Grow Home (PC)

Seitwärts tasten wir uns vorsichtig an einem langen Blütenstängel entlang. Nur noch wenige Meter trennen uns von einer roten Knospe, die via Knopfdruck das Wachstum unserer Pflanze in irrem Tempo beschleunigt und uns in ungeahnte Höhen katapultiert. Doch dann drücken wir die falsche Maustaste, sodass wir plötzlich ins Leere greifen und kopfüber herunterstürzen. Als wir auf dem Erdboden landen, müssen wir unsere Klettertour wieder von Neuem beginnen. Aber das ist nicht weiter schlimm – schließlich ist Klettern das Kernelement von „Grow Home“, einem Open-World-Abenteuerspiel, das von Ubisofts Tochterfirma Reflections („Driver“-Reihe) entwickelt wurde. Angefangen als internes Experiment für die Studie von Animationen, wurde „Grow Home“ nun als vollwertiger Titel im Steamshop veröffentlicht und stößt bei Kritikern wie Spielern auf überwiegend positive Resonanz. Was es mit dem Spiel auf sich hat, klärt der folgende Testbericht.

 

B.U.D., der Klettermax

 

„Grow Home“ erzählt die Geschichte von B.U.D. (Botanical Utility Droid), einem kleinen Roboter, der auf einen fremden Planeten geschickt wird, um die Sternpflanze zu finden, die er auf seinen Heimatplaneten zurückbringen soll. Nachdem wir von unserem Mutterschiff auf die Insel abgeworfen wurden, landen wir nach einem kurzen Sturzflug auf einem Sandstrand und sind fortan auf uns gestellt. Zum Glück wird unsere Mission durch die tolle Umgebung erleichtert, in der wir uns sofort wohlfühlen. Lassen wir den Blick umherschweifen, werden wir nicht nur von den grellen Sonnenstrahlen geblendet, sondern erblicken neben einem himmelblauen Meer auch frei schwebende Inseln und große Wasserfälle in der Luft. Das Landschaftspanorama ist dermaßen traumhaft, dass wir uns am liebsten hinlegen und sonnen würden; doch für Ausruhen bleibt keine Zeit – die Arbeit ruft.

 

Also setzen wir B.U.D. in Bewegung und begleiten ihn aus einer Verfolgerperspektive. Während wir die Umgebung erkunden, steht unser Mutterschiff (M.O.M.) mit uns per Funk in Verbindung und versorgt uns mit allerlei Informationen über die Beschaffenheit des Planeten. Nach kurzer Zeit wartet bereits die erste Felswand darauf, von uns erklommen zu werden. Das Klettern erfolgt durch das abwechselnde Drücken der linken und rechten Maustaste, die jeweils eine Hand von B.U.D. steuern. Der kleine Roboter ist in der Lage, sich an jeder Oberfläche festkrallen zu können, egal, ob es sich dabei um einen Felsen oder einen Baum handelt. Die Klettereinlagen sind das Herzstück von „Grow Home“ und machen eine Menge Spaß. Benötigen wir zu Beginn für einen kleinen Felsvorsprung noch eine gewisse Eingewöhnungszeit, klettern wir schon bald wie eine Gazelle über steile Passagen und kombinieren unsere Kletterfähigkeiten mit waghalsigen Sprüngen. Nachdem wir uns ein wenig mit der Steuerung von B.U.D. vertraut gemacht haben, sehen wir das Ziel auch schon direkt vor uns: die Sternpflanze.

 

Der Ritt auf der Knospe

 

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Sternpflanze, die anfangs noch recht klein ist, auf 2.000 Meter Höhe wachsen zu lassen. Das Wachstum ihres Stängels können wir anregen, indem wir die roten Knospen der Sternpflanze auf die umliegenden Energiefelsen lenken, die in bestimmter Anzahl frei in der Luft schweben und anhand ihrer leuchtenden Erscheinung erkennbar sind. Dafür klettern wir in die Nähe einer Knospe, drücken einen Knopf und halten uns an ihr fest, während sie im Folgenden in hohem Tempo an Wachstum gewinnt und durch die Luft wirbelt. Während dieser Prozess voranschreitet, können wir ihre Flugbahn beeinflussen und sie geradewegs in Richtung eines Energiefelsens lenken. Erreichen wir diesen nicht gleich mit der ersten Knospe, ist das nicht weiter schlimm – durch die Aktivierung einer Knospe bilden sich an ihrem neuen Stamm zusätzliche Knospen, mit denen wir einen neuen Versuch starten können, den Energiefelsen zu erreichen.

 

Durch die Verbindung der roten Knospen mit den Energiefelsen wird eine Ladung Energie in den Hauptstängel unserer Sternpflanze gepumpt, sodass sie weiter an Größe gewinnt. Haben wir genug Energiefelsen mit der Sternpflanze verbunden, können wir so über den Stängel der Sternpflanze in die nächsthöhere Ebene gelangen. Da das Wachstum der Sternpflanze von jedem Spieler anders gestaltet wird, entwickelt sich jede Sternpflanze und damit jeder Spielverlauf individuell. Der Fortschritt bleibt allein uns überlassen: Wir können entweder während des Spiels den direkten Weg zu den Energiefelsen suchen oder wir lassen uns etwas Zeit und erschaffen durch die Aktivierung von zusätzlichen Knospen ein gigantisches Gewächs voller Spiralen und Windungen, das sich wie eine Achterbahn durch einen großen Teil der Spielwelt schlängelt. Die Aktivierung von zu vielen Sprossen wirkt sich jedoch spürbar auf die System-Performance aus, sodass Spieler mit schwächeren PCs ein wenig kürzer treten müssen, was das Wachstum ihrer Sternpflanze anbelangt.

