Am 13. Februar 2024 erschien endlich das Piraten-Action-Adventure-Spiel der Entwickler Ubisoft, Ubisoft Singapore, Blue Byte und Ubisoft Chengdu und Publisher Ubisoft, welches sich seit mehreren Jahren in Entwicklung befand und zahlreiche Male verschoben wurde. Ich durfte Skull and Bones bereits mehrere Male spielen, während eines VIP-Wochenendes, und diverse Closed Betas, bevor es veröffentlicht wurde.
Story und Handlung:
Nachdem du deinen Piraten-Kapitän individuell angepasst hast, entführt dich das Spiel in das Herz des Indischen Ozeans, wo du versuchst, das "Nassau" der afrikanischen Küste (Sainte-Anne) zu erreichen, um deinen Platz in der östlichen Piratengesellschaft des 18. Jahrhunderts zu sichern. Man merkt jedoch schnell, dass die Erzählung nicht die Stärke von Skull and Bones ist. Die vorgestellten Charaktere wecken kein Interesse und der Konflikt zwischen vier lokalen Fraktionen und den Kolonialreichen, mit Piraten dazwischen, fühlt sich eher wie ein Tutorial an und soll wohl auch eins sein. Charismatische Gesichter wie "Calico" Jack oder Charles Vane sind hier nicht zu finden. Die Handlung von Skull and Bones wird von zwei NPCs geleitet, einem versoffenen, inkompetenten alten Seebären und einem kriegerischen Rebellenadmiral mit viel Ehrgeiz, aber die Begegnung mit ihnen ist eine reine Formalität. Wenn du also eine richtige Story mit Kampagne erwartest, wirst du hier nicht fündig, die Story ist vorhanden, aber nur nebensächlich und so gut wie nicht präsent. Von allen MMOs die ich gespielt habe, bietet Skull and Bones die schwächste Story, wenn man diese wirklich auch so bezeichnen möchte.
Mach dir einen Namen
Skull and Bones ist ein Pseudo-MMO, das dich dazu einlädt, vier riesige Seeregionen auf einer ca. 620 Quadratkilometer großen Karte zu navigieren, die von bis zu 20 Spielern gleichzeitig bevölkert werden kann. Du wirst also nicht nur NPC-Schiffe treffen, sondern auch echte Spieler, mit denen du dich verbünden kannst, um beim Plündern der Städte bessere Chancen zu haben. Wenn man Verträge aller Art erfüllt, kann man durch ein "Infamie"-System mit Stufen bessere Schiffe und mächtigere Waffen freischalten, mit dem Ziel, die Meere zu beherrschen und seinen Namen an sämtlichen Küsten bekannt zu machen. Das Segeln ist der wichtigste Teil des Spiels, aber du wirst auch zwei große Städte haben, in denen du beim Schmied, im Bekleidungsgeschäft oder beim Schreiner eine Reihe von Dingen erledigen oder Jagdaufträge von rivalisierenden Kapitänen annehmen kannst. Der Seekampf ist zweifellos der beste Teil des Spiels, mit zehn verfügbaren Schiffen, einer Reihe von Waffentypen, Elementarschaden und einem Gameplay, das ebenso auf Vorbereitung wie auf gutes Zielen angewiesen ist. Von Lastkähnen, Schaluppen, Brigantinen und sogar der mächtigen Sambuk hat jedes Schiff seine eigenen Besonderheiten und Klassen (DPS, Unterstützung oder Tank). Die Stärke eines jeden Schiffes wird jedoch nicht so sehr an seiner Größe gemessen, sondern daran, was man an Deck ausrüstet. Die Waffen sind vielfältig und für den Kampf auf dem Wasser ist es wichtig zu wissen, wie man die Winde kontrolliert, im richtigen Moment die Segel senkt, um schnellere Wendemanöver durchführen zu können und auf die Schwachstellen der Gegner wie die Santa Barbara oder die offenen Stellen im Rumpf zu zielen.
Gelungene Atmosphäre und Anpassungen
Die Kämpfe sind rasant, und nachdem man gewonnen hat, ist es an der Zeit, die Karte weiterzuerkunden, die sehr abwechslungsreich ist und dank der verschiedenen Schauplätze eine gelungene Atmosphäre bietet. Ubisoft mag bei der Gestaltung offener Welten nicht innovativ sein, aber sie wissen, wie man es gut macht. An der Küste Afrikas schippert man auf schmalen Flüssen entlang, Ostindien erinnerte mich an das coole Singapur in Fluch der Karibik: At World's End und auf dem offenen Meer muss man gegen Wind, Sturm und Raubtiere wie bspw. Haie ankämpfen. Jede Region hat ihre eigenen Handelsposten, Städte und Sehenswürdigkeiten, und zwischen ihnen werden Handelsrouten mit Händlern eingerichtet, die wertvolle Materialien für den Bau von Waffen, Schiffen usw. transportieren. Dieses recht innovative Handelssystem erlaubt es dir, zu entscheiden, ob es besser ist, Städte mit Kanonenfeuer zu überfallen und Beute zu machen, oder ob es besser ist, sich nicht am Kampf zu beteiligen und etwas Geld auszugeben, um den beginnenden Kapitalismus der damaligen Zeit zu fördern. Skull and Bones bietet eine Fülle von ästhetischen Anpassungsmöglichkeiten für dein Schiff, wie z.B. Segel, Flaggen mit einer Vielzahl von Symbolen, Farben, Galionsfiguren, Ausguckkästchen und alle möglichen anderen zusätzlichen Optionen. Außerdem kann dein Charakter auf tausend verschiedene Arten und mit coolen Outfits ausgestattet werden. Du kannst auch wählen, ob du neben dem Steuermann einen Lemur oder eine Katze (sogar mit Aufnäher) tragen möchtest. Noch mehr Outfits und Skins findest du auch für Echtgeld im Shop, der alle ca. 48 Stunden die angebotenen Items wechselt, die nicht nur mit Echtgeld gekauft werden können, sondern auch mit Spielmünzen durch Missionen.
