welche bis heute bereits mehr als 15 Titel zählt. Fast jährlich erschien ein neuer Ableger, und damit wuchs die riesige Fangemeinde weiter. Spieler aus aller Welt bereisten Epochen, vom Zweiten Weltkrieg bis hin zur Gegenwart, kämpften sich durch die Schützengräben Russlands und operierten verborgen hinter den feindlichen Linien in aller Welt. Die Vielfalt der Szenarien erstreckte sich von der Vergangenheit bis in die Gegenwart, und somit war das Erscheinen eines neuen Teils auch dieses Mal nur eine Frage der Zeit. Und das in doppelter Hinsicht
Story
Bei einer Operation im Jahre 2054, welche der Befreiung der afrikanischen Stadt Seoul von nordkoreanischen Truppen dienen sollte, offenbarten sich die Schwächen des amerikanischen Militärs auf dramatische Weise. Die Bilanz dieses vier Stunden andauernden Einsatzes waren 6.000 gefallene Marines. Nun zeigte sich, dass die USA nicht mehr allen Aufgaben gewachsen war und so wurden Teile der Sicherheitspolitik an private Firmen abgetreten. Damit war das Zeitalter der Sicherheitsunternehmen eingeleitet, allen vorweg der Atlas-Corporation. Unter der Leitung ihres Gründers Jonathan Iron entstand ein Megakonzern, welcher die Infrastruktur und die Versorgung ganzer Landstriche innerhalb weniger Tage sicherstellen konnte. Atlas bietet nach eigenen Angaben keine Dienstleistungen an, sondern verkauft Macht.
Besonders effektiv stellte sich dieser Umstand nicht nur beim Schutz von Flüchtlingslagern heraus, sondern bot die ideale Antwort auf die terroristischen Handlungen der KVA. Deren Anführer Hades verfolgt kein geringeres Ziel, als die Welt von aller Technologie zu säubern und in deren Urzustand zurückzuversetzen. Dafür sind ihm alle Mittel recht und seine Skrupellosigkeit kennt keine Grenzen. Rund um den Globus werden unter seinem Namen Anschläge verübt.
Nach den Ereignissen in Seoul wird der durch den Einsatz gezeichnete Jack Mitchell aus der Armee entlassen. Der Verlust seines linken Armes machte ihn für das Militär unbrauchbar. Da wundert es nicht, dass er das Angebot seitens Atlas annimmt und sich von nun an in die Dienste dieser Söldnertruppe stellt.
Irons Privatarmee, deren technische Mittel denen der Regierung 20 Jahre voraus sind, muss sich weder an die Vorgaben noch an die Gesetze des Staates halten. Der ideale Antagonist zur KVA war geboren. Was anfangs als fleischgewordener Messias gefeiert wurde, stellte sich nach kurzer Zeit als unkontrollierbare Bestie heraus, welche vor den Augen der Politik in unbändigem Maße heranwächst und nun selbst zu einer Bedrohung wird. War man es in der Vergangenheit noch gewohnt, in regelmäßigen Abständen die eigene Spielfigur zu wechseln und einen anderen Blickwinkel des Geschehens zu erhalten, bleibt dieses Mal Mitchell der einzige spielbare Charakter. Der erlebt das Abenteuer beginnend mit dem Auftrag in Seoul und dem Wechsel zu Atlas. Auf den besonderen Aha-Moment wartet man in der fünf Stunden andauernden Kampagne allerdings vergebens. Zu vorhersehbar ist der Plot um den von Kevin Spacey gespielten Jonathan Iron.
Gameplay
Wer schon einen der letzten "Call-of-Duty"-Teile gespielt hat, wird sich auch im neuesten Ableger sofort wohlfühlen, weiß die Serie doch schon seit Jahren die Qualitäten eines guten Actionfilms für sich zu nutzen. Eine meist leicht zu verstehende Gut-gegen-Böse-Handlung in einer Welt am Abgrund, die es jedes Jahr aufs Neue zu retten gilt. Diesmal ist es die Welt im Jahre 2054, welche gerettet werden muss. Ein futuristisch angehauchtes Szenario, welches nicht übertrieben stark auf Science-Fiction setzt. Vielmehr werden aus der Realität bekannte Technologien dezent weitergesponnen. Dies lässt die Spielwelt wie einen alten Freund erscheinen, welchen man lange Zeit nicht gesehen hat. Das ist auch gut so, denn für lange Sightseeing-Touren bleibt auch diesmal keine Zeit. Wer ein "Call of Duty" spielt, will schließlich cinematische Actionmomente am Fließband serviert bekommen.
