Auch bei einem Großauftrag, den sein Boss allen Mitarbeitern aufträgt, kann Manny nur einen dieser „einfachen Toten“ abgreifen. Die „Reichen und Schönen“ gehen dagegen wie immer an seinen Kollegen Domino, der nicht nur Mannys altes, geräumiges Büro übernommen hat, sondern zudem die volle Unterstützung ihres gemeinsamen Chefs genießt. Manny ist frustriert und wittert eine Verschwörung innerhalb der Firma. Da alle „guten Kunden“ immer direkt bei Domino landen, manipuliert Manny schließlich die Postverteilungsmaschine, die die Aufträge an die Reisevermittler herausgibt. Auf diese Weise kommt er an die Daten einer Kundin namens Mercedes, die laut ihren Akten ein einwandfreies Leben geführt hat. Manny verspricht sich eine hohe Provision und die ersehnte Anerkennung seines Vorgesetzten und macht sich zusammen mit seinem Freund Glottis auf den Weg, um Mercedes in die D.O.D.-Zentrale zu bringen und ihr dort eine Luxusreise zu verkaufen. Als die beiden bei Mercedes ankommen und Manny die Frau zum ersten Mal sieht, verliebt er sich sofort Hals über Kopf. Zurück in der Zentrale versucht Manny, für seine Kundin die gewünschte Reise zu buchen, allerdings kommt es dabei zu ungeahnten Komplikationen, da im Computersystem ein Fehler auftritt, der Zweifel an der einwandfreien Akte von Mercedes aufkommen lässt. Als sich der Reisevermittler daraufhin aufmacht, um die Probleme aus der Welt zu schaffen, bricht Mercedes kurzerhand auf, um ihre Reise ins „Reich der ewigen Ruhe“ zu Fuß anzutreten. Zu allem Überfluss läuft Manny kurz darauf seinem Chef in die Arme, der seinem Betrug auf die Schliche gekommen ist und ihn daraufhin in eine Abstellkammer in der Firma einsperrt. Sein Gegenspieler Domino bekommt währenddessen den Auftrag, die entflohene Kundin aufzuspüren und zurückzubringen.
Als Manny allein in seinem Gefängnis sitzt und an seinem Dasein zweifelt, bekommt er plötzlich Besuch von einem gewissen Salvador, der ihm aus seiner ausweglosen Lage heraushilft. Er berichtet ihm außerdem davon, dass das D.O.D. seit langer Zeit korrupt ist und er mit seiner Revolutionsgruppierung Z.V.S. (Zentralkomitee verlorener Seelen) drauf und dran ist, den Betrug zu beweisen. Da das Z.V.S. Mannys Hilfe benötigt, um sich Zugang zu den Computern des D.O.D. zu verschaffen, wird der Reisevermittler plötzlich zum neuen Agenten der geheimen Organisation, die eigentlich nur aus zwei Leuten besteht. Nachdem er einige kleinere Aufgaben für Salvador erledigt hat, kann Manny endlich die Stadt verlassen und sich auf den Weg machen, um seine geliebte Mercedes zu suchen.
Auf seiner Reise trifft Manny nicht nur ein weiteres Mal auf seinen Freund Glottis, der aufgrund seiner Mithilfe bei Mannys Betrug seinen Job verloren hat, er wird außerdem erfolgreicher Geschäftsführer eines Casinos und verbringt eine längere Zeit auf einem Schiff. Im Laufe der Geschichte lernt man außerdem den Oberschurken Hector kennen, der hinter all den dunklen Machenschaften steckt, die im D.O.D. vor sich gehen.
Abwechslungsreiche Schauplätze und lösbare Rätsel (Gameplay):
Vom Gameplay her ist das Spiel ein klassisches Point-&-Click-Adventure, das aber, gerade in der PS4-Umsetzung, einige Besonderheiten aufweist. Im Gegensatz zu neueren Vertretern des Genres, gibt es bei „Grim Fandango“ beispielsweise nicht die Möglichkeit, sich die Gegenstände anzeigen zu lassen, mit denen interagiert werden kann. Dadurch dauert es an manchen Stellen länger, bis man überhaupt herausgefunden hat, welche Items in einer Szene benutzt werden können und welche nur Dekoration sind. Da das eigene Inventar in weiten Teilen des Spiels nur relativ wenige Gegenstände umfasst, ist deren Bestimmungsort in der Regel allerdings schnell gefunden. Insgesamt sind die Rätsel im gesamten Spiel für Genrefans größtenteils gut lösbar und nachvollziehbar, einige wenige, wie beispielsweise das Pumpenrätsel im „Versteinerten Wald“, lassen sich dagegen nur durch plumpes Ausprobieren knacken und folgen nicht wirklich einer Logik. Rätsel wie dieses bringen weniger erfahrene Adventure-Spieler wahrscheinlich schnell an einen Punkt, an dem der Spielspaß rapide nachlässt. Daher ist „Grim Fandango“ nicht unbedingt als Einstiegsdroge in die Welt der Rätselspiele zu empfehlen.