Unausgegorene Systeme
Wie ich bereits erwähnt habe, sind viele Systeme unausgegoren und es scheint, dass sich das Spiel nicht einmal die Mühe macht, dies zu verschleiern. Eine Reihe von Mechanismen und Systemen machen deutlich, dass dieser Titel schlecht gemanagt wurde. Ein Beispiel dafür ist der Ansatz des Spiels. Das Ziel von Skull and Bones soll es sein, der gefürchtetste Pirat zu werden, aber sobald ich einen bemerkenswert hohen Grad an Berühmtheit erreicht habe, schießen feindliche Schiffe nur noch auf mich, wenn ich zuerst angreife. Wenn meine Flagge den Tod bedeutet, warum schicken sie dann keine Kopfgeldjäger oder Freibeuter hinter mir her? Es stellt sich heraus, dass die Macht in Skull and Bones nichts weiter ist als ein Titel und eine Nummer, mit der ich neue Blaupausen für Waffen und Schiffe freischalten kann. Ebenso wenig kannst du Aspekte wie die Besatzung, ihre Spezialitäten oder das Anheuern neuer Matrosen verwalten. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, Teil des Schiffes oder der Mannschaft zu sein und das ist schade, denn schließlich spielt man als Piraten-Kapitän und will auch seine Crew bestimmen, die man herumkommandiert. Darüber hinaus vermisse ich neue Ideen wie ein Schiffswracksystem, eine tiefere Navigation, bei der zum Beispiel Schiffe mit geringerem Tiefgang nur bestimmte Gebiete befahren können, die Suche nach versunkenen Wracks oder ein weniger vereinfachtes Jagdsystem. Skull and Bones ist an sich kein kompliziertes Spiel, aber es ist wahr, dass es an bestimmten Stellen herausfordernde Kämpfe bietet, die dich ermutigen, weiter voranzukommen, um die größeren Fische wie Kriegsschiffe, legendäre Piratenkapitäne oder die am besten bestückten Festungen zu besiegen.
Wird repetitiv, vor allem im End Game
Obwohl Skull and Bones grafisch recht gut aussieht, kann es nicht ganz überzeugen und rechtfertigt auch nicht, dass es bspw. keine Old Gen Version für PS4 gibt. Generell empfand ich auch die Welt im Gegensatz zur Closed und VIP-Beta, an denen ich für mehrere Tage teilnehmen konnte, viel leerer, so, dass es eine ganze Weile dauerte, bis ich die Schiffe gefunden habe, die ich angreifen sollte. Ich habe auch Spieler gesehen, jedoch die meisten auf Land, auf See fühlte ich mich dann doch recht einsam und nachdem das „Tutorial“ beendet ist, wird man auch kaum noch von Haien angegriffen, was das ganze ermüdender und langatmiger macht, wenn man weite Strecken hinterlegen muss, weshalb man sich immer wieder dabei ertappen wird, dass man die Schnellreisefunktion nutzt. Die Atmosphäre ist dank Songs wie bspw. Don't Forget Your Old Shipmate sehr authentisch und es macht Spaß, mit dem Schiff zu navigieren, etwas, was ich auch schon bei den Assassin’s Creed Spielen liebte. Ähnlich wie letzteres verhält es sich auch mit der Spielzeit, ich habe Skull and Bones wie mehrfach schon erwähnt bereits vorher spielen können und auch jetzt habe ich mehrere Stunden investiert und auch nach knapp 90 Stunden habe ich vieles noch nicht gesehen, wenn du also gerne die Inseln erkundest, auch wenn sie nicht viel Bieten, Ressourcen sammelst, um sie für die Herstellung zu nutzen oder teurer wiederzuverkaufen, kannst du unzählige Stunden im Spiel verbringen. Obwohl ich bereits das vierte Mal neu angefangen habe, habe ich immer noch Spaß und auch um End Game gibt es einiges zu tun, auch wenn man hier die Repetition deutlich mehr spürt. Ich kann nur hoffen, dass die Zukunft neuen Content bringt und aufregende Events, die sich lohnen und vor allem die abwechslungsreich sind (nicht wie bei AC Origins, wo man immer gegen die gleichen Götter kämpfen muss).