The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited (XboxOne)

The Elder Scrolls Online ist bereits seit April 2014 für PC erhältlich. Damals bezahlte man allerdings noch rund 13 Euro pro Spielmonat. Nun ist das Spiel unter dem Namen „The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited“ auch für PlayStation 4 und Xbox One erschienen. Dabei hat Bethesda das monatliche Spielabonnement abgeschafft und bietet eine optionale Premiummitgliedschaft namens ESO Plus an. Für das Zahlen einer monatlichen Gebühr erhält man im Gegenzug exklusive Boni im Spiel, eine Summe an Kronen zum Einkauf im Ingame-Laden sowie kostenfreien Zugriff auf alle DLCs. Doch auch ohne ESO Plus werden hunderte Stunden Spielspaß geboten.

Ich mach' mir meinen Charakter

Vor Spielbeginn kann man sich seinen eigenen Charakter zusammenstellen, was aufgrund des umfangreichen Editors schon einmal viele Minuten dauern kann. Dabei legt man allerdings nicht nur die kosmetischen Grundlagen wie die Augenfarbe, die Frisur oder den Körperbau fest, sondern auch das Geschlecht, die Stimme und die ersten Charaktereigenschaften. Man entscheidet direkt, ob man lieber Magier oder Krieger spielt, welcher Klasse der Held angehören soll und für welches Bündnis man antritt. Diese Entscheidung hat auch Einfluss auf die Rasse. Anhänger des Ebenherz-Paktes können beispielsweise nur Dunkelelfen, Argonier oder Nord sein. Im Dolchsturz-Bündnis schließen sich die Orks, Bretonen und Rothwardronen zusammen, und im Aldmeri-Dominion hat man die Auswahl zwischen Wald- und Hochelfen sowie den katzenartigen Khajiit. Wer verschiedene Kombinationen ausprobieren möchte, der kann sich sogar mehrere Charaktere anlegen.

Eine der größten Änderungen, die Bethesda mit „The Elder Scrolls Online“ im Vergleich beispielsweise zu „The Elder Scrolls V: Skyrim“ oder „The Elder Scrolls III: Morrowind“ umgesetzt hat, ist wohl die Implementierung des MMO-Spielprinzips. Statt die Welt nun alleine zu erkunden, kann man sich mit zahlreichen anderen Spielern weltweit zusammenschließen und gemeinsam Quests erledigen, Verließe erkunden oder auf Schatzsuche gehen. Die Betonung liegt dabei auf „kann“, denn man muss dies nicht zwingend. Für Einzelkämpfer ist genug Spielumfang vorhanden, um ziemlich viele Spielstunden auch alleine Quests zu erledigen oder die Welt zu erkunden. Man darf sich eben nur nicht von den anderen Helden gestört fühlen, die die Welt bevölkern und alle mit demselben Auftrag in die Welt von Tamriel gereist sind.

MMOG – ein Fluch, ein Segen

Das MMO-Prinzip hat natürlich den Vorteil, dass man nun von den zahlreichen Spielern in der Welt jederzeit Unterstützung bei schwierigen Aufgaben bekommen kann und anspruchsvollere Gegner in Gruppen leichter und schneller zur Strecke bringt. Besonders auffällig ist dies, wenn man gerade in einer Höhle nach einem Gegenstand sucht und keine Gegenwehr erhält, weil einer oder mehrere andere Spieler kurz zuvor alle Gegner erledigt haben und diese noch nicht wiederbelebt worden sind. Da werden die Quests zu einem reinen Spaziergang.

Andererseits kommt es bei Quests auch vor, dass andere Spieler Zielpersonen knapp vor dem eigenen Ankommen töten und man auf den Respawn warten muss. Ebenso frustrierend, wenn man gerade eine Truhe geknackt hat, nur schnell Platz im Inventar schaffen möchte und in der Zeit ein anderer Spieler die Reichtümer geplündert hat.

Wer gerne und regelmäßig mit anderen Spielern zusammen zockt, der kann sich auch eine der Spielergilden anschließen; wobei es auf der Xbox One noch ziemlich wenige Gilden gibt. Der Vorteil ist, dass man gleichzeitig in fünf Gilden Mitglied sein kann. Als Leiter kann man jedoch nur eine Gilde betreuen.