Seine Aufträge schicken Mitchell um die ganze Welt. Von San Francisco über Bangkok bis Lagos bereist man dabei allerhand Städte und versucht der KVA stets einen Schritt voraus zu sein. Ob es sich um ein Atomkraftwerk handelt, welches gesprengt werden soll, oder um eine Geiselnahme, die das Eingreifen von Spezialisten verlangt. Abwechslung wird hier groß geschrieben und wie zu erwarten, gleicht kein Szenario dem anderen. Dabei wirken alle Levels glaubwürdig und belebt. Einheimische tummeln sich vor Geschäften, und auch auf den Straßen ist viel los. Leider täuscht diese Illusion nur kurz über die Schwächen des Titels hinweg und die optisch sehr ansehnliche Fassade beginnt schnell zu bröckeln. Zu unausgereift wirkt die Technik in vielen Situationen. Die Hetzjagd auf Hades offenbart schon in den ersten Levels ihre schlauchartigen Strukturen. Dem Spieler wird oftmals eine Handlungsfreiheit suggeriert, welche schlichtweg nicht existent ist. So stellen sich alternative Routen meist nur als marginale Abweichung zum Hauptpfad heraus und bilden dadurch keinerlei spielerischen Mehrwert.
Mein Name ist Mitchell, Jack Mitchell
Das Jahr 2054 bietet eine ganze Reihe von Gadgets, welche die Terroristenjagd merklich auflockern. Zielsuchende Granaten bahnen sich ihren Weg zum Gegner automatisch, der Enterhacken lässt unser Alter Ego durch die Luft gleiten, und mit den Magnethandschuhen wird das Erklimmen einer Hauswand zum Kinderspiel.
Welches Gimmick zu welchem Zeitpunkt eingesetzt werden darf und wo nicht, ist strikt vorgegeben. Einzig der Exo-Anzug, ein Robotergestell, welches den Soldaten der Zukunft zu einem Übermenschen werden lässt, ist ein stetiger Begleiter und kann im späteren Spielverlauf modifiziert werden. Mit ihm lassen sich Ausweichsprünge in jegliche Richtung vollziehen und selbst tonnenschwere Gegenstände spielend durch die Luft schleudern. Herausforderungen während der Missionen schalten Upgrade-Punkte frei, welche in den Ausbau des Robo-Skelettes investiert werden dürfen. Diese Aufgaben variieren nicht und beziehen sich auf eine bestimmte Anzahl an Headshots, Abschüssen mit Granaten oder dem Finden geheimer Daten in den Levels.
Nach jeder Mission dürfen die erspielten Punkte in die Weiterentwicklung investiert werden und mindern etwa die Empfindlichkeit gegenüber Feindbeschuss, reduzieren den Rückstoß der Waffen oder erhöhen die Maximalkapazität der mitzuführenden Granaten. Dies sind nur wenige Beispiele der in zwei Stufen ausbaubaren Attribute. Nach einigen Missionen wird das Exoskelett damit zur laufenden Festung ausgebaut.
