Im MMORPG "Otherland" von Drago Entertainment begeben wir uns in eine futuristische virtuelle Welt, die, ähnlich wie in Matrix, auf einer Simulation beruht. Dabei ist es vor allem die außergewöhnliche Optik, die einem von Beginn an ins Auge fällt.
Nachdem wir unserem Charakter einen Namen gegeben haben, erwacht dieser in einer surrealen Umgebung, die, wie wir später erfahren, eine Art Zwischenwelt ist, von der aus wir eine Verbindung zum "Otherland" aufbauen können. Die erste Person, die dem Spieler begegnet, stellt sich als "Sellars" vor und erklärt, dass wir wohl eine längere Zeit bewusstlos waren. Sellars führt uns direkt nach dem Einführungsgespräch zum sogenannten MetaMorph, einem Gerät, das es uns ermöglicht, das bis dato nur neutral gehaltene Erscheinungsbild der Hauptcharaktere zu individualisieren. Neben Größe, Statur und Hautfarbe lässt sich hier auch das Energie-Pattern der Figur entsprechend der eigenen Vorstellungen anpassen. Dabei handelt es sich um farbige Energiezonen, die den Körper des Kämpfers umgeben. Je nach Wahl verändert sich das Muster der Energiezonen und damit auch das Aussehen der Figur. Sobald unser Held so aussieht, wie wir es uns vorgestellt haben, kehren wir zu Sellars zurück, der uns auf direktem Wege durch ein Portal ins "Otherland" führt.
Dort angekommen, offenbart sich uns ein virtueller Ort der Zerstörung, an dem es nichts als chaotische, zusammenhanglose Gebilde gibt. Schuld daran ist Felix Jongleur, den Sellars als den "Mega-Tycoon" vorstellt. Im selben Atemzug erfahren wir von unserem Gefährten, dass es nun an uns liegt, diesen Größenwahnsinnigen daran zu hindern, das "Otherland" zu zerstören und für seine Zwecke zu missbrauchen.
Um für diesen Kampf, in dem sich das Schicksal der Welt entscheidet, gerüstet zu sein, ist es erforderlich, dass wir uns für eine der vier möglichen Klassen entscheiden. Diese können wir an dieser Stelle ausgiebig testen, bevor wir Sellars unsere Entscheidung mitteilen müssen. Nach der Klassenwahl darf sich unsere Figur direkt ins Getümmel stürzen und den bösen Felix in dessen Thronsaal konfrontieren. Es folgt ein kurzer und actionreicher Kampf, in dem gleich einmal alle Fähigkeiten der gewählten Klasse ausgetestet werden können. Am Ende des Gefechts gelingt es uns schließlich, Jongleurs Thron zu zerstören, was zu einer Kettenreaktion und einem gewaltigen Lichtblitz führt. Die darauffolgende Sequenz verdeutlicht noch einmal die Auswirkungen unseres Sieges und dient als Überleitung zum eigentlichen Spieleinstieg.
Ein Zeitsprung von einigen Jahren katapultiert uns anschließend in ein weitaus freundlicher wirkendes "Otherland" der Zukunft. Wir erfahren, dass die Thronzerstörung eine Art Neustart des Systems bewirkt hat und müssen uns im weiteren Spielverlauf in dieser neuen Welt zurechtfinden. Allerdings hat der Reboot für unseren Helden auch negative Auswirkungen, denn sämtliche Fähigkeiten, die im Kampf gegen Jongleur eingesetzt werden konnten, sind erst einmal verschwunden und müssen sukzessive neu erlernt werden.
Gameplay
Die Grundsteuerung der Figur erfolgt klassisch über die WASD-Tasten in Kombination mit der Maus. Das Interagieren mit Objekten oder Personen ist in der Standardeinstellung mit der F-Taste möglich. Allerdings lässt sich die Tastaturbelegung im Optionsmenü auch verändern und dadurch problemlos den eigenen MMORPG-Gewohnheiten anpassen.
Die Standardangriffe können durch Drücken der Maustasten ausgeführt werden, zusätzlich stehen Spezialangriffe und klassenspezifische Fähigkeiten zur Verfügung, die sich auf den Nummerntasten befinden. Die normalen Angriffe lassen sich jederzeit beliebig einsetzen, die Spezialattacken müssen sich dagegen immer erst wieder aufladen, nachdem sie benutzt wurden.
Die Stärke der Figur lässt sich wie gewohnt dadurch erhöhen, dass freilaufende Monster besiegt und verfügbare Missionen erledigt werden. Die Quests beinhalten verschiedene Aufgaben und reichen vom Befreien von Nicht-Spieler-Charakteren (kurz NSCs) über das Sammeln von Gegenständen bis hin zum Besiegen einer vorgegebenen Anzahl Gegner. Durch das Erreichen neuer Stufen werden nach und nach weitere Angriffe und Fähigkeiten freigeschaltet, die die künftigen Gefechte weitaus einfacher machen.
