Kyn

Kyn (Preview)

Die zwei niederländischen Entwickler von Tangrin Entertainment sind nach eigener Aussage in erster Linie begeisterte Spieler und entwickeln die Titel, die ihnen selbst gefallen. Mit seinem Debüt "Kyn" präsentiert das Zwei-Mann-Team eine Mischung aus Rollenspiel und Action-Hack-and-Slay, das ein packendes Abenteuer für Einzelspieler verspricht. Wir haben die Betaversion angespielt und verraten in unserer Vorschau, wie uns das Gameplay von "Kyn" gefallen hat.

 

Hoffnung aus der Höhle

 

Zu Beginn des Spiels kommen die beiden Hauptcharaktere Bram und Alrik nach langer Abwesenheit in ihre Heimat zurück und werden sofort mit eklatanten Veränderungen konfrontiert. Ihr Heimatdorf Vinborg ist nämlich in der Zeit ihrer Abwesenheit Ziel von feindlichen Attacken geworden, unter denen die heimische Bevölkerung sichtlich leidet. Wie praktisch, dass unsere beiden Protagonisten gerade erst ein magisches Ritual in einer Höhle absolviert und damit wahren Heldenmut bewiesen haben. Und so machen sich die frischgebackenen Helden gemeinsam auf, um gegen die dunklen Machenschaften des Feindes zu Felde zu ziehen.

 

Nach dieser kurzen Einführung übernehmen wir das Kommando über Bram und Alrik. Die Steuerung geht dank gängiger Spielmechaniken locker von der Hand. Aus der isometrischen Perspektive steuern wir unsere Helden via Maustaste über das Spielgebiet. Indem wir das Mausrad drehen, ändern wir die Höhe der Kameraperspektive. Eine kleine Karte am rechten Bildschirmrand gibt uns einen Überblick über die nähere Umgebung. Wollen wir das gesamte Gebiet sehen, können wir auch eine große Karte aufrufen. Um an Informationen zu kommen, führen wir Gespräche mit den ansässigen NSCs (Nicht-Spieler-Charakteren), die uns unter Einsatz von Texttafeln präsentiert werden; Sprachausgabe gibt es keine. Durch diese Dialoge lassen sich nicht nur Haupt-, sondern auch Neben-Quests aktivieren. Diese wissen durchaus zu unterhalten und bieten ein gutes Maß an Abwechslung. So geht es zu Beginn beispielsweise darum, verschleppte Krieger aus den Gefängniskäfigen unserer Feinde zu befreien. An anderer Stelle kommt es darauf an, mit unseren Helden ein Katapult zu schützen, das sicher durch eine Armada von Gegnern bis zu einer Brücke eskortiert werden soll. Auch das eine oder andere Schalterrätsel muss auf unserer Reise gelöst werden. Nebenbei lohnt es sich, die zugänglichen Gebiete genau zu erforschen, da hinter jeder Ecke eine Schatztruhe auf uns warten könnte, die nicht selten von zahlreichen Monstern bewacht wird.

 

Viele Helden sollen wir sein

 

Glücklicherweise bleiben Bram und Alrik im Laufe ihres Abenteuers nicht allein, sondern rekrutieren insgesamt vier weitere Helden. Typisch für ein Rollenspiel, bringt jeder Held bestimmte Fähigkeiten ins Spiel, die wir für den Kampfeinsatz selbst auswählen können. Unter den Oberbegriffen "Verstand", "Körper" und "Beherrschung" sind verschiedene Spezialkräfte aufgelistet, die all die magischen Attacken bieten, die wir uns von einem RPG wünschen – darunter Heilungen, magische Attacken und Wiederbelebungen. Aus dem Pott an Spezialkräften können wir zwei auswählen und sie mit den Tastenkürzeln Q und W aktivieren. Eine dritte passive Fähigkeit ist an den Fund bestimmter Machtsteine gebunden, die wir im Laufe unserer Reise einsammeln.

 

Durch das Töten von Feinden und die Erfüllung von Auftragen sammeln wir Erfahrungspunkte für unsere Helden, mit denen wir ihre Fähigkeiten verbessern. Weil es davon jedoch nur drei gibt, die wir aufwerten können – Schaden, Rüstung und Angriff –, bleiben unsere Variationsmöglichkeiten eingeschränkt. Erfreulicher ist es hingegen, dass wir jederzeit die gesamten Punktwerte zurücksetzen, komplett neu verteilen und damit andere Prioritäten im Kampf setzen können. Je nach Erfahrungswert unserer Helden lassen sich auch deren Spezialkräfte verbessern. Während ein Charakter mit wenig Erfahrung beispielsweise nur Pfeile abfeuern kann, die den Gegner verlangsamen, können auf den höheren Stufen jene Pfeile  mit Feuer, Explosivmunition und Gift bestückt werden und richten deutlich mehr Schaden an.

 

Neben den Spezialfertigkeiten sind unsere Ausrüstungsgegenstände von elementarer Bedeutung für unseren Fortschritt. Diese erhalten wir durch erfüllte Aufträge, durch Plünderung von verstorbenen Feinden und als Belohnung für die gelegentlichen Rätseleinlagen. Auch die Schatztruhen, die wir häufig etwas abseits am Wegesrand finden, bergen ab und zu neues Equipment. Das Inventar bietet viel Platz und teilt sich in unterschiedliche Abschnitte, in denen Waffen, Rüstungsteile, gefundene Gegenstände, Auftragsgegenstände und die magischen Steine übersichtlich geordnet sind. Fahren wir im Inventar mit der Maus über ein neues Item, sehen wir dank Wertevergleich sofort, ob es einen höheren Wert hat als das, mit dem wir aktuell ausgerüstet sind.

