Die Entwickler von Splash Damage haben mit "Brink" und "Wolfenstein: Enemy Territory" bereits reichlich Erfahrung mit teambasierten Mehrspielertiteln gesammelt und präsentieren nun mit "Dirty Bomb" einen kostenfreien Online-Shooter, bei dem gleichermaßen Action- wie Taktikelemente im Vordergrund stehen. Wir haben die Betaversion des Titels angespielt und verraten in unserer Vorschau, welchen Eindruck sie bei uns hinterlassen hat.
Willkommen in der Postapokalypse
Die Story von "Dirty Bomb" ist schnell erzählt: In einer nahen Zukunft herrschen nach einer nuklearen Katastrophe Chaos und Anomie auf den Straßen von London. Nachdem ein Kontaminierungsversuch kläglich gescheitert ist, tummeln sich zunehmend private Militärfirmen im zerstörten Kriegsschauplatz, um die Gunst der Stunde zu nutzen und sich die verbliebenen Ressourcen der Stadt unter den Nagel zu reißen. Als Spieler übernehmen wir die Rolle der sogenannten "Mercs". Das ist eine Gruppe von unterschiedlich ausgerüsteten Söldnern, die sich in die umkämpften Gebiete begeben, um die alte Ordnung wiederherzustellen.
Bekannte Spielmodi à la Deathmatch und Capture the Flag suchen wir in "Dirty Bomb" vergebens. Stattdessen gibt es einen Modus, in dem die Spieler in zwei Gruppen (Angriff und Verteidigung) aufgeteilt werden und bestimmte Aufgaben erfüllen müssen. Damit keine Unklarheiten aufkommen, wird jedes Team zu Beginn eines Matches durch ein kurzes Missions-Briefing über die Zielvorgaben informiert, die es nacheinander zu erreichen gilt. So muss das Angreiferteam beispielsweise im ersten Schritt innerhalb der Karte eine bestimmte Wand mit Plastiksprengstoff in die Luft jagen und im zweiten Schritt zwei Werkstoffcontainer mit wichtigen Dokumenten zerstören. Unsere Verteidigungstruppe muss diese Vorhaben natürlich vereiteln, indem wir die Angreifer mit Waffengewalt von den strategisch entscheidenden Punkten fernzuhalten versuchen.
Vor Spielbeginn wählen wir drei Mercs aus, die wir mit ins Match nehmen. Wenn wir im Spiel sterben, können wir zwischen ihnen wechseln und mit einem neuen Merc in die Runde zurückkehren. Das wirkt sich insofern positiv auf unser taktisches Vorgehen aus, als dass sich einzelne Mercs grundlegend in ihren Fähigkeiten unterscheiden. So gibt es Söldner, welche Luftunterstützung anfordern können oder mit einer stärkeren Panzerung ausgestattet sind und dementsprechend mehr Schaden einstecken können. Andere agieren als Sanitäter und können Gesundheitspakete verteilen, Heilstationen aufbauen und via Defibrillator verletzte Teamkameraden, die hilflos auf dem Boden liegen, zurück ins Spiel bringen.
Während uns schon von Beginn an einige Mercs – darunter Sanitäterin Aura und der Waffenspezialist Skyhammer – zur Verfügung stehen, müssen wir die übrigen der aktuell knapp 19 Kämpfer erst freischalten, um sie im Spiel rekrutieren zu können. Indem wir im Laufe des Spielfortschritts Matches absolvieren oder bestimmte Herausforderungen erfüllen, verdienen wir sowohl Erfahrungspunkte als auch Credits. Haben wir davon eine bestimmte Anzahl erreicht, können wir damit neue Charaktere freischalten. Da die Credit-Anforderungen für einzelne Mercs zum Teil jedoch sehr hoch ausfallen, kann es seine Zeit dauern, bis wir einen neuen Kameraden in unseren Reihen begrüßen dürfen. Wer lieber auf längere Wartezeiten verzichten möchte, kann ebenso mit echtem Geld einen neuen Merc auf direktem Weg freischalten oder seinen bereits vorhandenen Spielcharakter mit zusätzlichen Ausrüstungsgegenständen und Spezialfähigkeiten aufrüsten.
Der Teamgeist zählt
Der Fokus liegt in "Dirty Bomb" nicht nur auf Action, sondern ebenso auf Teamplay. Um ein Match zu unseren Gunsten zu entscheiden, ist es wichtig, dass uns die Sanitäter bei Bedarf heilen und dass derjenige mit der größten Feuerkraft in der vordersten Reihe des Gefechts kämpft. Scharfschützen sollten aus dem Hintergrund agieren, während andere Mercs ihre Luftschläge gegen mehrere Gegner an strategisch wichtigen Punkten einsetzen sollten. Sieg und Niederlage hängen eng damit zusammen, inwieweit die einzelnen Teammitglieder an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass Spieler, die nur darauf aus sind, im Alleingang viele Gegner zu eliminieren, bei "Dirty Bomb" womöglich an der falschen Adresse sind. Denn hier können wir einzig dadurch einen Match-Sieg verbuchen, indem unser Team die Missionsziele erfüllt.
Mehr als nur Durchschnitt?
In positiver Hinsicht punktet der Titel mit einem schnellen Gameplay, das uns während eines Matches nach kurzer Spielzeit bereits erste Erfolge erzielen lässt. Auch die Benutzeroberfläche und das Missionsdesign sind sehr übersichtlich gestaltet. So haben wir die Ziele und den Fortschritt des Matches anhand von Textfeldern und Durchsagen immer klar vor Augen. Passend zum futuristisch angehauchten Ambiente nimmt es "Dirty Bomb" mit dem Realismusgrad nicht so genau. So haben wir die Möglichkeit, bei zweimaligem Tastendruck Wandsprünge auszuführen und Laserwaffen einzusetzen.
Für die Gefechte stehen uns bislang fünf Karten zur Auswahl, die allesamt in unterschiedlichen Arealen der Londoner Innenstadt angeordnet sind. Die Schauplätze, darunter ein düsteres U-Bahn-Tunnelsystem, ein verlassener Bahnhof sowie die verschütteten Straßen von London, wurden passend zu den jeweiligen Missionszielen gestaltet und zeichnen sich durch verwinkelte Wege auf teils mehreren Ebenen aus. Das urbane Leveldesign bietet zudem vereinzelte Interaktionsmöglichkeiten mit Objekten, die zusätzliche taktische Möglichkeiten ins Spiel bringen. So dürfen wir beispielsweise an bestimmten Stellen in einem MG-Nest Platz nehmen, während wir in einem anderen Fall eine tödliche Giftgaswolke freisetzen und damit ein ganzes Areal kontaminieren können.
Leider wirken die Schauplätze aufgrund von verschwommenen Texturen und fehlender Detailfülle zum Teil überaus steril und wecken daher nur wenig Erinnerungen an ein postapokalyptisches Szenario. Auch an anderen Stellen gibt es noch deutlichen Spielraum für Verbesserungen. So trüben neben der leicht verschwommenen Optik auch die dürftigen Partikel- beziehungsweise Lichteffekte den positiven Gesamteindruck. Hinsichtlich des Sounddesigns halten sich die Entwickler an die gängigen Muster und präsentieren in klangtechnischer wie musikalischer Hinsicht ein Standardrepertoire, das wenig Überraschendes bietet.