Verlauft euch nicht

Die Welt von „The Elder Scrolls Online“ ist, wie von der Spielreihe gewohnt, sehr umfangreich und weitläufig. So besucht man die gefrorenen Gipfel Himmelsrands, die trüben Tiefen von Schwarzmarsch oder auch die Wüsten auf Elsweyr, und sehr viele weitere Orte gilt es zu entdecken. Es warten zahlreiche Quest-Geber mit den unterschiedlichsten Aufgaben. Mal müsst ihr einen geliebten Nicht-Spieler-Charakter (kurz: NSC) retten, Gegenstände sammeln, Zielpersonen beschatten oder Verliese säubern. Interessant vor allem für Teamspieler ist, dass es spezielle Verliese gibt, die man nur in einer Gruppe erledigen kann. Wer möchte, kann sich zudem den NSC-Gilden anschließen, wobei es bisher nur die Magier- und Kriegergilde gibt. Die Diebesgilde und die Dunkle Bruderschaft sollen in Zukunft noch umgesetzt werden.

Immer noch nicht genug Aufgaben? Dann sucht man eben noch nach verborgenen Himmelsscherben für weitere Fertigkeitspunkte, bezwingt mächtige Kreaturen, bestaunt tolle Ausblicke oder sammelt und liest Bücher sowie Folianten. Zahlreiche Möglichkeiten zum Zeitvertreib erwarten einen Abenteurer, der sich nach Tamriel traut. Die Schnellreise ist übrigens komfortabel über Wegschreine zu erreichen, die einmal besucht dauerhaft zur Verfügung stehen. Wer auf fremde Transportmittel nicht vertraut und schneller von A nach B kommen möchte, kann sich an den Ställen auch ein Reittier kaufen. Das nötige Kleingeld verdient man jedoch eher mit den Quests und nicht durch den Verkauf von Gegenständen, denn die Händler sind sehr knauserig und ein Auktionshaus gibt es nur innerhalb von Gilden mit mindestens 50 Spielern. Sehr schade, denn so verkauft man Gegenstände meist unter Wert, und das Herstellen selbiger hat auch nur für den Eigenverbrauch wirklich Sinn. Der Charakter kann nämlich mehrere Fähigkeiten wie Schreinern, Schmieden und Alchemie erlernen und mit den richtigen Materialien wie Jute, Eisen oder Holz diverse Items herstellen. Zudem ist es möglich, mit freigeschalteten Farben die Kleidung individuell zu gestalten.

Verbessert wird der Charakter in „The Elder Scrolls Online“ mit Fertigkeitspunkten, die man entweder durch das Aufstufen oder durch auffindbare Himmelsscherben erhält. Das Punktesammeln über das reine Monstertöten zahlt sich in diesem Rollenspiel nur bedingt aus. Die erhaltenen Punkte kann man in den unterschiedlichen Fähigkeitenbäumen verteilen, wodurch jeder Spieler gezielt das trainieren kann, worauf sich der Charakter spezialisieren soll. Unterschieden wird dabei zwischen aktiven, passiven und ultimativen Fähigkeiten, und es bleibt allein die Entscheidung eines jeden Einzelnen, ob Waffen, Rüstung, Handwerk oder klassenspezifisch verbessert werden soll. Mit Attributpunkten kann der Spieler Magicka, Leben oder Ausdauer des Charakters aufwerten.

PvP

Wer viel lieber gegen andere Spieler zockt, der kann ab Stufe 10 auch nach Cyrodiil reisen und dort zahlreiche PvP-Kämpfe ausfechten. Dabei wird der Charakter auf Stufe 50 gebufft (gesteigert), damit er mit anderen hochstufigen Spielern mithalten kann. Jedoch werden die Ausrüstung und die Fähigkeiten beibehalten, wodurch man gegen einen „echten“ Stufe-50-Charakter kaum eine Chance haben wird, weil dieser einfach viel besser ausgebildet ist. Vorteil ist jedoch, dass die Ausrüstungsgegenstände bei einem virtuellen Tod in Cyrodiil keinen Schaden nehmen, während sie dies außerhalb der PvP-Zone bei jedem Tod tun.

Zu Beginn entscheidet man sich für eine der verfügbaren Kampagnen, die man erledigen möchte, und startet in einer von der eigenen Allianz eingenommenen Festung. Nun besteht die Aufgabe darin, die Wachtürme oder Versorgungsstätten wie Mühlen und Minen der gegnerischen Allianzen einzunehmen oder PvP-Quests zu erledigen. Egal, ob Kopfgeldjagd, Erkundungsmissionen, Schlachtmissionen, um Versorgungspunkte einzunehmen, oder Kriegsfront-Einsätze, bei denen feindliche Burgen erobert werden müssen. Für gewillte PvP-Spieler gibt es genug Material, um den Blutdurst zu stillen. Einzelkämpfer hingegen werden schnell das Zeitliche segnen, denn alleine ist man den Elitegegnern deutlich unterlegen.