Gerade zu Beginn ist es leider sehr auffällig, dass eine große Anzahl von Aufgaben für denselben NSC abgearbeitet werden muss, da sich einfach keine anderen Auftraggeber in der Nähe befinden. Das ist nicht ganz so optimal gelöst und sorgt für gewisse Ermüdungserscheinungen.
Ergänzend zu den Angriffen, die Schaden beim Feind verursachen, verfügt unser Charakter auch über Fähigkeiten, mit denen er sich nach den Kämpfen wieder heilen kann. Da dies eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, sollte man sich hierfür stets an einen sicheren Ort zurückziehen. Aber auch ohne den Einsatz der Heilkräfte lädt sich der Energiebalken außerhalb der Kampfhandlungen selbstständig wieder auf, solange man nicht wieder angegriffen wird.
Bei "Otherland" können wir aus vier verschiedenen Klassen wählen. Zur Auswahl stehen "Marksman", "Warrior", "Energizer" sowie "Assassin". Alle vier Varianten können innerhalb eines separaten kleinen Levelabschnitts mit diversen Gegnern vorab getestet werden, wodurch die Entscheidung wesentlich einfacher wird. Entgegen anderen MMORPGs muss man bei diesem Genrevertreter also nicht ins kalte Wasser springen, sondern kann die verschiedenen Fähigkeiten und Besonderheiten im Vorfeld auf Herz und Nieren prüfen.
Der "Marksman" ist seines Zeichens ein Fernkämpfer, der mit Schusswaffen ausgestattet ist und starke Angriffe aus der Distanz wirken kann. Seine Schwäche liegt dagegen im Nahkampf, wo er schnell überfordert wirkt.
Der "Warrior" ist hingegen der perfekte Nahkämpfer für alle, die gerne sehr viel Schaden austeilen. Mit unterschiedlichen Schlagwaffen prügelt dieser Kämpfer ohne Unterlass auf seine Gegner ein, allerdings ist er dabei sehr langsam unterwegs.
Die "Energizer"-Klasse ist eine besondere Variante, die man so in anderen MMORPGs noch nicht bewundern durfte. Dieser Krieger verfügt über beeindruckende Energiewellen, die er aus der Ferne auf die Feinde richten kann. Seine Besonderheit ist es aber, dass er die Energiewellen auch dafür verwenden kann, eigene Klone aufzuladen, die anschließend für ihn in die Schlacht ziehen.
Aber auch die letzte Klasse, der "Assassin", ist sehr interessant. Dieser flinke und wendige Nahkämpfer ist die richtige Wahl für alle Spieler, die gerne mitten im Geschehen sind. Auch wenn er nicht so viel Schaden verursacht wie der "Warrior", kann er sich nahe an die Feinde heranschleichen und dort mit seinem hohen Tempo punkten.
Grafik
Die futuristische und bunte Darstellung von "Otherland" zu Beginn des Spiels erinnert stark an die beiden "Tron"-Filme. Dadurch wird eine ganz besondere Atmosphäre kreiert, die das surreale Setting perfekt ergänzt und einen direkt in den Bann zieht. Aber auch das "Otherland" der Zukunft, nach der Zerstörung des Throns, verfügt über eine spezielle Aura. Die Stimmung der mystischen Umgebung, die durch die gewählte Farbgebung noch verstärkt wird, überzeugt auf ganzer Linie. Durch die unterschiedlich gestalteten Spielwelten, die allesamt eine eigene Ausstrahlung besitzen, gelingt dem Titel der Spagat zwischen Fantasy und Science-Fiction sehr gut. Die geschickt platzierten Wasser- und Lichteffekte, die zudem noch wirklich gut aussehen, machen die traumähnliche Außenwelt sehr lebendig.
Sound
Die elektronischen und äußerst rhythmischen Klänge, die am Anfang der Handlung zum Einsatz kommen, unterstreichen das "Tron"-Feeling und erinnern an den dazugehörigen Film-Soundtrack von Daft Punk. Im späteren Spielverlauf wird die Musik deutlich ruhiger und minimalistischer, gliedert sich damit hervorragend in die neue mystische Spielwelt ein. In actionreichen Momenten kommen außerdem verstärkt opulente Streicherpassagen zum Einsatz, die für zusätzliche Spannung sorgen.
Über eine Sprachausgabe verfügt das Spiel leider nicht, die Dialoge werden daher nur in Textform dargestellt. Da das gesamte Spiel auf Englisch gehalten ist, muss man sich hier und da etwas mehr konzentrieren, um auch wirklich die gesamte Handlung zu erfassen.
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