Civilization: Beyond Earth (PC)

Eingereiht

„Civilization: Beyond Earth“ ist der neueste Titel der bekannten Civilization-Reihe des Entwicklerteams Firaxis, angeführt vom nicht weniger bekannten Sid Meier. Und natürlich muss sich der jüngste Spross dementsprechend an seinen Vorgängern messen lassen. Die genetischen Voraussetzungen dafür wurden ihm in Form der „Civilization-V“-Engine in die Wiege gelegt. Doch gelingt die Verpflanzung des Szenarios in fremde Welten, wie es einst mit „Sid Meier's: Alpha Centauri“ der Fall war? Suchen wir nach der Antwort!

 

Von Satelliten und Aliens

Wie schon die vorherigen Titel der Reihe bietet „Civilization: Beyond Earth“ zunächst eine große Auswahl an Spieloptionen. Von der Planetengröße über die Spielgeschwindigkeit oder den Konkurrenten bis hin zu den Siegbedingungen lässt uns das Spiel die Rahmenbedingungen für eine Partie vorgebenn. Der erste Unterschied wird aber bei der Auswahl der Zivilisation sichtbar. Statt uns, wie gewohnt, für eine Nation zu entscheiden, wählen wir einen Sponsor, die Art der Kolonisten, das Raumschiff sowie die Fracht und erzeugen uns so unterschiedliche Startbedingungen. Ist unser Raumschiff zum Beispiel mit einem Lebensform-Scanner ausgerüstet, werden bereits zum Start die Alien-Nester auf der Karte sichtbar. Leider verwässern die gewählten Vorteile schnell im Verlaufe des Spiels, so dass sich nach einer Weile alles gleich spielt. Hier setzen die Affinitäten – Harmonie, Überlegenheit und Reinheit - an, die maßgeblich durch die eingeschlagenen Forschungszweige bestimmt werden. Durch sie wird zum einen der Baustil beeinflusst, zum anderen schalten sie einzigartige Truppen und Siegbedingungen frei.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bisheriger „Civilization“-Spiele ist natürlich die Forschung, und auch hier wurde Hand angelegt. An die Stelle der bisherigen linear fortschreitenden Forschung ist ein Forschungsnetz getreten. Dies wirkt anfangs zwar recht unübersichtlich, da sämtliche Forschungen bereits von Anfang an eingeblendet sind, doch gewöhnten wir uns recht schnell an dessen Funktion. Der Vorteil dieses Netzes liegt auf der Hand: Forschung ist nicht länger ein Nebenschauplatz in „Civilization: Beyond Earth“, den es nur möglichst schnell zu durchschreiten gilt, sondern wird zum integralen Bestandteil der Strategie. Entwickeln wir uns eher in eine kriegerische Richtung? Wollen wir den Planeten besser verstehen und nutzen können, oder streben wir noch höhere Ziele an? Eine Entscheidung, die erstmalig deutlich spürbare Einflüsse auf das Spielgeschehen hat und einiges an Planung erfordert.

Neu hinzugekommen sind hingegen Quests. Diese erzählen die Geschichte der Kolonie, bieten Anreize, die Karte zu erforschen, oder stellen uns einfach nur vor eine Entscheidung. Wollen wir verhindern, dass eine eingeschleppte Pflanze den Planeten überwuchert und somit die einheimische Flora verdrängt?  Je nach Wahl erhalten wir Punkte für unsere Harmonie- oder Überlegenheits- und Reinheitsaffinität, oder aber Upgrades für ein Gebäude. Leider können Quests aber auch fehlschlagen, und hier ist nicht immer ganz klar, weshalb. So endete eine per Quest erzählte Geschichte recht abrupt, als ein übereifriger Bautrupp im Automatikbetrieb außerirdische Ruinen durch eine Farm ersetzte. Anscheinend nahm man es bei der Auswahl, wer auf den Schiffen ins All geschossen wurde, doch nicht so genau …

Eine weitere Neuerung ist die Orbitalebene. Wie es sich für eine raumfahrende Spezies gehört, können Satelliten in den Orbit geschossen werden, wo sie eine Zeit lang aktiv sind und die Felder unter sich mit nützlichen Effekten belegen. So kann es gerade in der Anfangszeit sehr nützlich sein, per Satellit Felder vom Miasma zu befreien, eine Wolke außerirdischer Sporen, die auf diesem Feld befindlichen Einheiten jede Runde Schaden zufügt und den Bau von Verbesserungen verhindert. Im weiteren Verlauf des Spiels kommen ebenfalls offensive und defensive Satelliten hinzu. Damit die orbitale Kriegsführung aber nicht außer Kontrolle gerät, dürfen sich die Einsatzradien der Satelliten nicht überschneiden; hier ist also ebenfalls Taktik gefragt.

