Wolfenstein: The Old Blood (PC)

Vorsichtig schleichen wir uns mit einer schallgedämpften Pistole im Anschlag einen dunklen Korridor entlang. Unser Radar an der rechten Bildseite teilt uns mit, dass der feindliche General, den wir ausschalten müssen, nur noch sieben Meter entfernt seine Patrouille dreht und uns unbemerkt den Rücken zugewandt hat. Nun gilt es, einen wohlplatzierten Schuss in seinem Hinterkopf zu versenken. Doch dann werden wir im letzten Moment von einem anderen Wachmann bemerkt, worauf der General sofort Alarm schlägt. Plötzlich stürmen von überall Soldaten herbei, die uns mit ihren Maschinengewehrsalven schlagartig in die Defensive drängen. Zum Glück können wir unsere Pistole blitzschnell gegen Gewehrfeuer tauschen, sodass bald darauf großflächige Blutflecken an den Wänden kleben und diverse Körperteile auf dem Boden verstreut sind – schließlich muss ein neuer „Wolfenstein“-Teil der Serie gerecht werden.

 

Die Entwickler von Bethesda konnten im letzten Jahr mit „Wolfenstein: The New Order“ einen Achtungserfolg sowohl bei den Spielern als auch bei den Kritikern erzielen. „The New Order“ punktete mit guter Grafik, einer packenden Geschichte und einem Umfang, der für heutige Ego-Shooter eher selten geworden ist. Nun steht mit „Wolfenstein: The Old Blood“ ein Prequel in den Startlöchern und entführt uns einmal mehr auf die Burg Wolfenstein, die als gut bewachte Befestigungsanlage inmitten der Alpen liegt. Ob sich der Ausflug lohnt, beleuchtet unser Testbericht.

 

Mein Leben!

 

Der neueste Ableger der „Wolfenstein“-Reihe ist noch vor den Ereignissen von „The New Order“ angesiedelt. Wir schlüpfen also erneut in die Rolle von U.S.- Marinesoldat B. J. Blazkowicz, der auf die Mission geschickt wird, die Pläne von General Totenkopf zu stehlen, um den Siegeszug der Deutschen – in der lokalisierten Version "Das Regime" genannt – noch irgendwie aufzuhalten und das Blatt zugunsten der Alliierten zu wenden. Dafür begeben wir uns zu Beginn des Spiels zusammen mit einem Kameraden auf Burg Wolfenstein und versuchen, mit den Uniformen des Feindes getarnt, aus dem Verborgenen heraus zu agieren. Leider geht dieser Plan gründlich schief, sodass unsere Tarnung auffliegt und unser Verbündeter in Gefangenschaft gerät. Nun stehen wir mitten in der Höhle des Löwen und sehen uns mit einer Übermacht an Soldaten des feindlichen Regimes konfrontiert.

 

Insgesamt unterteilt sich die Einzelspielerkampagne in acht Kapitel, die mit einer Spielzeit von circa sechs bis acht Stunden angelegt ist. Die Handlung ist dabei in zwei Episoden unterteilt: Im ersten Teil des Spiels müssen wir im Alleingang unseren Mitstreiter aus der Gefangenschaft des sadistischen Regime-Getreuen Rudi Jäger befreien, der die Gefangenen von Burg Wolfenstein am liebsten seinen Hunden zum Fraß vorwirft. In der zweiten Phase des Spiels gilt es mit allen Mitteln die Ausgrabungen der besessenen Archäologin Helga von Schabbs zu sabotieren, die sich der Suche nach uralten Artefakten verschrieben hat, um mit deren Hilfe im Auftrag des Regimes geheimnisvolle dunkle Kräfte zu entfesseln.

 

Die Story führt uns durch abwechslungsreiche Schauplätze und hält dabei einige interessante Wendungen parat; insbesondere im Verlauf der zweiten Episode sorgt ein überraschendes Ereignis dafür, dass der Titel einen Abstecher ins Horrorgenre unternimmt. Vielleicht liegt es an der kürzeren Entwicklungszeit, dass die Handlungselemente spürbar entschlackt wurden. So fallen beispielsweise die nervigen Hol-und-bring-Abschnitte des Vorgängers komplett weg, was vor allem dem Spielfluss zugute kommt. Diesen können wir durch die Art unseres Vorgehens wieder ein Stück weit selbst beeinflussen. Es gibt zahlreiche Situationen, in denen es uns überlassen ist, ob wir lieber durch Schleicheinsätze lautlos vorgehen möchten oder brachiale Action bevorzugen, bei der wir uns gegen eine Armee von Gegnern stellen.