Immer der Nase nach
Missionsziele müssen stur der Reihe nach abgearbeitet werden. Ein Abweichen davon ist nicht möglich, da wir stets an das eigene Team gebunden sind. Denn nur dieses kann den Weg zum nächsten Abschnitt freigeben. Statt sich als Teil einer Spezialeinheit zu fühlen, übernimmt man dadurch meist die Rolle eines Praktikanten. Selbst über Offensichtliches wird man unentwegt durch den Teamleiter informiert. Das simple Überqueren einer mehrspurigen Autobahn verkommt dabei schon zu einer echten Geduldsprobe. Das Ziel, die andere Straßenseite zu erreichen, ist klar, die sich in Stellung gebrachten Feindscharen ignoriert unser Vorgesetzter genauso gekonnt wie den fließenden Verkehr, durch den wir uns den Weg bahnen müssen. Und während man dem Kugelhagel des Gegners und den vorbeirasenden Fahrzeugen ausweicht, erinnert einen das Spiel in Form von nervigen Funksprüchen kontinuierlich daran, den Auftrag fortzusetzen. Solch fehlplatzierte Ereignisse gibt es in der Solokampagne immer wieder. Dadurch bremst sich der meist dynamische Spielfluss in regelmäßigen Abständen selbst aus. Gleiches lässt sich auch bei den Fahr- und den Flugsequenzen beobachten. Die Freude, in einem tonnenschweren Panzer zu wüten, verpufft schnell, und der Charme einer Eisenbahnfahrt stellt sich ein. Spaß sieht da anders aus.
Knöpfchen drücken für den Sieg
Spannende Szenen durchlebt Mitchel in regelmäßigen Abständen. Diese Adrenalinmomente schrauben den Puls des Spielers spürbar in die Höhe. Optisch geradezu spektakulär aufbereitet, scheitern diese meist an der Umsetzung. Das Stürmen eines Raumes in Zeitlupe sah man bereits in den letzten "Call-of-Duty"-Teilen des Öfteren. Diese Aktionen waren gut strukturiert und vermittelten dem Spieler alles Wissenswerte über die nächste Handlung. Selten war es notwendig, diese Abschnitte zu wiederholen. Anders hingegen sieht es bei "Advanced Warfare" aus. Vor lauter Inszenierung übersieht man schnell die viel zu kleinen Einblendungen der zu drückenden Tasten. Die Handlungen des eigenen Charakters kommen teilweise so überraschend, dass man schlichtweg nicht gezielt reagieren kann. Schnelle Entscheidungen sollen, teils ohne einen Anhaltspunkt, getroffen werden. Ein ständiges Wiederholen solcher Stellen, bis man sie letztlich auswendig kennt, ist die Folge. Das ist ärgerlich und verschenkt Potenzial. Wären diese Passagen nur etwas eingängiger, könnten sie selbst einem gestandenen John McClane ein freudiges "Yippee-ki-yay, Schweinebacke!" entlocken.
Army of Fools
Diese Ungereimtheiten kosten einiges an Spielspaß, aber man könnte darüber hinwegsehen, wären da nicht zu allem Überfluss die KI-gesteuerten Gegner oder besser gesagt: nur Gegner. Denn in vielen Momenten stellt sich die Frage, ob die Widersacher tatsächlich von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert werden. Mehr als das Suchen einer Deckung gibt es im Regelfall nicht zu beobachten. Weder kommt es zu einem Flankieren der eigenen Stellung noch zum Ausnutzen von Fehlern. Für unvorsichtiges Vorgehen wird man nicht bestraft. Wer auf knifflige Gefechte hofft, fällt spätestens dann von diesem Glauben ab, wenn die feindlichen Soldaten komplett die Arbeit einstellen. Das geschieht zwar höchst selten, trotzdem stellt sich die Frage, warum der Titel kein Railshooter geworden ist. Vor allem in größeren Gebieten gleichen die Kämpfe einer anspruchslosen Zielübung. Nicht zuletzt, da so viele Bösewichte in den Kampf geschickt werden, dass es fast schon lächerlich wirkt. Nur auf den höheren Schwierigkeitsgraden lässt sich eine Herausforderung erkennen, denn dann wird das Trefferbild der feindlichen Soldaten extrem unfair. Das eigene Team bildet diesbezüglich keine Ausnahmen. Die Truppe, mit deren Hilfe die Welt von den Terroristen befreit werden soll, ist schlichtweg unfähig. Die technische Umsetzung der Einzelspiele-Kampagne kann somit den Erwartungen nicht gerecht werden.