Für das Erledigen von Quests und für Gebäude-Einnahmen erhält man Allianzpunkte, die in der Welt von Cyrodiil als Währung fungieren. Mit diesen kauft man bessere Waffen, Befestigungsanlagen oder andere hilfreiche Gegenstände.

Gute Menschen kommen in den Himmel

Interessant ist auch, dass die Bürger Tamriels eigene Besitztümer und Schätze haben. Sollte man den dunklen Pfad eines Diebes einschlagen, kann man deren Habe stehlen. Doch Achtung: Solltet ihr dabei erwischt werden, wird das Konsequenzen haben. Händler beispielsweise könnten einen Verkauf an den Dieb verweigern oder überteuerte Preise verlangen.

Neben der Hauptstory gibt es noch zahlreiche andere Abenteuer, die für viele Stunden Spielzeit sorgen. Selbst wenn der eigene Charakter Stufe 50 erreicht, wird es nicht langweilig, denn dann gibt es Veteranenversionen von Verliesen, in denen deren Geschichte mit neuen und härteren Anführern fortgesetzt wird. Zudem gibt es die Drachenstern-Arena und die Abenteuerzone Kargstein. Während des Durchspielens erhält man Championpunkte, die für vielerlei Geschicke eingesetzt werden können und so den Charakter noch stärker machen.

Die Steuerung des MMOGs funktioniert auch mit dem Controller souverän. Um den Kampf zu erleichtern, kann man Spezialangriffe und Gegenstände auf Schnellzugrifftasten legen. So richtig leicht ist der Kampf aber dennoch nicht. Es gibt einfach zu viele Tastenkombinationen, die man beherrschen muss, so dass der Spieleinsteig ein wenig anstrengend ausfällt. Nach den ersten Quests, Kämpfen und Spielminuten hat man diese jedoch verinnerlicht und muss sich nur neue Tasten einprägen, wenn man beispielsweise eine weitere Fähigkeit freigeschaltet hat und diese auf eine der Schnellzugriffe abgelegt wird.

Auf lange Sicht ganz hübsch

Grafisch ist „The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited“ solide und schafft es, die stimmungsvolle Atmosphäre eines typischen Titels der Reihe zu erreichen. Wem es allerdings auf Detailgenauigkeit ankommt, der wird enttäuscht sein, denn die Hardware der Konsolengeneration wurde hier sicher nicht bis auf das Letzte ausgereizt. Vor allem, wenn man näher an Gebirge oder Gebäude herantritt, fällt der Grafikmatsch auf, der Grundlage für das Spiel ist. Andererseits gibt es schöne Weitsichten, die man besonders auf den Aussichtspunkten genießen kann und schön anzusehen sind. Aber eben nur aus der Ferne. Die anderen Charaktere der Welt sehen allerdings sehr gut aus und sind realitätsgetreu animiert. Positiv fallen auch der schöne Tag-und-Nacht-Wechsel sowie das dynamische Wetter auf.

Soundtechnisch sind sowohl die Synchronstimmen als auch die Sounduntermalung gelungen. Was allerdings ziemlich nervig sein kann, ist der Sprachchat, denn immer wieder kam es während der Testphase vor, dass jemand völlig unpassende Kommentare mitten in die Spielwelt hinausposaunte. Rülpsen war dabei noch das angenehmste, was man im Sprachchat miterleben 


Fazit

„The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited“ ist ein motivierendes und unterhaltsames Rollenspiel. Die Kombination aus Spielinhalten für Solospieler und den MMO-Mechaniken funktioniert gut und kann auch auf lange Sicht gefallen. Trotz kleinerer Mängel beim Kampfsystem oder der Grafik aus nächster Nähe macht es Spaß, die Welt von Tamriel zu erkunden und mit anderen Spielern zusammen beziehungsweise gegen sie zu zocken.
Besonders positiv ist natürlich auch, dass die Abogebühren kein Muss mehr sind und mit dem Kauf nun auch ohne zusätzliche Kosten ein sehr großer Spielumfang zur Verfügung steht.


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