Barbaren sind wir übrigens auf unserem neuen Planeten nicht begegnet, dafür aber unzähligen Aliens. Im Nachhinein wären uns Barbaren lieber gewesen, denn insbesondere in der Anfangsphase hatten wir den Aliens nichts entgegenzusetzen. Der erste Kontakt erfolgte in Form eines Belagerungswurms, einer Kreatur, die uns spontan den Ausruf „Wurmzeichen!“ entlockte.  Dieser zog dann auch gleich eine Schneise der Verwüstung durch unsere mühsam aufgebauten Geländeverbesserungen und schluckte einen herumstehenden Bautrupp und die nacheilenden Soldaten am Stück. Glücklicherweise gab er sich hiermit zufrieden, denn eine reelle Chance, ihn zu besiegen, gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Im späteren Verlauf des Spiels verloren die Aliens dann aber ihren Schrecken, damit allerdings auch jeden Sinn, denn trotz harmonieliebender Zivilisation wurden wir für spätere Alien-Massaker nie bestraft.

Diplomatie darf natürlich in einem „Civilization“-Spiel nicht fehlen, allerdings hätte sie uns auch nicht gefehlt. Zwar gibt es eine sehr praktische Neuerung, eine Währung in Form von „Gefallen“, falls das Gegenüber gerade nichts Besseres anzubieten hat, doch auch dies ist wertlos, falls er auch in Zukunft nichts hat, was wir begehren. Eigentlich fühlten wir nie das Bedürfnis, uns diplomatisch mit den Nachbarn auseinanderzusetzen, und so wurden die meisten Anfragen in der Form „Rohstoff gegen Gefallen“ oder „Forschung gegen Gefallen“ einfach abgelehnt. Die gelegentliche Kriegserklärung wurde mit passender Härte beantwortet und endete meist schnell in der Kapitulation der Gegenseite. Häufig gab es eine Kolonie als Prise obendrauf, so dass nicht einmal Militäreinheiten an die gegnerische Verteidigung geopfert werden mussten.

 

Schöne neue Welt

„Civilization: Beyond Earth“ nutzt die technologischen Möglichkeiten seines Vorgängers „Civilization V“, und dementsprechend ansehnlich ist die Planetenoberfläche gestaltet. Der Planet sieht hinreichend fremdartig aus, um als fremde Welt durchzugehen; die Farbpalette mit einigen Neonfarben tut ihr Übriges. Nachteilig empfanden wir allerdings, dass aufgrund der Fremdheit die Übersicht etwas verloren ging. Nicht immer war auf Anhieb eindeutig, was bestimmte Geländeverbesserungen bewirken oder ob ein Feld nun fruchtbarer Boden ist oder nicht. Bedenken wir das Szenario, ist das aber durchaus nachvollziehbar: Der Sinn und Zweck eines Ölbohrturms erschließen sich einfach deutlich schneller, als eine seltsame Konstruktion auf einer Formation aus fliegenden Steinen.

Und doch, oder gerade deshalb, liefert die Grafik einen authentischen Blick in eine außerirdische Welt, die gleichermaßen schön, gefährlich und fremd ist. Die zum Erforschen einlädt und sich unter unserer Führung langsam mit vertrauten Mustern wie Feldern und Straßen füllt.

 

Wohlklingende neue Welt

Auch die musikalische Untermalung fügt sich nahtlos in das Gefühl der Fremde und Weite einer neuen, unbekannten Welt ein. Sphärische Klänge, die mal leicht und beschwingt, mal bedrohlich untermauert werden, wechseln sich mit epischen Melodien ab und würden so auch für einen Hollywood-Blockbuster funktionieren. Erneut zeigen Geoff Knorr und Griffin Cohen, die bereits für „Civilization V“ den Soundtrack beisteuerten, zu was sie in der Lage sind, wenn man ihnen ein Ensemble anvertraut.


Fazit

„Civilization: Beyond Earth“ ist ein schönes Spiel, mit dem ich viele Stunden verbringen werde, keine Frage. Leider ist es aber auch nur ein „Civilization V“ im Weltraum geworden. Zwar haben einige Neuerungen ihren Weg ins Spiel gefunden, aber nicht alle davon erscheinen ausbalanciert. Es ist toll, sich vor Spielbeginn individuelle Startbedingungen beliebig zusammenzukombinieren, das wirkt aber nur für die ersten Runden. Auch die Affinitäten ermöglichen Individualisierung, rauben den Völkern aber jegliche Individualität. Dennoch ist dies Meckern auf höchstem Niveau und vielleicht ein wenig Enttäuschung. Das Szenario „Civilization im Weltraum“ hätte so viel mehr bieten können, würden alleine die Aliens zu mehr taugen, als nur als Startärgernis. Ein Spielmodus wie „Kolonisten vs. Aliens“ mit stärkeren Überlebensaspekten wäre eine willkommene Abwechslung zum üblichen globalen Eroberungsfeldzug – aber dafür sind Patches und Erweiterungen da. Und trotz aller kleineren oder größeren Macken ruft jetzt die Pflicht: Polystralia hat mir, schon wieder, den Krieg erklärt. (Martin Kretschmer)


Kommentare:
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2015-03-02 19:58:41... - Coinspoins

25


2014-12-08 11:37:56... - The Scary

10!!!


2014-12-07 14:08:07... - АНДРЕЙ

5


Civilization: Beyond Earth (PC) - Screenshots DLH.Net Review
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