Vom Hausmeister zum Fliegenfänger
Zu Beginn der Geschichte von „Flyhunter Origins“ passiert ein Unglück: Der tollpatschige, aber sympathische Zak, seines Zeichens einäugiger Außerirdischer vom Planeten Burgarol 3, geht an Bord des Schiffes „The Frog“, welches die Erde umkreist, mehr oder weniger seinen Hausmeistertätigkeiten nach. Als er im Frachtraum statt den Boden zu fegen lieber von aufregenden Abenteuern als berühmter Fliegenfänger träumt, stößt er versehentlich mit seinem Besen an den Knopf, der die Laderampe des Raumschiffs öffnet. Infolgedessen wird die gesamte Crew, die sich zu besagter Zeit in Kryokapseln im Tiefschlaf befindet, mitsamt der gefangenen exotischen Fliegenschar hinaus in den Weltraum und zurück auf die Erde katapultiert. Klar, dass Zak sofort Kurs Richtung Erde nimmt und sich alsbald mit Fliegenklatsche und Strahlenkanone bewaffnet, um sowohl seine verstreuten Crewmitglieder zu retten, als auch die verlorenen Insekten wieder einzufangen. Schließlich wird die wertvolle Fracht schon sehnlichst von ungeduldigen Investoren erwartet.
Es liegt nun an uns, Zaks Rettungsmission erfolgreich abzuschließen und aus ihm einen respektablen Fliegenfänger zu machen. Dafür springen wir in der Rolle von Zak in insgesamt fünf Kapiteln mit je vier bis fünf Episoden durch knallbunte 2D-Landschaften. Da ein Außerirdischer wie er relativ klein ist, erscheint Zak das Erdreich in einem riesigen Ausmaß. Das Leveldesign gestaltet sich dementsprechend höchst abwechslungsreich: Mal geht es darum, sich einen Weg über weggeworfene Dosen und Kartons zu bahnen, an anderer Stelle begeben wir uns hinab in den Erdboden und schlagen uns durch unterirdische Tunnel. Daneben klettern wir über Seerosen, hüpfen über Pilze und hangeln uns an Blättern und Blumen entlang. Oftmals dürfen wir während eines Levels auch auf kleinere Alternativrouten zurückgreifen.
Auf der Suche nach unseren verschollenen Kameraden stellt sich uns allerlei Getier aus dem heimischen Garten in den Weg, das uns an den Kragen will. Ob es nun Käfer und Ameisen sind, die auf einer Route hin und her krabbeln, Spinnen, die sich in unmittelbarer Nähe von oben herabfallen lassen und uns mit ihrem Netz einfangen wollen, oder Frösche, die im Hintergrund lauern und uns beim Vorbeigehen blitzschnell mit ihrer Zunge einfangen – aus Zaks Perspektive nimmt selbst ein Marienkäfer bedrohliche Züge an. Oft dienen die veränderten Proportionen als Aufhänger für die ironischen Kommentare von Guze Delnor, dem intergalaktischen Leitfaden für Fliegenfänger, der Zak auf Schritt und Tritt begleitet. Wenn wir beispielsweise einen Gartenzwerg passieren, der in Zaks Augen über gigantische Ausmaße verfügt, nimmt Guze Delnor an, dass dieses Objekt von den Erdbewohnern vermutlich als Götzenbild verehrt wird.
Kleiner Held – große Gefahren
Die Steuerung ist sehr simpel und lässt sich binnen kürzester Zeit verinnerlichen: Während wir Zak mit Hilfe der Pfeiltasten in die gewünschte Richtung bewegen, sind wir durch wiederholtes Drücken der Leertaste via Jetpack dazu in der Lage, einen Doppelsprung auszuführen. Dies erweist sich als überaus hilfreich, gerade wenn wir unsere Sprungfähigkeiten auf schmaleren Plattformen unter Beweis stellen und vor der Landung unsere Flugbahn korrigieren müssen. Zu guter Letzt zücken wir mit den beiden Maustasten die Fliegenklatsche beziehungsweise betätigen die Strahlenkanone, mit der wir unsere Gegner für kurze Zeit einfrieren können. Bei unserem Abenteuer dürfen wir uns zudem über Controller-Unterstützung freuen. Diese bringt den entscheidenden Vorteil gegenüber der mobilen Touchscreen-Variante, da die Steuerung am PC einfach viel präziser ausfällt und mehr Verlass auf die eigenen Fähigkeiten gewährleistet.