Durch zahlreiche Szenenwechsel und eine große Anzahl verschiedener Schauplätze wird für ein abwechslungsreiches Setting gesorgt. Neben dem Bürogebäude sowie dem Dach des D.O.D. können außerdem Orte wie der „Versteinerte Wald“ oder Mannys Casino erkundet werden, die allesamt detailliert und atmosphärisch gestaltet sind. Die unterschiedlichen Figuren, die auch dann miteinander interagieren, wenn man sich gerade nicht bewegt, hauchen den Szenen Leben ein und kreieren auf diese Weise den einen oder anderen lustigen Moment. Auch Mannys ständige Kommentare zu bestimmten Gegenständen oder Personen sowie die Inhalte der Dialoge lassen einen immer wieder schmunzeln. Kurze Ausflüge, die vom klassischen Ablauf des Spiels abweichen, lockern den regulären Spielverlauf auf. So besteht unter anderem die Möglichkeit, mit Glottis Wagen durch einen kleinen Abschnitt des Waldes zu fahren, was nicht nur dem Fahrer des Autos große Freude bereitet.
Die Steuerung für die PS4 ist im Großen und Ganzen sehr gut umgesetzt. Hin und wieder, wenn sich die Kameraperspektive innerhalb eines Raumes mehrfach ändert und man den Analogstick immer wieder in eine andere Richtung drehen muss, wird es allerdings deutlich, dass das Spiel ursprünglich für Maus und Tastatur konzipiert wurde. Da dieses Phänomen aber wirklich nur gelegentlich auftritt, wird der Spielspaß dadurch kaum beeinträchtigt. Während des gesamten Spiels hat der Spieler jederzeit die Möglichkeit, Mannys Bewegungen entweder mit dem Analogstick oder klassisch mit dem Steuerkreuz des Controllers zu kontrollieren. Egal, für welche Variante man sich letztlich entscheidet, die Steuerung per Controller erweist sich insgesamt als überraschend intuitiv, was bei einem Point-&-Click-Adventure auf Konsole alles andere als selbstverständlich ist.
Das Spiel verfügt, entgegen den meisten anderen aktuellen Spielen, nicht über eine automatische Speicherfunktion, wodurch man jederzeit nach Belieben speichern kann und in dieser Hinsicht vollkommen frei ist. Dies ist auf der einen Seite eine gute Sache, andererseits kann es so auch schnell passieren, dass das regelmäßige Speichern vergessen wird und bei einem Stromausfall oder Ähnlichem einige Stunden Spielzeit verloren gehen.
Überzeugender Retro-Look (Grafik):
Grafisch kann sich das Adventure auch auf der neuen Konsole durchaus sehen lassen, auch wenn es sich natürlich auf dieser Ebene nur schwer mit aktuellen Titeln vergleichen lässt. Durch die nahezu starren Gesichtszüge der Figuren verfügt „Grim Fandango“ über einen ganz eigenen Charme, der auch im heutigen Zeitalter noch richtig gut funktioniert. Die Schauplätze sind im Gegensatz dazu mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden und überzeugen mit vielen Kleinigkeiten, von denen einige auch erst auf den zweiten Blick entdeckt werden. Im Menü kann zwischen einer 4:3- und einer 16:9-Darstellung gewählt werden, wobei bei der letzteren das Bild gestreckt und leicht verzerrt ist. Beim 4:3-Format wird das Bild hingegen an beiden Seiten von einem Rahmen begrenzt, der zwar im ersten Moment etwas seltsam wirkt, an den man sich aber sehr schnell gewöhnt.
Experimentelle Jazz-Klänge (Musik):
Auch in Sachen Musik hat das Spiel einiges an Abwechslung zu bieten. Neben rhythmischen Tango-Klängen, die die geografische Lage des Settings unterstreichen, dominieren vor allem Jazz- und Swing-Stücke den innovativen Soundtrack. Die Musik ändert sich, je nachdem, wo sich der Spieler gerade befindet, und passt sich so auch den einzelnen Schauplätzen an. Im „Versteinerten Wald“ bekommt man beispielsweise getragene Orchester-Sounds zu hören, wohingegen der kleine Marktplatz in der Stadt mit einer Art Jahrmarktsmusik zum Leben erweckt wird. Auf diese Weise bekommt jeder Ort seine ganz eigene Atmosphäre verpasst, was für ein intensives Spielerlebnis sorgt.
Aber auch im Bereich Musik gibt es einen kleinen Kritikpunkt, den es zu erwähnen gilt. So ist während des gesamten Spielverlaufs die Musik sehr präsent, was grundsätzlich nicht stört, sondern dem Spiel an sich sogar sehr zuträglich ist. Wenn man allerdings bei einem Rätsel, wie dem bereits erwähnten Pumpenrätsel im Wald, nicht weiterkommt und es immer und immer wieder versuchen muss, trägt die recht aufdringliche Jazz-Musik im Hintergrund nicht gerade zur inneren Ruhe bei und sorgt für den einen oder anderen Frustmoment.