 

Neues Blut, alte Gewohnheiten

 

Die actionreiche Handlung wird durch gelegentliche Sonderereignisse aufgelockert. So dürfen wir an einer Stelle die Steuerung über eine Seilbahn übernehmen, es uns auf dem Sitzplatz eines riesigen Fabrikroboters bequem machen und uns als Kellner getarnt durch die feindlichen Reihen bewegen. Während unserer Mission sind wir überwiegend auf uns allein gestellt, doch ab und an treffen wir auf Personen der Widerstandsbewegung, die uns auf unterschiedliche Weise unterstützen. Wie schon beim Vorgänger müssen wir auch bei „The Old Blood“ an einer bestimmten Stelle eine emotionale Entscheidung bezüglich unserer Mitstreiter treffen, die sich urplötzlich in äußerster Notlage befinden.

 

Abgesehen von der frischen Geschichte halten sich die spielerischen Neuerungen in Grenzen. „The Old Blood“ versteht sich als ein Shooter der alten Schule. Da sich die Lebensenergie von B. J. nur minimal regeneriert, sind wir darauf angewiesen, auf unserem Streifzug Gesundheitspakete und Rüstungsteile per Knopfdruck aufzusammeln. Unsere Munition stocken wir mit Hilfe verbliebener Waffen gefallener Gegner auf und plündern die eine oder andere Rüstungskammer. Wenn wir wollen, können wir anhand von herumliegenden Zetteln und Notizen weitere Informationen über die Figuren und ihre Motive in Erfahrung bringen. Das manuelle Aufsammeln geht dank der präzisen Maussteuerung auf dem PC recht fix, kann auf Dauer jedoch recht mühselig sein.

 

Durchschlagskräftige Argumente

 

Um uns gegen die Massen von Gegnern zur Wehr zu setzen, steht uns auch diesmal wieder ein umfangreiches Waffenarsenal zur Verfügung. Mit dem Mausrad wählen wir zwischen schallgedämpfter Pistole, einem automatischen Maschinengewehr, der doppelläufigen Schrotflinte und dem Scharfschützengewehr. Für eine explosive Überraschung sorgt diesmal eine unscheinbare Handfeuerwaffe, mit der wir viele Gegner auf einen Schlag über den Jordan schicken können. Wahlweise können wir die feindlichen Soldaten im Akimbo-Stil mit zwei Waffen gleichzeitig unter Beschuss nehmen.

 

Neu im Gepäck ist außerdem das rostige Stahlrohr, das zwei Aufgaben erfüllt: Einerseits dient es uns als Hilfsmittel, an vorgegebenen Stellen Felswände hinaufzuklettern, Türen aufzubrechen und weit entfernte Objekte zu erreichen. Andererseits fungiert es auch als Nahkampfwaffe, mit der wir die Gegner in makabren Sequenzen zu Klump schlagen können. In Sachen Gewaltdarstellung geht es im Spiel nicht gerade zimperlich zu: So lassen sich Köpfe abschießen, Gliedmaßen abtrennen und mit Hilfe von Explosivmunition sowie Granaten ganze Körper in Stücke reißen. Dies gilt auch für die deutsche Version des Spiels, in der von den Entwicklern verfassungswidrige Symbole und Nazihinweise in der Story vorsorglich entschärft wurden. Mit dem berüchtigten Geo-Lock, das  Spielern mit einer IP-Adresse aus Deutschland daran hindert, eine ungeschnittene „Wolfenstein“-Version aus dem Ausland bei Steam zu aktivieren, haben es die Entwickler mit der Zensur allerdings deutlich übertrieben.