Mehrspielermodus
Über allem erhaben ist hingegen der Mehrspieler-Part. Online wie auch offline, mit bis zu vier Teilnehmern, zeigen die Entwickler, was Spieler seit Jahren an der Serie lieben: Schnelle und gut ausbalancierte Gefechte auf abwechslungsreichen Karten. In Teams mit bis zu 18 Spielern treten diese in den Matches gegeneinander an. Je nach gewähltem Modus reicht es nicht immer aus, das feindliche Team zu dezimieren. Bomben müssen entschärft oder Areale eingenommen und gehalten werden, um wichtige Punkte zu erzielen. Absprachen unter den Teilnehmern und der gekonnte Einsatz der Ausrüstung sortieren nach wenigen Minuten meist diejenigen aus, welche blindlings losstürmen. Die wohl größte Neuerung stellt hierbei der Exo-Anzug dar. Dessen Einsatzmöglichkeiten offenbaren dem Spieler ganz neue Möglichkeiten. In Windeseile lassen sich die Karten durchqueren, und Hinterhalte durch Scharfschützen können aus fast jeder Himmelsrichtung ausgehebelt werden. Die Gestaltung der Karten wurde an dieses neue Feature angepasst und lässt Kämpfe auf mehreren Ebenen sowie eine größere Handlungsvielfalt zu.
Ich packe meinen Koffer und nehme mit
Die Mühen der Online-Gefechte zahlen sich wie gewohnt in Form von Erfahrungspunkten aus. Damit werden Waffen und deren Upgrades freigeschaltet, und selbst der Einsatzleiter genannte Avatar lässt sich mit Kleidungsstücken individualisieren. Dies hat Vor- und Nachteile. Nicht mehr jede Ausrüstung steht direkt zum Kauf bereit und Waffen-Upgrades können erst nach Erledigung der dazugehörigen Herausforderungen genutzt werden. Das sind beispielsweise Abschüsse oder eine vorgegebene Anzahl von Volltreffern. Dies steigert zwar die Vorfreude, benötigt aber einiges an Zeit, welche hierfür investiert werden muss. Wem die vorgefertigten Waffen-Sets nicht entsprechen, der stellt sich diese nach Herzenswunsch individuell zusammen. Pistolen, Maschinenpistolen, schwere Waffen und Werfer oder Scharfschützengewehre stehen in diversen Ausführungen bereit und können nach Belieben modifiziert werden. Auch der Exo-Anzug bietet Verbesserungen wie die Aktivtarnung oder einen zusätzlichen Gesundheits-Boost.
Aber das ist natürlich nicht umsonst. Die maximal 13 verfügbaren Punkte sollten wohlüberlegt eingesetzt werden. Jedes zusätzliche Waffenteil, jede Granate, Abschussserie und Fähigkeit haben einen festgelegten Wert. Eine genaue Abwägung ist aufgrund dieser Begrenzung unumgänglich. Dafür können die jeweiligen Vorlieben des Einzelnen ausgebaut und an die diversen Karten und Modi angepasst werden. Mehrere dieser Waffenkonfigurationen lassen sich speichern, während des Spiels auf Knopfdruck wechseln und sind nach dem Wiedereinstieg verfügbar.
Grafik und Sound
In grafischer Hinsicht hat sich im Vergleich zum Vorgänger einiges getan. Hochauflösende Texturen, geschmeidige Animationen und ein ganzes Repertoire an Effekten lassen den Sinn einer Current-Gen-Konsole allmählich erkennen, auch wenn diese Weitem nicht ausgelastet wird. Die Lichteffekte wirken deutlich realistischer und die belebte Spielwelt möchte man nicht mehr missen. Die Auflösung gibt dennoch Grund zur Kritik. PlayStation-4-Besitzer freuen sich über native 1.080p, wohingegen Xbox-One-Spieler eine "dynamische Auflösung" vorgesetzt bekommen. Je nach Auslastung der Hardware kann das Bild hierbei auf 1.360 x 1.080 Bildpunkte reduziert werden. Die konstante Bildwiederholungsrate hingegen gab im Test keinerlei Anlass zu Kritik.
Der Soundtrack ist abermals großartig und die wuchtigen Explosionen, quietschenden Panzerketten und Beschuss aus allen Richtungen sorgen dafür, dass der Spieler direkt in das Geschehen versetzt wird. Dem steht die Vertonung der einzelnen Charaktere in nichts nach. Die deutschen Synchronstimmen sind gut gewählt und passen zu den jeweiligen Charakteren. Auch die englische Sprachausgabe kann optional angewählt werden.
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