 

Immer wachsam sein

 

Treffen wir auf einen oder mehrere Gegner, prügeln wir mit unseren Recken in der Regel munter drauflos. Um zwischen den einzelnen Helden zu wechseln, verwenden wir die Tastenkürzel von 1-6. Ein häufiger Wechsel ist besonders bei größeren Auseinandersetzungen dringend nötig, da wir so die individuellen Spezialfähigkeiten gezielter einsetzen können, um am Ende siegreich aus der Schlacht zu gehen. Auch ist es wichtig, immer ein Auge auf die Gesundheit der Heldenriege zu werfen. Zwar gibt es eine regenerative Energieleiste, diese ist jedoch während eines Kampfes ausgesetzt. Stirbt also einer unserer Krieger, bleibt dieser bis zum Ende des Gefechts reglos auf dem Boden liegen; es sei denn, er wird durch Wiederbelebungsmagie erweckt.

 

Um im Fall einer Niederlage nicht mit dem letzten, automatisch abgespeicherten Spielstand neu anzufangen, sollten wir regelmäßig schnellspeichern. Das ist nicht zuletzt dem harten Schwierigkeitsgrad geschuldet, der uns schon auf der mittleren Stufe einiges abverlangt. Anders als beispielsweise in "Gauntlet", wo es nur zwei bis drei gezielte Treffer braucht, um Gegnern das Licht auszublasen, kann in "Kyn" ein Aufeinandertreffen mit einer Gruppe von Gegnern überaus gefährlich für uns werden.

 

Wenn die vielen Helden mit einer Heerschar an Feinden zusammentreffen, leidet im Kampfgeschehen teilweise die Übersicht, etwa wenn sich einzelne Charaktere von der Gruppe lösen und feindlichen Bogenschützen hinterherrennen. Um dem entgegenzuwirken, können wir mit der Leertaste eine besondere Funktion aktivieren, die für eine kurze Dauer die Spielzeit verlangsamt und die hektischen Kämpfe deutlich reduziert. Somit können wir uns besser auf unsere magischen Attacken und eventuelle Wiederbelebungsmaßnahmen der Mitstreiter konzentrieren.

 

Die Tücken der Technik

 

Die technische Präsentation von "Kyn" bewegt sich im oberen Durchschnitt. Die Optik ist in einem leichten Comicstil gehalten und zeigt ein abwechslungsreiches Terrain, das zu spannenden Erkundungstouren einlädt, mitsamt unterschiedlichen Wetterlagen sowie Tag-und-Nacht-Wechsel. An die visuelle Qualität eines "Diablo III" reicht "Kyn" jedoch nicht heran. Sowohl die Lichteffekte als auch die Schatten- und Texturqualität erfüllen vielmehr den Standard, als dass sie neue Maßstäbe setzen. Auch die Animationen und das Charakterdesign können nicht mit den Spitzenvertretern des Genres mithalten. Der Soundbereich überzeugt dagegen mit einer authentischen Klangkulisse, die gut zur rohen nordischen Kultur passt. Dazu gesellen sich in musikalischer Hinsicht eingängige und malerische Stücke, die ein Pendant zu den  unterschiedlichen Landschaften bilden.

 

Mit der KI kommt es in der Betaversion ab und an zu Problemen. So gibt es Situationen, in denen sich ein oder mehrere Helden während eines Kampfes nicht zur Wehr setzen, während sie von den Gegnern ohne Weiteres attackiert werden. Ebenso bleiben Goldplünderungen von anderen NSCs und weitere fragwürdige Handlungen unsererseits bislang ohne Konsequenzen. Daneben kommt es zu Beginn eines Dialogs mit einem NSC zu ruckartigen Verschiebungen der Kamera sowie zu gelegentlichen Abstürzen des Spiels. Man darf jedoch davon ausgehen, dass diese Unstimmigkeiten bis zum Erscheinungstermin im Juli von den Entwicklern noch behoben werden.


Fazit

Um eines vorwegzunehmen: "Kyn" wird in optischer wie in audiovisueller Hinsicht keine Bäume ausreißen, hat aber durchaus Potenzial. Das liegt daran, dass es einfach Spaß macht, mit seiner Truppe Aufträge anzunehmen, neue Gebiete zu erforschen und die Feinde zu vertreiben. Dafür steht uns ein großes Inventar zur Verfügung, das wir in vielfältiger Weise kombinieren und verbessern können. All diese Aspekte sorgen dafür, dass wir wunderbar in diese Welt eintauchen können und viel Zeit damit verbringen, unsere Heldengarde optimal in den Kampf zu führen. Die Entwickler von Tangrin Entertainment haben angegeben, dass die Kampagne in etwa 20 Stunden andauern würde. Wenn bis zum Erscheinungstermin im Juli noch Optimierungen vorgenommen werden, vor allem in Bezug auf die KI, sind wir zuversichtlich, dass "Kyn" insbesondere Fans von Action-RPGs sehr gut unterhalten wird. (Daniel Kohlstadt)


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