 

Die KI unserer Widersacher hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht wesentlich geändert. So verschanzen sich vorpreschende Gegner hinter ihrer Deckung, stürmen unter Sperrfeuer nach vorne und verkünden lautstark, dass sie gerade die Position wechseln. Meist genügt es, eine Weile in sicherer Position zu verharren, bis die Feinde wie die Lemminge direkt in unser Schussfeld laufen. Richtig gefährlich wird der Feind zumeist dann, wenn er uns in Massen angreift, einen schwer gepanzerten Elitesoldaten mit Gatling-Kanone auf uns hetzt oder uns mit Granaten unter Druck setzt.

 

Es darf verbessert werden

 

Die Grafikqualität von „The Old Blood“ bewegt sich auf hohem Niveau. Besonders tragen die teils wunderschönen Licht- und Partikeleffekte einen großen Teil zur dichten Atmosphäre bei. So bewegen wir uns durch schwach beleuchtete, eindrucksvoll modellierte Höhlenkatakomben, tasten uns auf einem Friedhof voran, der von hellem Mondlicht ausgeleuchtet wird, und genießen in ruhigen Momenten das weitsichtige Bergpanorama. Bei den Texturen gibt es allerdings auch Grund zu meckern, denn noch immer machen diese aus der Nähe einen grobkörnigen Eindruck und ploppen bei schnellen Kameradrehungen mitunter unschön auf.

 

Die Musikbegleitung passt mit ihrer düsteren und teils unheilvollen Qualität hervorragend ins Szenario und unterstreicht dynamisch schnelle wie langsame Passagen. Es kommt jedoch häufig vor, dass nach einer actionreichen Sequenz das schnelle Musiktempo urplötzlich abebbt, wenn wir den letzten Gegner erledigt haben. Hier wäre ein weicherer Übergang wünschenswert gewesen.

 

Die Soundkulisse macht ordentlich Stimmung, doch auch hier wurden die bekannten Probleme nicht behoben: Abseits der Granatexplosionen, die ordentlich aus den Boxen knallen, hätten andere Waffen durchaus etwas druckvoller ausfallen können; besonders das Maschinengewehr klingt noch immer recht dünn. Besser fällt dagegen die deutsche Lokalisierung aus, die den teils grotesken Humor des Originals gut transportiert. Vor allem die deutsche Stimme von B. J. überzeugt durch ihre verrauchte Qualität und kommentiert die wahnwitzig-absurden Handlungsereignisse mit einem sarkastischen Unterton.

 

Zum Schluss sollte noch ein Aspekt erwähnt werden, der besonders PC-Nostalgiker freuen dürfte: Passend zum Old-School-Ambiente sind auch die Retro-Geheimlevels wieder enthalten, bei denen wir uns von unseren Strapazen auf einer Matratze ausruhen und in B. J.s Träumen jeweils einen Level im Stil der pixeligen Serienanfänge absolvieren können. In insgesamt acht Retro-Abschnitten dürfen wir somit die alten Zeiten nochmal Revue passieren lassen und dabei Schlüssel sammeln, Geheimräume suchen und sehr viele Türen öffnen.


Fazit

„Wolfenstein: The Old Blood“ ist ein gelungenes Prequel, das mit brachialer Action und einer stringenten Erzählung überzeugt. Während die Atmosphäre noch einen Tick düsterer ausfällt als im Vorgänger, wirkt das Szenario insgesamt kompakter und weckt im positiven Sinne Erinnerungen an den Klassiker „Return to Castle Wolfenstein“. Grafik, Musik und Präsentation bewegen sich auf einem ordentlichem Niveau und sorgen für eine Menge Spaß. Dennoch fallen bezogen auf die mitunter maue Texturqualität, die dürftigen Waffensounds und die bescheidene Gegner-KI noch einige negative Aspekte ins Gewicht, unter denen bereits der Vorgänger krankte und die für „The Old Blood“ abermals übernommen wurden. Hier sollten die Entwickler für einen möglichen nächsten Teil dringend nachbessern. Trotzdem bietet „The Old Blood“ viel Spielinhalt für einen kleinen Preis und schafft es dabei, bestens zu unterhalten. (Daniel Kohlstadt)


Kommentare:
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2015-06-11 22:13:47... - jo

hv h


2015-05-30 18:56:42... - abrosy228@mail.ru

круто


2015-05-30 10:41:51... - captainsmoosh

e fixe o jogo


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