Falls wir doch einmal frühzeitig das Zeitliche segnen, also beispielsweise ins Wasser stürzen, von einer Venusfliegenfalle verspeist oder von einem Frosch geschluckt werden, werden wir zurück zum zuletzt aktivierten Teleporter gebeamt. Dasselbe geschieht, wenn wir dreimal von einem Gegner berührt werden. Da die Teleporter inmitten der Levels großzügig positioniert sind und Zaks Bildschirmtod dadurch schnell relativiert wird, ist das Spiel gerade für Einsteiger geeignet. Doch auch für erfahrene Spieler wird es nicht langweilig: Während wir die Levels ganz klassisch von A nach B durchqueren, können wir Insekteneier aufzusammeln, die es uns ermöglichen, zwischen den Kapiteln unsere beiden Waffen aufzurüsten. Fliegenklatsche und Strahlenkanone können je nach Menge der gesammelten Eier insgesamt um drei Stufen aufgewertet werden. Pro erreichte Stufe verbessert sich der Waffenschaden um +1. Das Aufrüsten sollte jedoch nur als nette Dreingabe erachtet werden, da es für ein Weiterkommen nicht notwendig ist. Darüber hinaus können eifrige Sammler damit rechnen, dass ihnen bereits nach den ersten Kapiteln die höchste Waffenstufe zur Verfügung steht.
Wie wir uns durch die Levels schlagen, macht also keinen Unterschied – Hauptsache, wir fangen unsere wertvolle Fracht wieder ein. Auf die von uns gesuchten Insekten stoßen wir am Ende einer jeden Episode, doch kurz bevor wir sie einfangen können, fliegen sie davon. Zu diesem Zeitpunkt verändert sich das Spiel von einem Jump'n'Run in ein 3D-Rennspiel. Ähnlich wie bei „Earthworm Jim“, bei dem wir mit unserem Raumgleiter Oberbösewicht Psy-Crow quer durch ein Meteoritenfeld jagen, steuern wir Zak hier ebenfalls aus der Verfolgerperspektive, der mit seinem Jetpack die Verfolgung der flüchtigen Fliege aufnimmt. Während des temporeichen Fluges weichen wir kleineren Felsvorsprüngen aus und setzen die Schubkraft unseres Jetpacks ein, um das Insekt schließlich aus nächster Nähe mit der Fliegenklatsche vom Himmel zu holen und zurück an Bord unseres Raumschiffes zu teleportieren.
Ein waschechter Pixar
Bei der Grafik von „Flyhunter Origins“ überzeugt vor allem das gelungene Artdesign, das über einen ganz eigenen Charme verfügt. Dies überrascht nicht angesichts der Tatsache, dass sich Mitarbeiter von Pixar Animation Studios für die Entwicklung des Spiels verantwortlich zeigen. Dieses Talent macht sich insbesondere in den zahlreichen Zwischensequenzen bemerkbar, in denen die liebevoll gestalteten Figuren wie im Film „Wall-E“ durch unterschiedliche Gesichtsmimiken miteinander interagieren und ohne Dialoge die inneren Gedanken sowie Gefühle äußern. Auf diese Weise treiben die Charaktere die witzige Handlung voran, die im weiteren Verlauf mit der einen oder anderen überraschenden Wendung aufwartet.
Neben diesen überzeugenden Merkmalen machen sich jedoch auch einige Schwächen im Detail negativ bemerkbar: So lassen beispielsweise die Texturen zu wünschen übrig, die selbst mit der höchsten Auflösung am PC durchweg verschwommene Eigenschaften besitzen. Ebenso fällt der Einsatz von Licht- und -Schatten-Kontrasten und Partikeleffekten für einen modernen Jump'n'Run-Titel viel zu gering aus. Während diese grafischen Schwächen auf den mobilen Geräten durch das kleinere Bildschirmformat weitestgehend kaschiert werden, sind sie auf dem großen Monitor unter Verwendung der höchsten Bildschirmauflösung recht offensichtlich. Dafür sorgt der Titel auch auf schwächeren PCs für eine stabile Performance.
Das Spiel erscheint in englischer Sprachausgabe und hat vollständig ins Deutsche lokalisierte Texte, die den Humor gut transportieren. Auch die Musikstücke, das mal mit stampfender Country-Melodie aufwarten, im anderen Fall eine etwas ruhigere Gangart einlegen, können überzeugen. Dennoch hätten ein paar Musikstücke mehr dem Titel nicht geschadet.
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