 

Falls uns das Klettern stellenweise zu lange dauert, können wir auf die umliegenden Blätter ausweichen, die uns als Sprungschanzen dienen und je nach Größe dementsprechend in die Lüfte schleudern, sodass wir binnen wenigen Sekunden höher gelegene Stängel erreichen. Doch die Pflanzenwelt hält noch andere Möglichkeiten für uns bereit. Reißen wir eine sogenannte „Fallblume“ aus dem Boden, können wir diese fortan wie einen Regenschirm über unseren Kopf spannen und damit so lange entspannt durch die Lüfte segeln, bis all ihre Blüten aufgebraucht sind. Daneben gibt es in „Grow Home“ insgesamt 100 hellblaue Kristalle zu entdecken, die in versteckten Höhlenabschnitten und verwinkelten Berghängen zu finden sind. Sammeln wir eine gewisse Anzahl von diesen Kristallen, bekommt B.U.D. zusätzliche Ausrüstung spendiert. Bei 20 Kristallen etwa haben wir Zugriff auf ein Jetpack, das sich für den weiteren Fortschritt als überaus nützlich erweist und dazu imstande ist, wahnwitzige Sprünge aus großer Höhe kurz vor dem Aufprall abzufedern.

 

Ein Ausblick, der begeistert

 

In Bezug auf die Grafik überzeugt der Titel mit einem reduzierten Stil und einer kunterbunten Landschaftsdarstellung, die mit einer enormen Weitsicht punktet. Je weiter wir mit B.U.D. Richtung Himmel voranschreiten, desto prächtiger ist der Ausblick auf das, was wir hinter uns gelassen haben. Zu sehen, wie sich die Sternpflanze durch unseren Einfluss in alle Richtungen windet, verleiht uns einen enormen Motivationsschub. Die Tag-und-Nacht-Wechsel und die abwechslungsreiche Umgebung, die sich je nach gewonnener Höhe verändert, sorgen für eine gelungene Atmosphäre. Diese wird zusätzlich durch die harmonische Musikuntermalung verstärkt, die mit ihren entspannten und unaufdringlichen Klängen für akustisches Wohlbefinden sorgt.

 

Bei der Steuerung gibt es Licht und Schatten. Zwar geht der Aufstieg mit Hilfe der beiden Maustasten mit ein wenig Übung gut von der Hand, abseits der Kletterpassagen fällt B.U.D. allerdings durch seinen unpräzisen Bewegungsstil auf. Dessen permanente Roll- beziehungsweise Stolpereinlagen während des normalen Laufens sind zwar lustig anzusehen (und passen zum kindlichen Gemüt des kleines Roboters), aber bisweilen auch schwer zu kontrollieren. So kann ein einfacher Fußmarsch auf einem schmalen Blütenstängel schon zur Herausforderung werden, und es passiert nicht selten, dass B.U.D., obwohl wir seine Bewegung bereits gestoppt haben, über das Ziel hinausschießt. Doch nicht nur die Steuerung hat ihre Schwächen, sondern auch die Kameraführung. Während die Kamera bei Kletterpassagen zum Teil so stark an B.U.D. heranzoomt, dass sie durch die Texturen bricht, schafft sie es bei temporeichen Ereignissen nicht immer rechtzeitig, sich optimal hinter B.U.D. zu positionieren. Diese Probleme führen dazu, dass wir an manchen Stellen mitunter ins Leere laufen und unfreiwillig herunterstürzen.

 

Nach dem Sturz in die Tiefe zerschellt B.U.D. ohne Hilfsmittel entweder auf dem Erdboden oder versinkt im Meer. Wahlweise können wir auch den Sturz verkürzen und den kleinen Roboter per Knopfdruck selbst zerstören. Da es keine Leben im klassischen Sinn gibt, hat unser Ableben keine Auswirkungen auf unseren Fortschritt. Damit wir nicht ständig bei Null anfangen müssen, lassen sich während des Spielverlaufs rot aufblinkende Teleporter aktivieren, die fair verteilt sind. Nach einem Absturz wird B.U.D. zum zuletzt aktivieren Teleporter zurückgesetzt. Falls wir an bereits besuchten Gebieten weitere Erkundigungen durchführen möchten, können wir B.U.D. auf diesem Weg mit Hilfe einer Karte zwischen den Ebenen hin und her teleportieren.


Fazit

Fazit
Das ursprünglich als Experiment gestartete Projekt hat sich für Ubisoft in kreativer Hinsicht bestens ausgezahlt: „Grow Home“ ist ein tolles Abenteuerspiel mit einem erfrischenden und abgedrehten Spielkonzept, das mit einem bunten, reduzierten Grafikstil, harmonischer Musik und der sympathischen Hauptfigur gute Laune verbreitet. Besonders die ruhige Atmosphäre und die entdeckungsreiche Spielumgebung laden zum Verweilen ein, sodass man allzu schnell die Zeit vergisst. Wenn man sich auf den Titel einlässt, sind vier bis fünf Stunden Spielspaß garantiert. Diese Zeit wird umso länger, je mehr wir uns neben der Hauptaufgabe auch mit der Suche nach Kristallen beschäftigen. Leider sorgt die ungenaue Steuerung in Kombination mit einer mitunter verrückt spielenden Kameraführung für den einen oder anderen Frustmoment. Dennoch sollten nicht nur alle kletterbegeisterten Spieler für den günstigen Preis von 7,99€ einen Blick auf Ubisofts neues Abenteuerspiel werfen. (Daniel Kohlstadt)


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2015-02-14 04:37:01... - 125475

12757jft


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